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# taz.de -- Berliner Boulevardbühnen: Theater um Theater
> Der Senat muss die Kudamm-Bühnen retten, fordern Abgeordnete aller
> Fraktionen. Ein neuer Investor plant die Räumung und den Abriss.
Bild: Es ist nicht das erste Mal, dass die Theater bedroht sind: Demo 2009
Am Ende wurde es noch richtig dramatisch, beinahe wie bei Shakespeare. „Es
geht um Leben und Tod! Den Bühnen droht das Aus.“ Martin Woelffer,
Intendant der beiden Theater „Komödie“ und „Theater am Kurfürstendamm�…
rief am Montag alle Fraktionen auf, die von der Räumung und dem Abriss
bedrohten Häuser zu retten.
Sein Ruf wurde erhört: Die Mitglieder der regierenden SPD-CDU-Koalition und
die der Opposition aus Grüne, Linke und Piratenpartei unterstützten gestern
im Kulturausschuss Woelffers Appell. Mehr noch, in den kommenden Wochen
soll ein „gemeinsamer Antrag“ des Ausschusses zum Thema „Erhalt der
Kudamm-Bühnen“ dem Abgeordnetenhaus und dem Senat präsentiert werden.
Woelffer hatte zuvor im Ausschuss geschildert, dass über den
traditionsreichen Boulevard-Bühnen erneut die Abrissbirne kreise. Nach dem
Verkauf des Kudamm-Karrees, in dem sich die Theater befinden, von Ballymore
Properties (Irland) an den Münchner Investor Cells Bauwelt, habe dieser
jetzt Pläne vorgestellt, auf dem Areal eine neue, moderne Keller-Bühne
realisieren zu wollen. Cells plant zudem eine Shoppingmall und Büros. Zu
allem Überfluss habe Cells Bauwelt dem Theater noch eine Räumungsklage
zugestellt.
Nach Ansicht Woelffers stecke hinter der Räumungsandrohung die Absicht des
Investors, dass der die Bühnen los werden wolle. Denn die Miete für ein
neues Theater könne sein Haus nicht aufbringen. Woelffer: „Es geht jetzt
ums Überleben. Wir müssen die bestehenden Theater erhalten und brauchen
eine sichere finanzielle Unterstützung des Senats.“
## Privattheater sehr gut besucht
Die Kudamm-Bühnen machen sehr erfolgreiches künstlerisches und
Boulevard-Theater. Mit über 220.000 Besuchern pro Spielzeit gehören sie zu
den am besten besuchten Privattheatern in Berlin. Schon jahrelang versuchen
die unterschiedlichsten Investoren, zuletzt Ballymore, die 90 Jahre alten
Kulturbauwerke im Karree abzureißen und – wenn überhaupt – durch schicke
neue Theater zu ersetzen.
Für Sabine Bangert, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, müsse jetzt
„alles vom Senat und dem Bezirk Charlottenburg für den Erhalt der Bühnen
getan werden“. Der Investor habe mit dem Abrissbegehren und dem
Kellertheaterentwurf „eine inakzeptable Lösung vorgelegt“. Sie forderte vom
Senat, die bestehenden Häuser endlich unter Denkmalschutz zu stellen und
diese im kommenden Haushalt mit „ausreichenden Finanzmitteln auszustatten“.
Unterstützung erhielt Bangert von den Kulturexperten Uwe Lehmann-Brauns
(CDU) und Wolfgang Brauer (Linke). Die Kudamm-Bühnen gehörten „zu den
bedeutendsten Theaterarchitekturen der 20er Jahre“, so Lehmann-Brauns.
Darum müssten diese gerettet werden. Es sei unverständlich, dass Cells „so
wenig Rücksicht“ auf den Bestand nehme. Brauer forderte vom Regierenden
Kultursenator Michael Müller und Bausenator Andreas Geisel (beide SPD) die
Häuser nicht nur unter Denkmalschutz zu stellen. Beide Politiker sollten
zudem die Planungshoheit für das Projekt vom Bezirk auf die Senatsebene
ziehen. Der Bezirk Charlottenburg und dessen Baustadtrat Marc Schulte (SPD)
hatten gegenüber der taz die Cells-Planung gelobt.
Kulturstaatssekretär Tim Renner bremste den Vorstoß aller Fraktionen ein
wenig. Zunächst müsse in Gesprächen mit Cells alles getan werden, „den
Spielort im Karree zu sichern“. Danach könnte über den Erhalt der alten
Theaterbauten und deren Denkmalschutz nachgedacht werden. Dabei fielen dann
die Worte Woelffers vom Leben und vom Tod.
9 Feb 2016
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
Theater Berlin
Denkmalschutz
Investoren
Tim Renner
Kulturpolitik
Michael Müller
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