# taz.de -- Terrorbekämpfung in Nigeria: Kein Anschlag unter dieser Nummer | |
> Afrikas größter Handy-Provider soll in Nigeria mehr als 5 Milliarden | |
> Dollar Strafe zahlen. Das hat mit Boko Haram zu tun. | |
Bild: Größter Anbieter auf dem größten Markt: Promotion-Stand von MTN in Ni… | |
LAGOS/JOHANNESBURG taz | Der größte Telekom-Anbieter Afrikas bekommt auf | |
Afrikas größtem Telefonmarkt seine bisher größten Probleme. 5,2 Milliarden | |
US-Dollar Strafzahlungen hat Nigerias | |
Telekommunikations-Regulierungsbehörde gegen den südafrikanischen | |
Marktführer MTN verhängt, wegen angeblicher Nichteinhaltung neuer | |
Sicherheitsbestimmungen im Zuge der Bekämpfung der Terrorarmee Boko Haram. | |
Es geht um eine Bestimmung, wonach alle SIM-Karten in Nigeria namentlich zu | |
registrieren sind. Da die Islamisten von Boko Haram wie alle Nigerianer vor | |
allem per Handy kommunizieren, gilt das als wichtige Überwachungsmaßnahme. | |
Der Krieg der Islamistengruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias hat bisher | |
rund 15.000 Tote gefordert und 3 Millionen Menschen zu Flüchtlingen | |
gemacht. | |
MTN habe nach Ablauf der Frist zur Neuregistrierung 5,1 Millionen | |
SIM-Karten nicht abgeschaltet, so der Vorwurf der Regulierungsbehörde NCC. | |
Sie verhängte Anfang der Woche ein Bußgeld von 200.000 Naira (rund 900 | |
Euro) pro Karte. MTN hat in Nigeria 62,8 Millionen Kunden, fast ein Drittel | |
seiner Kunden weltweit; das Land mit 173 Millionen Einwohnern ist Afrikas | |
größter Telefonmarkt. | |
Die Firma realisierte im Jahr 2014 in Nigeria 4,5 Milliarden US-Dollar | |
Gewinn – mehr als ein Drittel ihres Gesamtgewinns. Das nigerianische | |
Bußgeld ist dennoch ungewöhnlich hoch. | |
## Ausgleich für fehlende Öleinnahmen | |
Der südafrikanische Analyst Arthur Goldstuck vermutet, dass die | |
Milliardenforderung eher mit der schwierigen Wirtschaftslage Nigerias | |
zusammenhängt. Der Einbruch der Ölpreise hat alle Haushaltsplanungen des | |
Landes durcheinandergebracht, der boomende Telekomsektor bietet sich da als | |
Alternative für mehr Staatseinnahmen an. „Die Beziehungen zwischen MTN und | |
der Behörde NCC sind bestenfalls feindselig“, so Goldstuck. „Die Nigerianer | |
beklagen schlechte Servicequalität und machen den Regulierer dafür | |
verantwortlich.“ Die Firmen wiederum verweisen auf die unzuverlässige | |
Stromversorgung und schlechte Infrastruktur. | |
Die Geldbuße sei viel zu hoch, findet Gbenga Adebyso, Vorsitzender des | |
Dachverbands der Telekommunikationsanbieter von Nigeria (Alton). „Ich | |
verstehe nicht, wie NCC auf eine so riesige Summe kommt. Die Regierung | |
solle eingreifen.“ Lanre Ajayi, Präsident des Verbands nigerianischer | |
Telefonfirmen (Atcon), sprach von einer „empörenden“ Strafe. „Eine | |
Strafforderung in Höhe von mehr als die Hälfte der gesamten Investitionen | |
einer Firma sendet kein gutes Signal aus“, sagte er. | |
Während die MTN-Aktien an den Börsen abstürzen, bestätigt Michael Ikpoki, | |
Geschäftsführer von MTN-Nigeria, dass man eine gütliche Lösung suche. | |
Analyst Goldstuck: „MTN hat viel zu viel investiert, um sich einfach | |
zurückzuziehen.“ | |
29 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Augustine Osayande | |
Savious Kwinika | |
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