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# taz.de -- Amazons erstes deutsches Verteilzentrum: „Eine Mordsnummer“
> Im oberbayrischen Olching hat Amazon sein erstes deutsches Verteilzentrum
> eröffnet. Wie gehen die Einzelhändler der Stadt damit um?
Bild: Verstopft die Kanäle: Amazon ist mit seinen Paketen allgegenwärtig
Berlin taz | VerbraucherInnen wollen alles – einen Einkauf im vertrauten
Tante-Emma-Laden um die Ecke und Zugriff auf ein möglichst breites
Sortiment, online und zu jeder Zeit verfügbar. Das ist in der
oberbayerischen Kleinstadt Olching mit knapp 27.000 Einwohnern nicht
anders. Aber sie hat prominenten Zuwachs bekommen: Der Onlineversand-Riese
Amazon versucht sich mit einem Pilotprojekt unabhängiger von großen
Lieferdiensten wie DHL, DPD oder Hermes zu machen. Wie geht Olching damit
um?
Das bundesweit erste Amazon-Verteilzentrum ist mit 13.500 Quadratmetern
ungefähr so groß wie zwei Fußballfelder. Durch die Zusammenarbeit mit sechs
lokalen wie regionalen Lieferdiensten und knapp 200 Fahrern ist Amazon
Logistics nun in der Lage, Bestelltes noch am selben Tag im Großraum
München auszuliefern.
Noch am selben Tag also ist das bestellte Buch, das gewünschte Kleid oder
die neue Waschmaschine da. „Da macht man sich schon Gedanken, wenn man
Amazon plötzlich in der Nachbarschaft hat“, sagt Andreas Miller vom
städtischen Gewerbeverband Olching. Er geht davon aus, dass es den einen
oder anderen Händler schwer treffen könnte.
Amazon sei eine „Mordsnummer“, sagt die Olchinger Buchhändlerin Katja
Sauermann. Nicht nur die Schnelligkeit sei ein Problem. Gerade die
zunehmende „Bequemlichkeit“ von KundInnen und die Möglichkeit, online Tag
und Nacht einkaufen zu können, spiele Amazon in die Hände, gibt sie zu
bedenken. „Auf lange Sicht wird es ganz schön eng für uns Einzelhändler“,
befürchtet Buchhändlerin Sauermann.
Das sei eine „generelle Entwicklung, die sich durch die Niederlassung von
Amazon nicht verschärft hat“, sagt dagegen Andreas Mack (SPD),
Bürgermeister der Stadt Olching. Aber „unbestritten“ müsse sich der
Einzelhandel auf Konkurrenz einstellen und neue Strategien finden.
## Zwei Trümpfe auf der Hand
Chancenlos ist der Einzelhandel nicht. Davon ist der Geschäftsführer des
bayrischen Einzelhandelsverbandes, Bernd Ohlmann, überzeugt. Es brauche
echte „Manpower“. Außerdem hätten die Händler immer noch zwei „Trümpf…
der Hand“ – die persönliche Beratung und die Möglichkeit, den Einkauf
direkt mitzunehmen, sagt Ohlmann.
Olching will sich der Herausforderung stellen. „Wir sind gerade in der
Orientierungsphase und strecken die Fühler aus“, sagt Miller. Über ein
eigenes Online-Marketingkonzept verfüge der Verband zwar noch nicht. „Aber
wir sind dran und hören uns bei anderen Kommunen um“, bekräftigt er. Als
Inhaber eines Bekleidungsgeschäfts hat er aufgerüstet. So hat Miller in die
Inneneinrichtung investiert: Brauntöne, Spiegelflächen, ein neues
Lichtkonzept, mit dem er das Einkaufserlebnis verbessern will.
Das Los von Olching teilen wohl bald auch andere Gegenden Deutschlands. In
Branchenkreisen gilt es als wahrscheinlich, dass Amazon zusätzliche
Verteilzentren in weiteren deutschen Großstädten plant. Zumindest wäre das
eine logische Konsequenz, wenn der Konzern sein Versprechen von kürzesten
Lieferzeiten nachkommen will. Amazon dürfte den stationären Einzelhandel
langfristig noch viel stärker bedrohen. Insider glauben zudem, dass der
Konzern eine eigene Buchhandelskette etablieren will – vorerst nur in den
USA.
6 Feb 2016
## AUTOREN
Daniel Albrecht
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