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# taz.de -- Polizeigewalt in den USA: Chicagoer Polizeichef gefeuert
> Ein Jahr nach den Schüssen auf den schwarzen Teenager McDonald wird ein
> internes Polizeivideo veröffentlicht. Das hat nun weitere Folgen.
Bild: Hat zu lange nichts gesagt: der Polizeidirektor von Chicago, Garry McCart…
NEW YORK taz | Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel hat am Dienstag seinen
Polizeichef Garry McCarthy gefeuert. Die Suspendierung ist eine verspätete
Reaktion auf die tödlichen Schüsse, denen der schwarze Teenager Laquan
McDonald zum Opfer fiel. Bürgerrechtlern und Oppositionellen geht das nicht
weit genug: Sie sprechen von „Vertuschung eines Mordes“, von „Irreführung
der Öffentlichkeit“ und von „Wahlmanipulation“ – und verlangen nach ei…
von der lokalen Polizei unabhängigen Untersuchung des Falls. Außerdem
fordern sie Rücktritte – darunter den der Staatsanwältin von Cook County,
Anita Alvarez, sowie den des Bürgermeisters Emanuel.
Der 17-jährige Laquan McDonald war am 10. Oktober 2014 auf dem Asphalt der
Pulaski Road im Südwesten von Chicago gestorben. Ein Polizist schoss ihm 16
Kugeln in den Körper. Am darauffolgenden Tag veröffentlichte die Chicagoer
Polizei eine Erklärung, in der behauptet wurde, der Jugendliche sei mit
einem Messer auf die Polizisten zugegangen und habe sie bedroht.
Wie kürzlich bekannt wurde, war diese Darstellung falsch. Das enthüllen
Kameraaufnahmen aus einem Polizeiwagen, der am damaligen Tatort war. Das
Problem: Das Video blieb mehr als 14 Monate unter Verschluss. In der
Zwischenzeit wurde Rahm Emanuel erneut zum Bürgermeister von Chigago
gewählt. Die Familie des erschossenen Teenagers erhielt eine schnelle
Abfindung in Höhe von 4,1 Millionen Dollar. Und aus einem „Burger King“
direkt neben dem Tatort verschwanden 82 Minuten Video-Aufzeichnungen von
der Zeit unmittelbar vor, während und nach den Schüssen. Der Manager des
Lokals versicherte gegenüber einer Reporterin des Fernsehsenders NBC, dass
die Aufnahmen weg waren, nachdem die Polizei am Folgetag in die Filiale
kam.
Erst in der vergangenen Woche entschied ein Richter, [1][das Video] endlich
freizugeben. Es zeigt, dass Laquan McDonald von den Polizisten, die mit
mehreren Wagen auf der Puliski Road vorgefahren waren, wegschlenderte statt
sie zu bedrohen. Es zeigt, dass der weiße Offizier Jason van Dyke sechs
Sekunden nachdem er sein Auto verlassen hatte, das Feuer auf den
weggehenden Jugendlichen eröffnete und 15 Sekunden lang auf ihn einschoss.
Es zeigt, dass der Polizist anschließend seine Waffe neu lud und ein
Kollege ihn daran hindern musste, weiter auf den am Boden liegenden,
sterbenden Jugendlichen zu schießen. Und es zeigt, dass außer dem
Todesschützen mindestens sieben weitere Polizisten am Tatort waren. Niemand
von ihnen ist in der Zwischenzeit an die Öffentlichkeit gegangen. Alle
schwiegen zum Tatablauf.
In Chicago löste die Veröffentlichung des Videos wütende Proteste aus. Vor
allem Afroamerikaner und Latinos zogen mit dem Schlachtruf „16 Shots“ durch
die Stadt. Bürgermeister Emanuel schwieg, eine Woche lang. Am Dienstag
sagte er bei einer Pressekonferenz: „zweifelsfrei ist das öffentliche
Vertrauen in die Polizei erschüttert und ausgehölt“. Emanuel hat für Barack
Obama im Weißen Haus gearbeitet, bevor er 2011 als Bürgermeister nach
Chicago zurückging. Dann engagierte er McCarthy als neuen Polizeichef. Der
sollte die notorisch korrupte und brutale Polizei von Chicago reformieren.
Das ist nicht passiert.
## Todesschütze wegen Mordes angeklagt
Der polizeiliche Todesschütze van Dyke [2][ist in der vergangenen Woche
wegen Mordes angeklagt und inhaftiert worden]. Er hatte schon vor dem
Oktober 2014 zwei Mal im Dienst auf Menschen geschossen, ohne dass es zu
Konsequenzen gegen ihn geführt hätte. Anfang dieser Woche holte ihn die
Polizeigewerkschaft aus dem Gefängnis. Sie zahlte dafür ein Zehntel seiner
Kaution in Höhe von 1,5 Millionen Dollar.
Nach dem Rausschmiss des Polizeichefs und den anhaltenden Protesten könnten
in Chicago Rücktritte folgen. Als Erste sagte noch am Dienstag
Staatsanwältin Alvarez Termine ab. Am selben Tag ging die Mutter eines
anderen jungen, schwarzen Chicagoers, der eine Woche vor Laquan McDonald
von der Polizei erschossen wurde, an die Öffentlichkeit. Auch Dorothy
Holmes verlangt die Freigabe des Polizeivideos, das den Tod von Ronald
Johnson (24) zeigt. „Ich will wissen, warum mein Sohn ermordet worden ist“,
sagte sie.
2 Dec 2015
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=fpJvvCKHIZ8
[2] /Rassistische-Polizeigewalt-in-den-USA/!5255372/
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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