| # taz.de -- Datensicherheit bei Change.org: Protest mit unangenehmen Folgen | |
| > Datenschützer kritisieren den Umgang des Portals mit Nutzerdaten: Diese | |
| > würden zu Werbezwecken verwendet und nicht ausreichend geschützt. | |
| Bild: Die Gründer_innen von change.org sehen echt nett aus – aber kann man i… | |
| BERLIN taz | Unterstützung für den saudi-arabischen Blogger Raef Badawi, | |
| die Ehe für alle, einen Kiosk in Wolfsburg erhalten – wer im Internet | |
| Petitionen starten oder unterzeichnen will, landet meist auf change.org. | |
| Das Portal ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Dienst dieser Art. | |
| Doch nun übt das Netzwerk Datenschutzexpertise Kritik: Die Plattform | |
| sammele zu viele persönliche Daten der Nutzer und schütze die Informationen | |
| nicht ausreichend – etwa vor dem Zugriff durch Geheimdienste. | |
| 3,5 Millionen Menschen sind den Betreibern zufolge in Deutschland auf dem | |
| Portal aktiv, jeden Monat würden 600 Petitionen eingereicht, weltweit seien | |
| es 30.000. Zum Vergleich: Die Konkurrenz von avaaz.org hat laut eigener | |
| Auskunft gut 2 Millionen Mitglieder in Deutschland. | |
| In dem Gutachten, das das Netzwerk Datenschutzexpertise nun veröffentlicht | |
| hat, sind eine Reihe an Kritikpunkten aufgeführt: So würden Nutzerdaten | |
| unter anderem ohne rechtliche Grundlage in die USA übermittelt und für | |
| Werbezwecke genutzt. Darüber hinaus verwendet das Portal Dienste wie Google | |
| Analytics und Facebook. Die erlauben es den Konzernen, das Nutzerverhalten | |
| auch über mehrere Webseiten hinweg zu verfolgen. Zwar erklären die | |
| Betreiber des Portals in ihren Datenschutzbestimmungen, welche | |
| Informationen sie sammeln – doch Umfragen zeigen immer wieder, dass kaum | |
| ein Verbraucher diese Seiten liest. | |
| „Bei jeder politischen Meinungsäußerung ist der Schutz der Daten vor | |
| Missbrauch besonders wichtig“, sagt Thilo Weichert, der bis zum Sommer | |
| Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein war. Weichert ist | |
| Vorstandsmitglied des frisch gegründeten Netzwerks, das Gutachten zu | |
| change.org erstellt. Politische Meinungsäußerungen sind ihm zufolge vor | |
| allem deshalb so sensibel, weil nicht jede Regierung viel von kritischen | |
| Stimmen halte und Nutzer so Repressalien fürchten müssten, wenn Daten in | |
| falsche Hände geraten. | |
| Die Plattformbetreiber betonen, dass Nutzer sich nicht mit ihrem | |
| tatsächlichem Namen anmelden müssten – das mache eine pseudonyme Nutzung | |
| möglich. Was die Übermittlung von Daten in die USA angeht, räumen sie | |
| tatsächlich ein rechtliches Problem ein. Die sei aber nur deshalb zustande | |
| gekommen, weil der Europäische Gerichtshof im Oktober das entsprechende | |
| Abkommen zwischen der EU und den USA gekippt hatte. Derzeit arbeite man an | |
| einer Lösung. Geprüft werde laut Sprecherin Jeannette Gusko auch, die | |
| Server in die EU zu verlegen. | |
| Allerdings: Eine Berliner Adresse, die laut Weichert vor wenigen Tagen ins | |
| Impressum aufgenommen wurde, ist mittlerweile wieder verschwunden. | |
| Weicherts Vermutung: Das Unternehmen wolle sich einer Überprüfung durch | |
| deutsche Behörden entziehen. Gusko erklärt, das Berliner Büro sei eine | |
| Filiale des britischen, daher die Änderung. So oder so: Der Berliner | |
| Datenschutzbeauftragte gab gegenüber der taz an, sich den Fall anschauen. | |
| 18 Nov 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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