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# taz.de -- Kommentar zum Klimagipfel: Mehr als nur Schulterklopfen
> In Paris inszenieren 151 Staatschefs die Weltrettung. Sie versprechen,
> das Klimaproblem zu lösen. Die Symbolkraft ist nicht zu unterschätzen.
Bild: Mit dem Applaus geben sie auch Versprechungen ab, die eingefordert werden…
Im Film „Invasion“ (Original: Die Körperfresser) mit Nicole Kidman nistet
sich eine außerirdische Lebensform in den Gehirnen der Menschen ein. Die
verlieren daraufhin zwar alle Emotionen, lösen aber auch mit bestechender
Logik die Probleme der Welt, sämtliche Kriege werden augenblicklich
beendet.
Nun kamen gestern in Paris 151 Staatschefinnen und Chefs zusammen. Alle
redeten über Klimaschutz, fast scheinen alle kapiert zu haben, was auf dem
Spiel steht, wenn das Klimaproblem nicht gelöst wird. Und nebenbei treffen
sich die Chefs der großen Konzerne und sagen: He, dann lasst uns eben mit
Ökotechnik Geld verdienen. Das mit dem Naturausbeuten ist moralisch doch
ohnehin nicht das Grüne vom Ei. Bei alldem erschrickt man schon einen
Moment: Mein Gott, da werden doch nicht die Körperfresser die Kontrolle
übernommen haben? Handeln die jetzt auf einmal vernunftgeleitet?
Keine Sorge, es gab keine außerirdische Invasion. Die sind alle die Alten.
Dennoch wäre es ein gewaltiger Fehler, die Symbolkraft dieser Zusammenkunft
in Paris zu unterschätzen. So war es von Anfang an gedacht: eine
Weltrettungsinszenierung, Bilder der Einheit schaffen. Wir haben
verstanden, alles andere machen wir später, soll das heißen.
Die Wirkung dieser Bilder ist in beide Richtungen nicht zu bagatellisieren,
im Positiven wie im Negativen. Realistisch gesprochen: Es gibt weder
Weltstaat noch Weltgesetzgebung. Es gibt einen Haufen Menschen, in NGOs, in
der Politik, in der Wirtschaft, die erkannt haben, wie wichtig Klimaschutz
ist.
Sie sind es, die an allen Ecken und Enden umsteuern müssen, in Ermangelung
eines Ordnungsrahmens mit echten Sanktionen – es gibt ja auch keinen
internationalen Klimagerichtshof. Für diese progressiven Kräfte ist ein
solches Event mehr als ein Schulterklopfen – es sind Bilder, Versprechungen
und Sätze, die eingefordert werden können und aus denen konkretes
politische Handeln folgen kann.
Gleichzeitig besteht eben die Gefahr darin, dass es bei wohlfeilen Worten
bleibt. Dass den meisten Menschen die Inszenierung reicht. Dass auch die
Unternehmer, die sich jetzt grün und öko geben, am Ende bunte Broschüren
drucken und im Kreise ihrer Mit-Ökokapitalisten über ihre guten Taten
reden. Aber, 151 Häuptlinge, die über die Gefahr des Klimawandels reden: Es
gibt wahrlich schlechtere News in diesen Tagen.
1 Dec 2015
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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Protest
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