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# taz.de -- Flughafen Kassel-Calden: Einmal die Woche nach Gran Canaria
> Dem Flughafen fehlen die Reisegäste. Künftig wird nur noch ein Flieger
> die Woche abheben. Hauptgeschäft ist jetzt: Flüchtlinge abschieben.
Bild: Unfreiwillige Reisegäste: Abgeschobene Flüchtlinge auf dem Flughafen Ka…
Frankfurt taz | „Im Flughafen herrscht schon eine fast familiäre
Atmosphäre“, lobt eine Frau von einem Werbebanner auf der Website des
Kasseler Airports. Schnelle Abfertigung sei einer seiner Vorzüge. Das mag
wohl stimmen – weil der rote Zahlen schreibende Regionalflughafen in
Nordhessen so wenige Besucher verzeichnet. Von dem ehemaligen
Leuchtturmprojekt der CDU-FDP-Regierung wird ab dem 7. Januar nur noch ein
einziger Flieger pro Woche abheben. Nach Gran Canaria.
Noch im November pries der Betreiber die Kanareninsel Teneriffa als drittes
Flugziel des Airports in der aktuellen Wintersaison an. Eine
Erfolgsmeldung, denn seit Eröffnung 2013 ist man auf Suche nach
Fluggesellschaften, die überhaupt aus Nordhessen starten wollen – und nach
Passagieren. Doch zwei Wochen nachdem das Ziel buchbar wurde, musste das
Angebot wieder gestrichen werden. Auch ein Flug nach Ägypten wurde wegen
des dortigen Terrors gecancelt.
Dass der Betrieb überhaupt noch funktioniert, liegt daran, dass der
Flughafen komplett der öffentlichen Hand gehört. Haupteigentümer ist mit 68
Prozent das Land Hessen. Dieses bezuschusst den Flughafen Jahr für Jahr mit
Steuergeldern. Im vergangenen Jahr machte er rund 8,1 Millionen Miese. Das
Projekt war eine Herzenssache der CDU-FDP-Regierung unter Ministerpräsident
Roland Koch (CDU). Der Flughafen habe im Zentrum Europas gute Chancen, hieß
es damals. Er sollte zudem die strukturschwache Region Nordhessen stärken.
Doch schon vor der Eröffnung sagte der Finanzminister und Aufsichtsrat
Thomas Schäfer etwas, das hellhörig machen hätte können: „Aus jetziger
Perspektive glaube ich nicht daran, dass man mit dem Flughafen richtig Geld
verdienen kann.“ Das Ziel müsse eine schwarze Null sein, so der
Christdemokrat.
## Subventionsgrab
Grüne und Linke kritisierten das Vorhaben von Beginn an als unrentabel und
Subventionsgrab. Schon der Umbau vom Verkehrslandeplatz zum
Passagierflughafen wurde deutlich teurer als gedacht: 271 Millionen Euro
plus zusätzliche Rückforderungen der Baufirmen statt 151 Millionen Euro.
2014 musste dann die Passagierprognose heruntergesetzt werden. Statt auf
mehr als 600.000 Gäste bis 2020 hofft der Flughafen nun auf rund 500.000
Fluggäste bis 2024. Für 2015 rechnet der Flughafen mit nur rund 64.000
Passagieren.
Anteil daran haben jedoch auch unfreiwillige Reisende. Der Großteil der
Flüchtlinge Hessens wird von hier aus abgeschoben. Alleine von April bis
Oktober waren es rund 3.700 Menschen, die ab Kassel das Land verließen. Für
neuere Zahlen war der Flughafenbetreiber nicht zu erreichen. Die
Abschiebungen fänden fernab von der Öffentlichkeit statt, kritisiert
Marjana Schott, nordhessische Abgeordnete der Linken in Wiesbaden:
„Offensichtlich soll der defizitäre Flughafen nun vor allem als
Abschiebe-Drehkreuz seine Daseinsberechtigung erhalten“, so die
Politikerin.
Regionalflughäfen sind nur in den seltensten Fällen gewinnträchtig. Für
2017 hat die schwarz-grüne Landesregierung angekündigt, den Flughafen auf
Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
1 Jan 2016
## AUTOREN
Alina Leimbach
## TAGS
Flughafen
Flüchtlinge
Hessen
Kassel-Calden
Asylrecht
Kassel-Calden
Kassel-Calden
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