# taz.de -- Jugend in Uganda: Harte Zeiten für die Elite | |
> Eine Universitätsausbildung können sich nur die wenigsten leisten. Doch | |
> ein Abschluss bedeutet nicht, auch einen Job zu finden. | |
Bild: Auch nach 30 Jahren an der Macht noch keine Lust in Rente zu gehen: Ugand… | |
KAMPALA taz | „Glückwunsch zum Uniabschluss – aber ihr legt die ganze Stadt | |
lahm“, twittert ein Ugander. In Ugandas Hauptstadt Kampala dreht sich | |
dieser Tage alles um die staatliche Universität Makerere. Die feiert den | |
Abschluss von über 13.000 Absolventen – der aufstrebenden Elite, Ugandas | |
ganzem Stolz. Die Makerere-Uni zählt auch im Ranking von 2015 zu den besten | |
drei Universitäten Afrikas. | |
Auf dem Campus im Herzen Kampalas herrscht Festtagsstimmung. Der | |
Bildungsminister ist gekommen, Reden werden gehalten. Tausende Studenten | |
sitzen auf Plastikstühlen, gekleidet in schwarzen Talaren und mit Hüten, | |
begleitet von Eltern, Geschwistern, Tanten und Onkeln in schicken Kleidern. | |
Für sie ist es ein besonderer Tag. Um ein Kind auf die Universität zu | |
schicken, muss in Uganda die ganze Großfamilie zusammenlegen. Die Gebühren | |
liegen bei umgerechnet rund 400 Euro pro Semester. Für Prüfungen, Bücher | |
und alles, was sonst dazugehört, muss man extra zahlen. Hochschulbildung | |
können sich nur die wenigsten leisten. „Ihr seid die Elite Ugandas und | |
werdet das Land in eine wohlhabende Zukunft führen“, sagt der Dekan. | |
Die Absolventen lächeln müde, nur wenige klatschen verhalten. Einige | |
verdrehen die Augen. Jeder weiß, dass vor ihnen eine harte Zeit liegt. Denn | |
selbst in Afrikas Elitekaderschmiede zeigt sich im Kleinen, was in ganz | |
Uganda im Argen liegt. Man muss nur genau hinsehen. | |
## Diskussionen und Flüche | |
Jenseits der Festzelte, drängeln sich Hunderte Studenten vor dem | |
Verwaltungsgebäude. Es wird diskutiert und geflucht. Sie verlangen ihre | |
Zeugnisse. „Die anderen feiern, und wir werden hier stehen gelassen“, klagt | |
einer und erklärt: 5.000 der 13.000 Namen stünden nicht auf den | |
Graduiertenlisten, obwohl sie die Examen bestanden hätten – sie seien | |
verloren gegangen. „Wir sollen jetzt die Prüfungen wiederholen, diese Uni | |
ist ein Sauladen!“, flucht ein anderer. Ein Raunen geht durch die Menge. | |
Bewaffnete Polizisten auf dem Parkplatz beobachten die Szene. Um ihre | |
Gürtel hängen Tränengaskartuschen – griffbereit. Der Polizeichef hat | |
klargemacht: Bei Randale wird hart durchgegriffen. | |
Die Stimmung in Uganda droht zu kippen: In knapp einem Monat sind Wahlen | |
angesetzt. Der 71-jährige Präsident Yoweri Museveni ist seit 30 Jahren an | |
der Macht und macht keine Anstalten abzutreten. Sprich, alle Studenten | |
kennen in ihrem Leben nur ihn als Präsidenten. | |
Genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Ugandas Bevölkerung zählt | |
zu einer der am schnellsten wachsenden weltweit. 78 Prozent ist unter 30 | |
Jahre alt, und davon sind laut Statistik aus dem Jahr 2012 rund 64 Prozent | |
arbeitslos. | |
Um zu gewinnen, buhlt der Präsident um die Stimmen der Jugend, verspricht | |
Jobs. Doch selbst die Elitestudenten glauben ihm nicht: „Wir erleben jeden | |
Tag auf dem Campus Korruption und Missmanagement – so wie überall, in allen | |
Staatseinrichtungen“, sagt einer. „Doch der Präsident redet in seinen | |
Wahlkampf von ‚kontinuierlichem Fortschritt‘ “. Da beginnen sie alle zu | |
lachen. | |
23 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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