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# taz.de -- Umgang mit Vergewaltigungsvorwürfen: Das Ende des Aussitzens
> Wenn Frauen Männern Vergewaltigung vorwerfen, verklagen diese sie wegen
> Rufmord. Jüngstes Beispiel: Bill Cosby. Doch es geht auch anders.
Bild: Beschuldigt Frauen der boshaften Lüge auf seine Kosten: Bill Cosby.
Sie wollte doch auch. Wenn sie jetzt etwas anderes behauptet, will sie das
[1][Leben eines Mannes ruinieren]. Dieses Argument wird bemüht, wann immer
ein Mann öffentlich der Vergewaltigung bezichtigt wird. Viel zu oft sind
die Täter damit gut gefahren, viel zu oft wurde zuerst an das Image der
Beschuldigten gedacht. Doch so einfach kommen Vergewaltiger nicht mehr
davon.
Vor fünfzehn Jahren wurde der Komiker Bill Cosby erstmals mit
Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Inzwischen belasten ihn mehr als 50
Frauen. Lange schien es, als könne Cosby die Sache erfolgreich schweigend
aussitzen. Aber seit der Komiker Hannibal Burres ihn bei einem Auftritt im
Oktober 2014 als Vergewaltiger bezeichnete, reagiert die Öffentlichkeit.
Eine Wiederholung seiner berühmten Serie „Die Bill Cosby Show“ wurde
abgesagt, ebenso eine neue Serie für Netflix. Nun verklagt Cosby [2][7 der
50 Frauen wegen Rufmord]. Auf 98 Seiten betont der Schauspieler, bei den
Anschuldigungen handle es sich um einen „opportunistischen Versuch, sich zu
bereichern“.
Es ist die alte Leier. Doch allmählich scheint sich die Melodie zu
verändern. Die Opfer kämpfen zunehmend um ihren Platz im Zentrum der
Aufmerksamkeit. In Oklahoma stand vergangene Woche der weiße [3][Expolizist
Daniel Holtzclaw vor Gericht]. Holtzclaw fühlte sich auf der sicheren
Seite: Seine Opfer gehörten zu den Gruppen, deren Wort selten viel Gewicht
gegen das eines Polizisten hat. Schwarze Frauen, Sexarbeiterinnen,
Drogenabhängige. Er hatte unrecht. Holtzclaw wurde der Vergewaltigung und
des sexuellen Missbrauchs in 18 Fällen schuldig gesprochen.
[4][Ein weiter Fall]: Die Pornodarstellerin Stoya beschuldigte Ende
November den Porno-Star James Deen, sie vergewaltigt zu haben. Zwei große
Produktionsfirmen sagten daraufhin die geplante Produktionen mit Deen ab
und betonten die Wichtigkeit eines sicheren Arbeitsplatzes für die
Beschäftigten.
Dafür brauchte es keine 50 Frauen wie im Fall Cosby, das Wort einer
einzigen genügte. Erst dann schlossen sich weitere acht Frauen den
Vorwürfen an. Der Schuldspruch ist und bleibt Sache eines Gerichts. Doch
damit Vergewaltiger zur Rechenschaft gezogen werden können, darf
Klägerinnen nicht mehr mit dem Vorwurf bösartiger Rachefeldzüge begegnet
werden. Sie müssen Raum haben, Vergewaltiger anzuprangern – egal ob diese
unbekannt sind oder einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame haben.
16 Dec 2015
## LINKS
[1] /!5075574/
[2] http://www.zeit.de/kultur/film/2015-12/missbrauchsvorwuerfe-bill-cosby-klag…
[3] http://www.theguardian.com/commentisfree/2015/dec/13/daniel-holtzclaw-rape-…
[4] http://time.com/4138647/laurie-penny-stoya-james-deen/
## AUTOREN
Dinah Riese
## TAGS
Rape Culture
Vergewaltigung
Bill Cosby
Sexualisierte Gewalt
Dokumentation
Bill Cosby
Schwerpunkt Rassismus
Schule
Pick-up Artists
Luft und Liebe
Rape Culture
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