Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Beate Zschäpe: Neue Attacke gegen alte Verteidiger
> Erneut beklagt sich die Angeklagte im NSU-Prozess bei Gericht über
> Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm. Diese hätten sich „bewusst
> schädigend“ verhalten.
Bild: Werden von Zschäpe auch über Weihnachten nicht in Ruhe gelassen: Wolfga…
MÜNCHEN dpa | Mit einem dreiseitigen handgeschriebenen Brief hat sich die
mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe bei Gericht erneut über ihre
drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm beschwert.
Sie wirft dem Trio vor, ihr bewusst geschadet und ihren Wunsch nach einer
Aussage im Münchner NSU-Prozess nicht respektiert zu haben. Heer, Stahl und
Sturm wollten sich auf Anfrage nicht zu Zschäpes Schreiben äußern.
Zschäpe beschreibt darin die Reaktion ihrer drei Anwälte, als sie zum
ersten Mal vorschlug, vor Gericht auszusagen und damit ihr jahrelanges
Schweigen über die Serie der zehn NSU-Morde und ihr Untergrundleben mit Uwe
Mundlos und Uwe Böhnhardt zu brechen. Als Antwort darauf will sie gehört
haben: „Sind Sie irre, Frau Zschäpe?“
Die drei Verteidiger hätten ihr dann auch mitgeteilt, dass sie „für eine
solche Verteidigung [...] nicht zur Verfügung stünden“. Die Diskussion über
ein Ende der Schweigestrategie hätten die Anwälte immer „im Keim erstickt“
und von „prozessualem Selbstmord“ gesprochen.
Als Zschäpe dann vor zwei Wochen tatsächlich ihr Schweigen brach, da hätten
Heer, Stahl und Sturm fortwährend nonverbal in aller Öffentlichkeit
gezeigt, was sie davon halten. Zschäpe klagt über „abfällige Gesten“,
während ihr vierter Pflichtverteidiger Mathias Grasel ihre Aussage verlas.
Tatsächlich war auch von der Zuschauerempore aus zu sehen, wie die drei
Verteidiger immer wieder die Köpfe schüttelten. “Dieses Verhalten werte ich
als bewusst schädigend“, schrieb Zschäpe.
## Prozess wird am 12. Januar fortgesetzt
Im NSU-Prozess muss Beate Zschäpe sich seit Mai 2013 dem Vorwurf stellen,
sie sei als Mitglied der „terroristischen Vereinigung NSU“ für die zehn
Morde mitverantwortlich, die dem NSU zugeschrieben werden. Neun Opfer
sollen aus rassistischen Gründen ermordet worden sein, das zehnte Opfer –
eine Polizistin – aus Hass auf den Staat. Zschäpe ist die einzige
Überlebende des NSU-Trios.
Ihr Streit mit Heer, Stahl und Sturm über ihr Aussageverhalten dauert schon
mindestens ein halbes Jahr. Über einen erneuten Antrag Zschäpes auf
Abberufung der drei Verteidiger hat das Gericht noch nicht entschieden.
Auch über ihren Wunsch, stattdessen Grasels Kanzleipartner Hermann Borchert
zum weiteren Pflichtverteidiger zu bestellen, gibt es noch keine
Entscheidung. In ihrem Schreiben bat Zschäpe die Richter, ihre jetzt
nachgereichten Gründe zu berücksichtigen.
Kurz vor der Weihnachtspause hatten sowohl Zschäpe als auch der wegen
Beihilfe zum neunfachen Mord angeklagte Ralf Wohlleben ihr Schweigen
gebrochen.
In ihrer verlesenen Aussage bestritt sie jede Beteiligung an den zehn
Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des „Nationalsozialistischen
Untergrunds“ (NSU) und schob die Schuld allein ihren toten Freunden Uwe
Böhnhardt und Uwe Mundlos zu. Sie will nicht einmal Mitglied einer rechten
Terrorgruppe gewesen sein.
Der NSU-Prozess geht planmäßig am 12. Januar weiter, mutmaßlich mit
Nachfragen der Richter an beide Angeklagte. An Zschäpe hatten die Richter
bereits zahlreiche Fragen gerichtet. Zschäpe-Verteidiger Grasel kündigte
an, die Antworten schriftlich abzufassen und im Gericht zu verlesen.
26 Dec 2015
## TAGS
Beate Zschäpe
NSU-Prozess
Wolfgang Stahl
Wolfgang Heer
Anja Sturm
Beate Zschäpe
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Rechter Terror
NSU-Prozess
Carsten S.
Beate Zschäpe
Beate Zschäpe
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dokudrama über Beate Zschäpe: Die Bettszene darf nicht fehlen
„Letzte Ausfahrt Gera“ ist ein misslungenes Roadmovie: Es interessiert sich
hauptsächlich für Zschäpes Sexleben, weniger für ihre rechtsextreme
Einstellung.
Trubel im NSU-Prozess: Zweite Zschäpe-Aussage verzögert
Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess will sich am Donnerstag erneut
einlassen. Zunächst kommt aber ein Befangenheitsantrag dazwischen.
NSU-Untersuchungsausschuss in Hessen: VS-Mann erinnert sich (nicht)
War Verfassungsschützer Temme vor Ort, als der NSU in Kassel Halit Yozgat
ermordete? Sein Ex-Kollege macht widersprüchliche Aussagen.
NSU-Prozess in München: Mit offenen Fragen ins nächste Jahr
Nach den Aussagen von Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben müssen Zeugen neu
befragt werden. Das Verfahren wird länger dauern.
Kommentar NSU-Prozess: Aussage gegen Aussage
Ob Ralf Wohlleben seine Ausführungen am Ende nützen, hängt davon ab, ob er
glaubwürdiger ist als sein Ex-Kumpan Carsten S.
NSU-Prozess in München: Zschäpe macht Winterpause
Der Richter lässt Zweifel an der Erklärung der Hauptangeklagten erkennen.
Er hat viele Nachfragen. Auf Antworten muss er warten.
Kommentar zu Beate Zschäpes Aussage: In der Rolle der schwachen Frau
Beate Zschäpe inszeniert sich als Opfer, ihre Aussage ist unglaubwürdig,
ihre Entschuldigung zynisch. Der Skandal muss ohne sie aufgeklärt werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.