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# taz.de -- Spa-Hotel im Konzentrationslager: Urlaub im KZ
> Auf der montenegrinischen Insel Mamula ließ Benito Mussolini einst ein KZ
> errichten. Nun soll dort ein Luxushotel entstehen.
Bild: Kann schon schön sein: die Küste Montenegros.
„Sehr nette alte Insel mit Gefängnisruine“, schreibt Andrea bei
Holidaycheck. „Tolle Kulisse“ lobt der Nutzer q9262989 aus Bielefeld bei
Tripadvisor, während Tom den vielen Müll beklagt.
Die Rede ist von der winzigen [1][Insel Mamula] vor der Küste Montenegros.
Das einzige Gebäude, das es dort gibt, ist eine im 19. Jahrhundert von
Österreichern erbaute Burg.
Das Müllproblem dürfte bald beseitigt sein, denn die
schweizerisch-ägyptische Investmentfirma Orascom plant auf den Ruinen
dieser Burg den Bau eines Luxushotels mitsamt Spa, Marina und Nachtklub. 15
Millionen Euro will man investieren. Montenegro hat die Insel für 49 Jahre
an Orascom verpachtet.
Und die Investoren betreten in Mamula eigenartiges touristisches Neuland:
Mamula wäre wohl das erste Hotel auf dem Gelände eines ehemaligen
Konzentrationslagers. Am 30. März 1942 ließ Benito Mussolini dort ein Lager
einrichten, in dem Partisanen und deren Angehörige inhaftiert wurden.
Zwischen 1.000 und 2.000 Menschen sollen dort eingesessen haben. Nach
Angaben früherer Häftlinge sind dort mindestens 80 Insassen hingerichtet
worden, weitere 50 verhungerten. „Insel des Todes“ hieß Mamula damals.
## Ein Denkmal für die Gefangenen
Nun regt sich Widerstand. An einem Ort, „an dem so viele Menschen gestorben
und gelitten haben“, dürfe kein Hotel entstehen, sagte Olivera Doklestic.
Ihr Vater, der Großvater und ihr Onkel saßen einst im KZ. Der frühere
UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali unterschrieb einen Protestbrief.
Das können die Beteiligten überhaupt nicht nachvollziehen. Orascom ließ
mitteilten, dass die ehemaligen Gefangenen den Bauplänen zugestimmt hätten.
Das Architekturbüro Salt and Walter erklärte, der Umbau zum Hotel erfolge
mit „minimalen Eingriffen“.
So steht einem romantischen Urlaub im KZ wohl nichts mehr im Wege. Ganz
besonders dank der Weitsicht der Leiterin der Abteilung für
Tourismusentwicklung, Olivera Brajovic: Auf der Insel sei auch ein Denkmal
für die Gefangenen geplant. Das ist er dann wohl, der Sieg des Kapitalismus
über den Faschismus.
19 Jan 2016
## LINKS
[1] https://www.google.de/maps/place/Mamula,+Montenegro/@42.3952695,14.0758253,…
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
KZ
Montenegro
Tourismus
Montenegro
Reiseland Kroatien
Faschismus
Auschwitz-Birkenau
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