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# taz.de -- Sportgeschäft und Vetternwirtschaft: Der spendable Lenker
> Nasser al-Khelaifi ist der mächtigste Mann in der Sportindustrie. Der
> Freund des Emirs von Katar übt seinen Einfluss auch im IOC aus.
Bild: Immer geschäftig: Nasser al-Khelaifi (Mitte) 2012 im Trainingslager von …
Doha taz | Manchmal lohnt es sich, den richtigen Tennispartner zu haben.
Jedenfalls beginnt die Geschichte des Aufstiegs von Nasser al-Khelaifi auf
den Trainingsplätzen des Khalifa Tennis Complex vor rund einem
Vierteljahrhundert. In einer Zeit, als die Welt von Katar noch nicht
wirklich Notiz nahm. Ein anderer Junge stand auf dem Centre Court mit
al-Khelaifi, es war der Lieblingssohn des damaligen Emirs, namentlich Tamim
bin Hamad al-Thani. Nasser und Tamim, zwei verschworene Freunde, der eine
14, der andere 8 Jahre alt. Zwei, die später auch im katarischen
Tennis-Nationalteam spielten, zwei Sportfreaks, vor allem mit einem Faible
für Tennis und Fußball.
Heute sitzen beide an den Schaltstellen der Macht. Tamim, der Junge, ist
inzwischen der Herrscher der Kleinstnation, des Landes, das über das
höchste Pro-Kopf-Einkommen der Erde verfügt. Vor drei Jahren löste er
überraschend seinen Vater Hamad ab. Und Nasser, der
Beinahe-Sandkastenfreund? Er ist immer noch einer der dicksten Freunde des
neuen Fürsten und auch deswegen besetzt er einige äußerst einflussreiche
Posten. Al-Khelaifi, eher unscheinbar von Statur, ist dick drin im
Geschäft, im Big Business.
Der 42-jährige ist zum mächtigen Player in der globalen Sportindustrie
aufgestiegen. Er bewegt mit Millionen und Milliarden rund um den Globus
Menschen und Märkte – als Chef von Qatar Sports Invest, des sportlichen
Ablegers des nationalen Investmentfonds. Als Boss des dynamisch
expandierenden Sportkanals BeIn Sports, der über alle Kontinente
Übertragungsrechte kauft, zuletzt sogar Sendelizenzen für die Olympischen
Spiele, in Afrika und im Nahen Osten. Als ausgabefreudiger Lenker des
französischen Renommierklubs Paris St. Germain, der unter katarischer
Direktive und Besitz zu den ganz Großen Europas aufschließen will.
Und schließlich auch als Sportfunktionär – Chef des katarischen
Tennisverbandes ist er schon, er will aber weiter nach oben und Chef des
Weltverbandes werden. „Wir alle in diesem Land haben große Pläne, große
Visionen. Ich bin stolz, meinen Teil dazu beitragen zu können“, sagt der
geschliffen redende al-Khelaifi. Bei aller Verbindlichkeit – die
internationale Kritik an Katar wehrt er brüsk ab: „Wir halten alle Regeln
und Gesetze ein. Definitiv.“ Nein, mehr gebe es nicht zu sagen.
## Ein umtriebiger Manager
Al-Khelaifi war selbst einmal ein leidlich guter Tennisspieler, der bis auf
Platz 992 der Weltrangliste vorstieß. Aber er ist eben auch ein Mann, der
weiß, wo seine Grenzen sind. Und der weiß, wo sich ihm größere
Möglichkeiten bieten. So wandte er sich dem Sport bald in anderer Funktion
zu, denn es ereilte ihn der Ruf von Freund Tamim, inzwischen Kronprinz von
Katar.
Der gründete Anfang des Jahrhunderts Qatar Sports Invest und setzte Nasser
auf den Chefsessel. Von da an ging’s nur aufwärts für al-Khelaifi, so weit
aufwärts, dass er inzwischen das wichtigste Sprachrohr des Staates in der
wichtigen Angelegenheit Sport ist. Wichtiger noch als die Macher der
Fußball-WM, die 2022 in dem Emirat am Golf stattfinden wird.
Aus der subjektiven Sicht seines Freundes Tamim, des Emirs, macht er seine
Sache so gut, dass er ihn kürzlich zum Minister ohne direkten
Aufgabenbereich ernannte. Der umtriebige Manager steht auch für einen
Wechsel der katarischen Strategie: Wo die Scheichs früher ziel- und planlos
ihre Öldollars verplemperten, etwa mit der Akquise abgehalfterter
Fußballstars für die nationale Liga, sollen Investitionen heute
Nachhaltigkeit erzeugen – auch jener Großeinsatz von Mitteln im Ausland, so
wie bei PSG.
Oder mit dem Sportkanal BeIn Sports, dem Nachfolger von Al Jazeera Sports.
Bei diesem Medienprojekt geht es auch um Macht- und Einflussfragen und um
Abhängigkeiten, wie der Olympiadeal von BeIn Sports zeigt. Denn
al-Khelaifis Station soll maßgeblich an der Entwicklung eines zukünftigen
Olympiasenders des IOC beteiligt werden.
9 Jan 2016
## AUTOREN
Jörg Allmeroth
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IOC
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