Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schulturnhallen zu Notunterkünften: Die Bezirke nehmen es sportlich
> Immer mehr Schulturnhallen werden zu Notunterkünften für Flüchtlinge.
> Neuköllns Schulstadtrat warnt vor „schwindender Solidarität“.
Bild: Auch dafür wird der Platz knapp: Sportangebot für Flüchtlingskinder au…
Am Dienstagabend vergangener Woche bekommt der Neuköllner Schulstadtrat
Jan-Christopher Rämer einen Anruf von der Senatsverwaltung für Soziales:
Die Turnhalle am Buckower Damm 282 müsse 200 Flüchtlinge aufnehmen – ab
sofort.
Schulstadtrat Jan-Christopher Rämer musste den gerade dort trainierenden
Handballern des SV Buckow also verkünden, dass ihr nächstes Training in
dieser Halle auf unbestimmt entfalle. Dass die Sportler dann sogar beim
Aufbauen der Matratzenlager halfen, sei „vorbildlich“ gewesen, sagt Rämer …
die Regel ist es nicht. „Hallendieb“ seien derzeit noch die harmlosesten
Bezeichnungen, die er sich von erbosten TrainerInnen, Eltern und
SportlerInnen anhören müsse.
Dabei ist die Bedrohungslage für den Schul- und Vereinssport derzeit noch
mehr eine gefühlte denn eine reale. Berlinweit werden in insgesamt 16
Turnhallen Flüchtlinge untergebracht, elf davon werden auch für den
Schulsport genutzt, teilte die Verwaltung von Sozialsenator Mario Czaja
(CDU) in der vergangenen Woche mit.
Der Sportunterricht müsse deswegen trotzdem kaum ausfallen, heißt es aus
den Bezirken. In Neukölln etwa sind das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium und die
Heinrich-Mann-Sekundarschule vom Ausfall der Sporthalle am Buckower Damm
betroffen. Sie können aber in die Hallen benachbarter Schulen ausweichen,
die hätten ihrerseits „ihre Turnhallenzeiten optimiert“, sagt Schulstadtrat
Rämer. Auf eine von drei wöchentlichen Pflichtstunden müssen die
SchülerInnen an beiden Oberschulen dennoch verzichten.
## Pankow: Dann eben Schwimmen
In Pankow dagegen wird es langsam eng in den Hallen: In drei Turnhallen
sind derzeit Flüchtlinge notuntergebracht. Vier Schulen sind davon
betroffen. Zwar habe man es geschafft, dass zumindest für die
Oberstufenschüler keine Sportstunde ausfallen müsse, heißt es aus dem
Schulamt. Aber in der Sekundarstufe I gestalte sich die Situation derzeit
„schwierig“, sagt Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Die
SchülerInnen des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums etwa pendelten derzeit zu
verschiedenen benachbarten Hallen – dennoch müsse „eine Anzahl“ von
Sportstunden ausfallen.
In Pankow seien die Turnhallen ohnehin schon alle doppelt belegt, heißt es
aus dem Schulamt. Man verhandele jetzt mit den Berliner Bäder-Betrieben
über die Mitnutzung der Schwimmhalle am Thälmannpark, so
Zürn-Kasztantowicz. Schwimmen steht zwar eigentlich nur für Grundschüler
auf dem Lehrplan – aber besser irgendeinen Sport als keiner,
Lehrplanvorgaben hin oder her, wird man sich im Schulamt gedacht haben.
In Friedrichshain-Kreuzberg müssen seit dem Wochenende die
Hector-Petersen-Sekundarschule und die Bürgermeister-Herz-Grundschule auf
eine eigene Turnhalle verzichten. Dass man zumindest um die sportliche
Ertüchtigung der SchülerInnen bemüht ist, ist anzunehmen: Man sei derzeit
sehr beschäftigt „mit der aktuellen Situation“, Presseanfragen müssten
leider warten, heißt es aus dem Schulamt.
Am gestrigen Donnerstag hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller
(SPD) nun angekündigt, alle Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof für
Flüchtlinge nutzen zu wollen – aber auch weitere Turnhallen sollen
umfunktioniert werden.
Der Neuköllner Schulstadtrat Rämer hat Sorge, dass das zunehmend schwer
vermittelbar sei: „Das befeuert plumpe Parolen.“ Zudem seien dadurch auch
Sportangebote für Flüchtlinge in Frage gestellt. Integrationsangebote also,
die den notuntergebrachten Flüchtlingen irgendwann fehlen könnten.
12 Nov 2015
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Turnhallen
Notunterkunft
Vereinssport
Flüchtlinge
Pankow
Geflüchtete
Islamkritik
Flüchtlinge
Syrische Flüchtlinge
Lageso
Obdachlosigkeit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schulprobleme in Berlin: Die Nöte beim Wachsen
Pankow wächst – und es fehlt mehr als in anderen Bezirken an Infrastruktur.
Bis 2025 soll sich laut neuer Prognose der Fehlbedarf an Schulen drastisch
erhöhen.
Diskussion über Geflüchtete: Lieber Jan,
Jan Feddersen und die Publizistin Necla Kelek streiten sich: Gehen wir hier
zu naiv mit muslimischen Flüchtlingen um? Kelek findet: Ja.
Ein Brief gegen die Angst: Liebe Necla Kelek,
Wir wissen nicht, was aus den nach Deutschland geflüchteten Menschen wird.
Aber Ängste zu schüren, hilft dabei nicht.
Unterkünfte in Potsdam: Flüchtlinge sollen in den Kreml ziehen
Potsdams alter Landtag hat eine wechselvolle Geschichte. Nun sollen dort
Hunderte Flüchtlinge unterkommen - obwohl die Stadt eigentlich keine
Großunterkünfte wollte.
Flüchtlinge gut behütet: Trockenen Fußes zur Toilette
In einem aufgegebenen Trakt des Asklepios Klinikums Harburg leben
Flüchtlinge mit besonderem medizinischen Bedarf schon seit August.
Tempelhofer-Feld: „Volles Kommunikationschaos“
Berliner BUND-Chef Tilmann Heuser fordert vom Senat klares Signal, das
Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer- Feldes zu respektieren.
Kältehilfe für Obdachlose startet: 700 Plätze für 3.000 Bedürftige
Die Berliner Kältehilfe für Obdachlose wird in diesem Winter rund 700
Notschlafplätze anbieten. Ob das reicht, ist ungewiss - auch wegen der
vielen Flüchtlinge.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.