# taz.de -- Flüchtlinge und der Arbeitsmarkt: Viel Arbeit für viele | |
> Bei der Integration der Neuzuwanderer in den Arbeitsmarkt handle der | |
> Berliner Senat planlos, klagt die Opposition. | |
Bild: Eine junge Syrerin in einer Ausbildungsmaßnahme der Brandenburger Handwe… | |
Tut Berlin genug für die berufliche Integration von Flüchtlingen? Oder | |
handelt der Senat konzeptlos? Darüber diskutierte am Donnerstag der | |
arbeits- und integrationspolitische Ausschuss des Abgeordnetenhauses. | |
Anlass war ein Antrag der Linksfraktion, die mehr Unterstützung für | |
Flüchtlinge auf Arbeitssuche fordert. | |
Gut 50.000 Flüchtlinge hat Berlin 2015 aufgenommen, 12.000 Menschen waren | |
es 2014. Nicht nur Erwerbsfähige, auch die Jüngeren müssen für den Eintritt | |
in den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Dem Institut für Arbeitsmarkt und | |
Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit zufolge sind fünf Jahre | |
nach Zuzug nur 50 Prozent der Flüchtlinge in Beschäftigung. Hindernisse | |
sind etwa nicht ausreichende Deutschkenntnisse oder Probleme bei der | |
Anerkennung der aus den Heimatländern mitgebrachten Qualifikationen. | |
Wie Berlin das besser machen will, interessierte im Ausschuss vor allem die | |
Opposition. Arbeits- und Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) war nicht | |
erschienen. Ihr Staatssekretär Boris Velter verwies zwar auf fertige | |
Konzepte etwa für die Jugendberufsagenturen, die auch jungen Flüchtlingen | |
offen stünden. Oder die „Lenkungsgruppe“, wo „alle Partner, die | |
Verantwortung tragen“ an der Optimierung der Arbeitsmarktintegration von | |
Flüchtlingen mitarbeiteten. Dazu gehören Kammern, Jobcenter, | |
Arbeitsagentur, Behörden, Beratungsstellen und Gewerkschaften. | |
Doch damit verwies er auch auf das, was sich bei Nachfragen als Teil des | |
Problems darstellte: die Vielzahl der Akteure beim Integrationsprozess. So | |
hat die Senatsverwaltung für Bildung mit Berlins Hochschulen Programme für | |
studienwillige Flüchtlinge entwickelt. Ob die diese wahrnehmen können, | |
liegt aber an der Senatsinnenverwaltung. Die hat nach Auskunft eines | |
Vertreters im Ausschuss das generelle Verbot der Aufnahme eines Studiums | |
für Flüchtlinge schon im September aufgehoben. Das erfährt aber nur, wer | |
einen Termin bei der Ausländerbehörde hat. Es sei oft so, „dass wenn sich | |
etwas zugunsten von Ausländern ändert, wir die nicht alle vorladen können“, | |
erklärt dies der Vertreter der Innenbehörde. | |
Nur ein Berater des Jobcenters ist in der Registrierungsstelle für | |
Flüchtlinge in der Bundesallee eingesetzt, wo auch eine Zweigstelle des | |
Bundesamtes für Flüchtlinge über Asylanträge entscheidet. Dies reiche, weil | |
dort „viele negative Entscheidungen getroffen“ würden, heisst es in einer | |
Stellungnahme des Jobcenters für den Ausschuss. Die längere | |
Bearbeitungsdauer positiv beschiedener Asylanträge und noch eine | |
Behördenträgheit, nämlich die bei der Registrierung von Flüchtlingen durch | |
das Lageso verschafft den Arbeitsmarktintegrationsakteuren also etwas Luft, | |
bevor sie tatsächlich beweisen müssen, was sie können. Der Antrag der | |
Linken wurde im Ausschuss mit der Mehrheit der Regierungsparteien | |
abgelehnt. | |
7 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
Dilek Kolat | |
Jobcenter | |
Michael Müller | |
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