# taz.de -- Berliner Theaterlandschaft: Neue Pläne für die Kudamm-Bühnen | |
> Weil Klaus Wowereit nicht will, dass die Theater am Kurfürstendamm in der | |
> Uhlandstraße spielen, muss Architekt Chipperfield neu entwerfen und den | |
> direkten Zugang vom Berliner Broadway beibehalten | |
Bild: Es ist nicht das erste Mal, dass die Theater bedroht sind: Demo 2009 | |
Stararchitekt David Chipperfield muss nachsitzen. Nach einem Gespräch | |
zwischen Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD), dem | |
Kudamm-Karree-Investor Ballymore (Irland), dem Architekten und | |
Theaterdirektor Martin Woelffer ist verabredet worden, dass es neue Pläne | |
für die Theater am Kurfürstendamm geben soll. Man habe Chipperfield sowie | |
den Vorstand von Ballymore Group gebeten, "einen alternativen Entwurf" zu | |
entwickeln, sagte Schmitz am Montag am Rande des Kulturausschusses. Dieser | |
solle einen "repräsentativen Zugang für das Theater direkt vom | |
Kurfürstendamm aus" beinhalten. In zwei bis drei Monaten will Chipperfield | |
seine neuen Pläne zur Zukunft des umkämpften Theaterstandorts zur | |
Diskussion vorlegen. | |
Nach Ansicht von Schmitz besteht die Chance, dass sowohl der Investor als | |
auch Theaterleitung und Bezirk Charlottenburg sich auf eine "neue | |
gemeinsame" Planung einigen können. Man habe Ballymore klargemacht, wie | |
wichtig der Zugang für das Theater über den Boulevard Kurfürstendamm wäre. | |
Zudem sei dem Investor noch einmal verdeutlicht worden, dass auf jeden Fall | |
einer der beiden historischen Theatersäle - die Komödie und das Theater am | |
Kurfürstendamm - beim groß angelegten Umbau des Kudamm-Karrees erhalten | |
werden müsse. Einen Bestand beider Bühnen hält auch Schmitz aus | |
wirtschaftlichen Gründen nicht für sinnvoll. | |
Chipperfields "großer Wurf" für die geplante 500 Millionen Euro teure | |
Umgestaltung des Kudamm-Karrees samt Theater war im Februar 2010 auf | |
Widerstand gestoßen. Während die vorgesehene Modernisierung des Büro- und | |
Einkaufszentrums aus den 60er-Jahren im Bezirk noch ankam, fielen der neue | |
Theatereingang an der rückseitigen Uhlandstraße und der dorthin versetzte | |
Saal bei den Abgeordneten von Charlottenburg, dem Land Berlin und bei | |
Woelffer durch. Woelffer: "Wir haben eine Vereinbarung über ein Theater am | |
Kurfürstendamm, nicht an der Uhlandstraße." | |
Auch die grüne Bauexpertin Franziska Eichstädt-Bohlig, die sich für die | |
Rettung der von Max Reinhardt in den 1920er-Jahren bespielten Bühnen | |
engagiert, lehnt die Pläne ab. Es gehe nicht an, dass Ballymore nur aus | |
Gründen der Rentabilität die Bühne an die Uhlandstraße verrücken wolle und | |
Chipperfield sich dieser Prämisse beuge. | |
Seit der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sich vor gut einer Woche | |
gegenüber Ballymore für ein Theater direkt am Kudamm ausgesprochen hatte, | |
"geht es dort voran", so Schmitz am Montag. Man habe auch erreicht, dass | |
Ballymore die beiden Bühnen weiter ohne Mietzahlung spielen lassen werde. | |
Die Partner seien sich bewusst, "dass man zusammenarbeiten muss". Ballymore | |
hatte angekündigt, die bestehende Mietfreiheit aussetzen zu wollen, der | |
Theaterdirektor hatte daraufhin gedroht, das Gespräch mit den Investoren | |
abzubrechen. | |
Man müsse nun abwarten, wie die neuen Entwürfe zu bewerten seien. Die | |
bisherigen Varianten mit dem neuen Platz an der Uhlandstraße und einer | |
offenen Passage in Richtung Hochhaus seien noch nicht vom Tisch, gab | |
Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, gegenüber der taz zu | |
bedenken. | |
Noch immer gänzlich gegen das Projekt ist die CDU. Uwe Lehmann-Brauns, | |
kulturpolitischer Sprecher der CDU, sprach am Montag von der "Zerstörung" | |
der Bühnen. ROLF LAUTENSCHLÄGER | |
27 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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Theater Berlin | |
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