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# taz.de -- Jüdischer Extremismus: Eine Hochzeitsfeier zum Gruseln
> Radikale israelische Siedler feiern bei einer Hochzeit den Tod eines
> palästinensischen Kleinkinds. Fünf von ihnen werden festgenommen.
Bild: Beerdigung des bei dem Brandanschlag getöteten Kleinkindes Ali Dawabsche…
Berlin taz | Eine Hochzeitsgesellschaft, die ausgelassen den Feuertod eines
Kleinkindes bejubelt, ist selbst in einem an Gewalt und Terror gewohnten
Nahen Osten nicht gerade alltäglich. Die Hochzeit fand freilich nicht im
Hoheitsgebiet der Terrormiliz Islamischer Staat statt, sondern in einer
israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland.
In einem Video, das der israelische Fernsehsender Kanal 10 veröffentlichte,
sind Hochzeitsgäste zu sehen, die mit Waffen, Messern und einem
Molotowcocktail bewaffnet tanzen und einem Foto des im Juli bei einem
Brandanschlag getöteten palästinensischen Jungen Ali Saad Dawabscheh
Messerstiche versetzen. Nach der Veröffentlichung des Videos nahm die
israelische Polizei fünf Teilnehmer des Hochzeitsfestes fest.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um den Bräutigam, einen Soldaten,
ein früheres Mitglied der verbotenen antiarabischen Kach-Gruppe und zwei
Jugendliche. Medienberichten zufolge war der Bräutigam schon früher zu
Vergehen im Zusammenhang mit „jüdischem Terrorismus“ von der Polizei
befragt worden.
Rechtsgerichtete israelische Politiker verurteilten das Video scharf.
Regierungschef Benjamin Netanjahu nennt den Film „schockierend“. Unter den
Hochzeitsgästen waren auch Freunde oder Verwandte von Verdächtigen, die im
Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die palästinensische Familie
festgenommen worden waren.
## Geheimdienst Shin Beth unter Zugzwang
Der Anschlag auf das Haus der Familie Dawabscheh war im Sommer 2015
vermutlich von extremistischen israelischen Siedlern ausgeführt worden. Der
18 Monate alte Ali Dawabscheh war unmittelbar nach dem Anschlag seinen
Brandverletzungen erlegen. Seine Eltern verstarben mehrere Wochen später.
Nur der vierjährige Sohn Ahmed überlebte den Terrorangriff.
In den vergangenen Wochen nahm die Polizei im Zusammenhang mit dem Anschlag
mehrere jüdische Extremisten fest. Anklage wurde bislang allerdings gegen
keinen von ihnen erhoben. Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Beth
geriet wegen seiner Ermittlungen in den Kreisen der Siedlerbewegung
wiederholt unter Druck nationalistischer und religiöser Kreise.
Viele Palästinenser machen unter anderem den mangelnden Fortschritt bei den
Ermittlungen für die seit Oktober anhaltende Gewaltwelle auf
palästinensischer Seite verantwortlich. Bei diesen Attacken mit Messern und
Fahrzeugen sind bislang rund 20 Israelis und mehr als 120 Palästinenser
getötet worden. Die meisten von ihnen wurden bei der Tat erschossen.
30 Dec 2015
## AUTOREN
Georg Baltissen
## TAGS
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Israel
Palästina
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