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# taz.de -- Die Wahrheit: Bundeswehr auf witzig
> Stillgestanden! Die Truppe wird 60. Zum Jubiläum wirbt die Armee mit
> flotten Sprüchen. Und kubistischen Plakaten. Und ganz ohne
> Kasernenhoftonfall.
Bild: Das neue Plakat (Ausschnitt) erinnert Ilka Hoffmann an den Hollywoodfilm …
Ganz Deutschland ist olivgrün plakatiert. Die Werbeflächen sind beklebt mit
der Bundeswehrkampagne „Was wirklich zählt.de“. Am Dortmunder Hauptbahnhof
hängt überdimensional ein Transparent an einer Häuserwand. Jetzt weiß ich
gar nicht, soll ich mich angesichts dieser mördermäßigen Präsenz sicher
fühlen? Oder muss ich beunruhigt sein, dass eine solch massive Kampagne
offenbar nötig ist?
Und die Bundeswehr kann sogar lustig: „Grünzeug ist auch gesund für deine
Karriere.“ Und: „Wahre Stärke findest du nicht zwischen zwei Hanteln.“ J…
wie jetzt? Wo denn dann? Zwischen zwei G 36? Ich denke, die treffen nicht.
Wobei man in anderen Ländern ja zufrieden zu sein scheint, aber die nehmen
es vielleicht auch nicht so genau.
Worum geht es jetzt bei den Plakaten? Ums Image oder um Rekruten? Es gibt
die Motive auch „für umme“ als T-Shirts. 10.000 Leibchen wurden per Netz
verschenkt und waren angeblich innerhalb von Stunden weg. Erhältlich in den
Größen S bis XXL. In der Größe S? Wir haben so kleine Soldaten?
30.000 Plakatwände sind gebucht, 5 Millionen Postkarten verteilt. Ein
Millionenetat! 2014 lag der Werbeetat der Bundeswehr schon bei fast 30
Millionen Euro, 2015 wurden 35,3 Millionen eingeplant.
Aber warum muss die Bundeswehr gleich wieder die Friedensaktivisten dissen?
„Krisenherde löschst du nicht mit Abwarten und Teetrinken.“ Und das
Schlimmste ist: Ganz falsch ist das ja nicht. Darum zeigen uns nun die
Kommunikationsexperten der Bundeswehr mal, wo die Kalaschnikow hängt: „Wir
kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“ Die verzichten sogar
auf das Ausrufungszeichen! Also, wenn das keine Diplomatie ist! Wenn das
kein Laisser-faire ist! Wenn das keine Toleranz ist! Was soll denn dann
noch tolerant sein!? Womöglich wird man auf dem Kasernenhof nicht mal mehr
zusammengeschissen?
In künstlerischer Hinsicht ist das Tarnfarbenmotiv, das den Schriftzügen
unterlegt wurde, auch nicht organisch-blättrig in glattem Schwarz-Grün-Oliv
gehalten, sondern besitzt eine moderne Faltstruktur. Es ist eine Art
militärischer Kubismus. Als ob Pablo Picasso und Georges Braque für die
Bundeswehr in den Schützengraben der Reklame gestiegen wären.
Aber was ist das denn nun? Werbung oder Geburtstagsfeier? Denn dieser
beispiellose Werbefeldzug marschiert auf zum 60. Jubiläum der Bundeswehr.
Es ist selbstverständlich Werbung. Weil keiner mehr zum Bund will. Weil zu
Guttenberg die Wehrpflicht abgeschafft hat. Nur weil er in die
Geschichtsbücher wollte. Und diesen Geschichtsbucheintrag zahlen wir mit 35
Millionen Euro Reklamekosten jährlich.
Da kann sogar die taz einen Happen von gebrauchen und lässt die Truppe
werben. Schließlich gehört die taz ebenfalls inzwischen zur kollektiven
Geschichte der Deutschen, und deshalb heißt es im Anzeigentext der
Bundeswehr: „Bei uns geht es ums Weiterkommen, nicht nur ums Stillstehen.“
Eigentlich ein echter taz-Slogan!
20 Nov 2015
## AUTOREN
Bernd Gieseking
## TAGS
Bundeswehr
Werbung
Bundeswehr
Weihnachten
James Bond
Buch
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