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# taz.de -- Die Wahrheit: Entführt von Bond
> Manche Abende sind Männerabende. Dann guckt man sich Männerfilme an. Nur
> für Helden. Wer will schon von 007 als Geisel genommen werden?
Bild: Old Shatterhand (Wotan Wilke Möhring, l.) und Winnetou (Nik Xhelilaj, M.…
Ich war Dienstagabend im Kino. James Bond. Ein immer wiederkehrendes Ritual
unter Freunden: Man verabredet sich und schaut einen Jungsfilm. Ich mache
das oft mit meinem Freund Fritz. Wir schauen dann Filme, die unsere Frauen
sich niemals ansehen würden. B-Movies, die meist ziemlich scheiße sind,
manchmal aber auch ganz wunderbar.
Schon wenn wir uns verabreden, nennen wir uns in den SMS „Bruce“ und
„Willis“, denn so ein Kinobesuch ist eine Art Gottesdienst am Heldentum des
Mannes. Männer sind Helden! Held zu sein ist unsere natürliche Aufgabe. Mit
dieser Bestimmung werden wir geboren. Und wenn du einer bist, bleibst du
das ein Leben lang. Held sein hört nie auf.
Mit zehn will man ein Held sein, mit zwanzig muss man ein Held sein, mit
dreißig ist man ein Held! Mit fünfzig bleibt man ein Held und mit siebzig
kann man auf seine Jahre als Held zurückschauen.
Je älter wir werden, umso weniger Heldentaten kommen zwar dazu, aber umso
spektakulärer werden die zurückliegenden Meisterwerke und Bravourstücke.
Die ganz verwegenen Taten wurden uns abgenommen von unseren Helden aus
Comics, Romanen und Filmen, von den drei Musketieren und d’Artagnan, von
Tarzan, Lederstrumpf und dem letzten Mohikaner, von Old Shatterhand und
Winnetou.
Denen eiferten wir als Jungs schon nach. Dabei war oft die Schwerkraft
unser größter Feind. Kara Ben Nemsi konnte bei seinem Pferd Rih, Old
Shatterhand bei Hatatitla in vollem Galopp die Hand zwischen die Ohren
legen und dann lief es noch schneller! Als würde man beim Auto
raufschalten! Ich ritt beim Jahrmarkt auf einem Pony, im Kreis. In der
dritten Runde traute ich mich. Ich legte dem Pony die Hand zwischen die
Ohren. Es blieb stehen. So abrupt, dass ich herunterfiel!
Manchmal fragen uns Frauen, warum wir überhaupt Helden sein wollen. Das sei
doch ganz unnötig. Einfach so zu sein, wie man eben ist, sei doch völlig
ausreichend. Ausreichend! Das ist die Note „Vier“. Allein dass Frauen uns
diese Frage stellen, zeigt schon, wie wenig sie uns verstanden haben.
Man darf uns an dieser Stelle ruhig für kindisch halten. Klar sind wir
weder Batman noch Superman. Aber allein die Vorstellung, wir wären so, ist
herrlich. Eine bekloppte Flucht vor den Realitäten des Lebens sei das? Wir
fliehen ja nur stundenweise und kehren dann zurück zu unseren
„Nine-to-five“-Jobs, unerkannt in unseren Fähigkeiten und Taten wie Clark
Kent.
Darum gehen wir auch in Bond-Filme. Für eine kurze Flucht zu Explosionen, M
und Q. Diese Flucht wurde meine längste! Wir wurden entführt! Wir waren in
Bonds Gewalt, obwohl wir doch auch die Guten sind! 22.30 Uhr.
Nachtvorstellung. 40 Minuten Werbung! Fuck! Um 0.10 Uhr sogar noch eine
Pause von 10 Minuten!! Fuckfuck!! Eine Geiselnahme! 50 Minuten lang! Und in
der Werbung wurde die beste Pointe des Films vorweggenommen. Im Omega-Spot
fragt Bond: „Was kann die Uhr?“ Q schaut irritiert: „Die Zeit anzeigen!“
13 Nov 2015
## AUTOREN
Bernd Gieseking
## TAGS
James Bond
Männer
Winnetou
Weihnachten
Bundeswehr
Buch
Fahrrad
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