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# taz.de -- Chefredakteurin über Frauenzeitschrift: „Ich höre auf die junge…
> „L’Officiel“ ist eines der renommiertesten Modemagazine Frankreichs. Nun
> ist die erste deutsche Ausgabe erschienen.
Bild: Sieht so schön nach 90ern aus: die deutsche Ausgabe.
In Frankreich gibt es L’Officiel, das Modemagazin für Frauen, seit 1921.
„L’Officiel de la couture et de la mode“ heißt es eigentlich. Im Laufe d…
Zeit wurde der Titel ergänzt durch Ableger wie L’Officiel Homme und weitere
auf Design, Beauty, Reise und Kunst spezialisierte Ausgaben. L’Officiel ist
in 40 Ländern vertreten, so etwa in Vietnam, wo im Juli das erste Heft auf
den Markt kam.
taz: Frau Feldmann, warum braucht es noch eine Lifestylezeitschrift für
Frauen. Gibt es davon nicht genug, in jeder Preis- und Qualitätslage?
Lisa Feldmann: Was heißt „noch eine“? L’Officiel spielt ja in einer
bestimmten Liga von Zeitschriften, und da gibt es nicht viele Titel, da ist
die Luft sehr dünn. Elle, Harper’s Bazaar, Vogue, das war‘s schon. Ich bin
überzeugt, es gibt eine Zielgruppe von Frauen, die mit dem bestehenden
Angebot nicht zufrieden ist. Wir werden uns unterscheiden. Wir werden sehr
viel jünger sein als die etablierten Magazine. Ich will den Titeln nicht zu
nahe treten, aber: Sie haben es sich bequem gemacht. Vor zehn Jahren haben
sich die Zeitschriften auf die ältere Frau eingeschossen, die weiß, wo’s
langgeht, die Geld hat, die sehr teure Pflegeprodukte und Kleider kauft,
aber im Kopf jung geblieben ist. Man dachte: Alles, was jünger ist, bewegt
sich eh nur noch online, diese Frauen erreicht man nicht mehr mit einer
Zeitschrift.
Sie sehen das also anders?
Absolut. Ich glaube, es ist ein Versäumnis, dass sich kein Verlag darum
gekümmert hat, für die jungen Frauen ein Magazin zu machen, das in der
Topliga spielt. Deshalb stand meine Ausgangsüberlegung unter dem Motto
„Listen to the young people“. Ich höre auf die jungen Leute, die die Welt
mit anderen Augen sehen.
Wie gestaltet sich das konkret?
Das geht ganz grundlegend damit los, dass der Art Director 28 Jahre alt
ist, die Modechefin 29, und die Bildredakteurin ist ebenfalls 29. Das Heft
und sein Design kommen aus jungen Köpfen. Entsprechend sieht die Fotografie
aus. Dasselbe gilt für die Mode. L’Officiel zeigt Mode so, wie junge Frauen
sie sehen wollen. L’Officiel entdeckt neue Sichtweisen, neue Perspektiven.
Oder anders gesagt: L’Officiel ist die nächste Generation von
Frauenmagazin, es wendet sich an die Leserinnen, denen die anderen Magazine
zu gestrig sind. Diese Diskrepanz ist auch immer Thema in unseren
Redaktionskonferenzen. Ich frage: Wer sind eure Helden, was sind eure
Referenzen? Ich fand interessant, dass jemand sagte: Wenn wir den Namen
Steve McQueen hören, dann denken wir an den Regisseur von „Shame“ oder „…
Years a Slave“, und nicht an einen ollen Rennfahrer-Schauspieler in
Lederjacke.
Wie bildet sich das im Heft ab?
Alex Olsen, der die Coverstory fotografiert hat, war bis vor zwei Jahren
Profi-Skater. Dabei fing er zu fotografieren an und entwickelte eine
Ästhetik, die sehr viel damit zu tun hat, wie er subjektiv auf die Welt
schaut. Er hat jetzt Mode in Berlin fotografiert. Er war zum ersten Mal in
seinem Leben hier, und er hat Berlin total anders gesehen. Sein Blick auf
die Stadt ist erfrischend neu, weil er eben aus der Perspektive der Skater
und Street Artists auf die Welt schaut.
Es gibt aber auch viel Lesestoff in L’Officiel. Welche Themen werden
angesprochen?
Die Themen haben mit der Erlebnis- und Erfahrungswelt der jungen, urbanen
Frau von heute zu tun. Zum Beispiel: Ein Essay behandelt die Frage: Wann
ist im Leben einer Frau der richtige Zeitpunkt, Kinder zu bekommen? Meine
Generation hat damit ja endlos lange gewartet, und eines Tages waren die
Spielplätze voller Eltern, die aussahen wie Großeltern. Ich freue mich,
dass wir die tolle Autorin Mercedes Lauenstein, 27 Jahre jung, für den
Essay gewinnen konnten. Überhaupt, ich bin stolz auf unsere Autorinnen und
Kolumnistinnen: Evelyn Roll (Süddeutsche Zeitung) porträtiert eine
schillernde Society-Lady privat, Antje Stahl (Monopol, FAZ) hat die
Titelgeschichte geschrieben, Nicole Hackert (Contemporary Fine Arts) ist
unsere Kunstkolumnistin, und und und. Halt, nicht dass es so aussieht, als
seien wir eine reine Frauenredaktion: Der Schriftsteller Joachim Bessing,
unser Editor-at-large, ist Hahn im Korb.
Zu dieser Welt gehört leider der Terror, wie wir gerade wieder erfahren
haben. Anders als Vogue oder Harper’s Bazaar, die aus Amerika stammen, ist
das Mutterhaus von L’Officielin Frankreich, in Paris. Können Sie in Ihrem
Heft noch auf die schrecklichen Ereignisse reagieren?
Nein, das Heft ist bereits gedruckt. Die schrecklichen Ereignisse von Paris
halten uns in Atem, und wir arbeiten mit Hochdruck an unserer Website,
www.lofficiel.de, die demnächst online gehen wird. In Zukunft können wir
dann auch schneller reagieren. Das Heft erscheint ja vorerst zweimonatlich.
26 Nov 2015
## AUTOREN
Brigitte Werneburg
## TAGS
Magazin
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