# taz.de -- Unistreik in Uganda: Gemeinsam für höhere Löhne | |
> Auch andere staatliche Hochschulen haben sich dem Streik der Kampala-Uni | |
> angeschlossen. Sie fordern mehr Geld für Verwaltungsangestellte. | |
Bild: Normalerweise herrscht dichtes Gedränge auf dem Campus von Makerere | |
KAMPALA taz | Wo diese Woche Studenten in den Vorlesungssälen oder | |
Bibliotheken sitzen sollten, herrscht gähnende Leere. Der gewaltige Campus | |
der größten und ältesten staatlichen Universität Ugandas, Makerere, auf | |
einem Hügel der Hauptstadt Kampala ist verwaist. | |
Nur ein paar Dutzend Polizisten lümmeln auf der Wiese vor dem Hauptgebäude | |
herum, im Schatten eines Mangobaums. Eine Dame in Uniform verteilt | |
Strafzettel für die wenigen parkenden Autos, auf dem Tennisplatz üben | |
Studenten Aufschläge. | |
Das Semester hätte vergangene Woche in Uganda starten sollen. Doch | |
landesweit bleiben alle staatlichen Hochschulen geschlossen. Professoren, | |
Verwaltungsangestellte, selbst die Putzfrauen und die Gärtner – sie alle | |
streiken. | |
„Es geht um versprochene Gehaltserhöhungen“, sagt Ernest Okello Ogwang. | |
„Wir verhandeln mit der Regierung.“ Der Professor ist vom Universitätschef | |
ernannt worden, den Streit beizulegen. | |
## „Wir sind alle solidarisch“ | |
Ogwang erklärt konkret: Es gehe nicht um die Gehälter für das Lehrpersonal, | |
diese seien vor drei Jahren von Präsident Yoweri Museveni persönlich erhöht | |
worden, sondern um die Gehälter für die Verwaltungsangestellten: von der | |
Sekretärin über die Bibliothekarin bis hin zur Putzfrau. „Doch wir sind | |
alle solidarisch, deswegen ist die Uni geschlossen“, sagt Ogwang. | |
Der ältere Mann sitzt auf seinem Sofa in einer schmucken Villa – Baujahr | |
1935 – inmitten des weitläufigen Campus. Die 1922 von britischen | |
Kolonialherren gegründete Universität Makerere galt schon immer als | |
Aushängeschild Ugandas, im vergangenen Jahr belegte sie im Ranking der | |
besten Hochschuleinrichtungen Afrikas Platz drei. Über 60.000 Studierende | |
sind eingeschrieben, jeder zahlt umgerechnet über 400 Euro pro Semester | |
Studiengebühr. | |
Als Irene Mukamwe am Montagmorgen aus ihrem Studentenwohnheim über den | |
Campus zum Hauptgebäude geschlendert war, hatte sie sich so auf ihren | |
ersten Tag an der Uni gefreut, erzählt sie. Die 19-Jährige ist eine der | |
2.000 Erstsemester, die diese Woche hätten anfangen sollen. | |
Sie stammt aus Lira, einer Stadt im kargen Norden des Landes. Dass ihre | |
Familie sie an Ugandas Prestige-Uni schicken kann, verdankt sie ihrem | |
Onkel: Professor Ogwang. | |
Jetzt sitzt sie gelangweilt neben ihm auf der Couch. „Es ist bedauerlich | |
für die Studenten“, sagt er und streicht seiner Nichte aufmunternd über den | |
Rücken: „Wir werden den Disput mit der Regierung bald beilegen“, verspricht | |
er. | |
## Janet Museveni soll es richten | |
Zur selben Zeit stürmen ein paar Dutzend Studierende im Stadtzentrum die | |
Türen des Bildungsministeriums. Sie verlangen Janet Museveni zu sprechen, | |
die seit Mai amtierende Bildungsministerin und Ehefrau des Präsidenten | |
Yoweri Museveni. | |
Der seit 30 Jahren amtierende Staatschef hatte sich bei seiner Wiederwahl | |
im Februar auf die Fahnen geschrieben, in seiner nächsten Amtszeit den | |
Bildungssektor zu reformieren – neben dem Transport- und Gesundheitssektor | |
derjenige in Uganda mit der höchsten Korruption und dem größten | |
Missmanagement. Seine Frau Janet soll das nun richten. | |
Doch gleich zu Beginn steht sie vor enormen Herausforderungen: Ihr Ehemann | |
und Präsident hatte im vergangenen Jahr ausnahmslos allen | |
Universitätsangestellten eine Lohnerhöhung versprochen, doch nur die | |
Professoren wurden in diesem Haushaltsjahr berücksichtigt. | |
Den Studenten, die ihr Ministerium stürmten, versprach die First Lady am | |
Montag, die Universitäten würden am Dienstag öffnen. Sie habe „einen | |
Befehl“ gegeben, schreibt die ugandische Tageszeitung Daily Monitor. | |
Doch noch am selben Nachmittag erklärt Präsident Museveni in einer Rede, | |
die Gelder seien in diesem Haushaltsjahr eben dem Neubau von Straßen | |
zugeschanzt worden. Die Universitätsangestellten müssten sich noch ein Jahr | |
gedulden. Professor Ogwang sagt dazu: „Versprochen ist versprochen – wir | |
beharren darauf.“ | |
## Polizisten mit Schlagstöcken in Wartestellung | |
Trotz „Befehl“ der Ministerin bleiben alle fünf Staatsuniversitäten auch … | |
Dienstag geschlossen. „Es herrscht tote Hose hier“, sagt Mwotta Bazil | |
Biddemu, gewählter Präsident der Studentenvereinigung. Er sitzt in seinem | |
kleinen Büro neben dem Verwaltungsgebäude. | |
Draußen stehen Polizisten mit Schlagstöcken und Schilden – immer wieder hat | |
es in den vergangenen Monaten Proteste an der Uni gegeben, die Polizei ist | |
auch heute gerüstet, diese sofort niederzuschlagen. | |
„Wir haben ein Recht auf Bildung“, sagt Biddemu und haut auf den Tisch. | |
Erst zu Beginn des Jahres seien die Hochschulgebühren um 10 Prozent erhöht | |
worden. „Wir haben alle gekämpft, diese hohen Gebühren zusammenzukratzen, | |
und jetzt gibt es doch keine Vorlesungen“, klagt er. | |
Dass Präsident Museveni seine Frau zur Ministerin gekürt hat, um die | |
Bildung auf Vordermann zu bekommen, „hat mir zuerst sehr viel Hoffnung | |
gegeben“, so Biddemu: „Doch dass eine von Afrikas besten Unis geschlossen | |
bleibt, ist kein guter Start für sie.“ | |
17 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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