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# taz.de -- Blackout auf der Krim: Strom und Gas als Waffen im Krieg
> Während der Krim der Strom gekappt wird, droht Moskau mit dem Stopp der
> Gaslieferungen. An Entspannung scheint niemand interessiert.
Bild: Zwei junge TartarInnen spielen bei Kerzenlicht auf der von Russland annek…
Kiew taz | Kurzfristig hatten die Behörden der Halbinsel Krim den Montag zu
einem arbeitsfreien Tag erklärt. Und auch am Dienstag hatten viele auf der
Halbinsel unbezahlten Urlaub. Nachdem Unbekannte im Gebiet Cherson in der
Ostukraine am Wochenende alle vier Stromleitungen auf die Krim gekappt
haben, sind immer noch Schulen, Universitäten, Geschäfte, Banken und
Kindergärten geschlossen.
Geschäfte und Supermärkte können keine Lebensmittel mehr einlagern. Aus
vielen Gefriertruhen tropft nach einer 27-stündigen Stromunterbrechung das
Tauwasser. Auch in den Krankenhäusern der Halbinsel gibt es derzeit nur auf
den Intensivstationen und in den Operationssälen Strom. Alle anderen müssen
sich mit warmen Decken und Kerzenlicht begnügen.
Endlose Schlangen von Autos warten vor Tankstellen und an den wenigen
Orten, an denen die Mobilfunknetze noch funktionieren. Der Direktor des
Zoos von Jalta, Oleg Subkow, fürchtet bei einem Anhalten der Stromblockade
den Tod von mehreren hundert Affen und Vögeln.
## Russische Vergeltungsmaßnahmen in Sicht
Inzwischen haben Techniker die Reparatur der zerstörten Strommasten
aufgenommen. Möglich geworden sind diese Reparaturen aber nur, weil der
meiste Strom über diese Masten in von Kiew kontrollierte Gebiete außerhalb
der Krim fließt. Nur solche Masten zu reparieren war die klare Forderung
der Krimtataren und der Mitglieder der rechtsradikalen Freiwilligeneinheit
„Asow“ und des „Rechten Sektors“.
Seit dem 20. September kontrollieren diese Aktivisten die administrative
Grenze zur Krim und verhindern weitgehend auch einen Transport von Waren
auf die Halbinsel. Beobachter in der Ukraine gehen davon aus, dass auch die
Zerstörung der Stromverbindung auf die Krim aus dem Umfeld der Blockierer
kommen könnte. Die Aktivisten scheinen sich der Unterstützung der
ukrainischen Regierung sicher zu sein.
Die Blockade der Krim hat das Verhältnis zu Russland weiter belastet. Am
gestrigen Dienstag bestätigte Russlands Oberstes Gericht das Urteil gegen
den ukrainischen Filmregisseur Oleg Senzow. Der auf der Krim lebende
ukrainische Regisseur war zu 20 Jahren Haft wegen angeblichen Planung von
Terroranschlägen verurteilt worden. Und es ist zu erwarten, dass Russland
auch mit anderen Mitteln seinen Druck auf Kiew erhöhen wird.
Nach Angaben der russischen Agentur „Regnum“ könnte Russland Kiew wegen der
Nichtlieferung von Strom auf 166 Millionen Dollar Schadensersatz verklagen.
Auch Gasprom, so ein Sprecher des Energiekonzerns, werde die Gaslieferungen
wegen ausstehender Rechnungen an die Ukraine in zwei Tagen einstellen. Auch
die „Volksrepubliken“ von Lugansk und Donezk haben angekündigt, keine Kohle
mehr nach Kiew zu liefern. Auf der Krim ist vorerst Geduld gefragt. Erst am
22. Dezember soll die neue Stromverbindung zu Russland stehen. Dann wird
man nicht mehr auf Strom vom ukrainischen Festland angewiesen sein.
24 Nov 2015
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Russland
Gas
Ukraine-Konflikt
Strom
Ukraine-Krim-Krise
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Krim
Krim
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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