| # taz.de -- Initiative gegen TTIP: „Der Mittelstand verliert“ | |
| > Für die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) in der EU sind die | |
| > Risiken von TTIP größer als die Chancen, sagt Martina Römmelt-Fella. | |
| Bild: Bei der Demonstration gegen TTIP (USA) und Ceta (Kanada) am Samstag in Be… | |
| taz: Frau Römmelt-Fella, am Samstag haben 150.000 bis 250.000 Menschen in | |
| Berlin gegen TTIP demonstriert – darunter etliche Mitglieder der von Ihnen | |
| ins Leben gerufenen Initiative „KMU gegen TTIP“. Was haben kleinere und | |
| mittlere Unternehmen gegen TTIP? | |
| Martina Römmelt-Fella: Für kleinere und mittlere Unternehmen sind die | |
| Risiken durch TTIP größer als die Chancen, in die USA exportieren zu | |
| können. Die Verhandlungen werden hinter verschlossenen Türen geführt. Aber | |
| das, was wir wissen, ist ausgesprochen negativ. Das Verhandlungsdokument | |
| wurde unter maßgeblichem Einfluss von Großkonzernen verfasst. Bei TTIP | |
| handelt es sich um einen völkerrechtlichen Vertrag, der über allen Gesetzen | |
| stehen würde. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Demokratie so ausgehebelt | |
| wird. | |
| Gleichzeitig zeigen die Studien, dass die Chancen in Bezug auf Wachstum und | |
| mehr Arbeitsplätze sehr mager sind. Ähnliche Abkommen wie Nafta zwischen | |
| den USA, Kanada und Mexiko zeigen, dass der Mittelstand und die | |
| Arbeitnehmer verlieren. Gewinner sind die börsennotierten Großkonzerne. | |
| Wie viele Unternehmen haben sich Ihrer Initiative bisher angeschlossen? | |
| Wir haben rund 1.500 Unterstützer. Angesichts der mehr als zwei Millionen | |
| kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland ist das eine überschaubare | |
| Zahl, aber wir bekommen weiteren Zuspruch. Ende Oktober möchten wir die | |
| gesammelten Unterstützerunterschriften der Bundesregierung und der | |
| EU-Kommission übergeben. | |
| Wir sind nicht gegen freien Handel, aber eben unter bestimmten Bedingungen. | |
| Vor allem darf die Demokratie nicht gefährdet sein, und das sehen wir bei | |
| TTIP nicht gewährleistet. Das Abkommen soll ja ständig weiterentwickelt | |
| werden. Dazu soll ein regulatorischer Rat eingerichtet werden, der | |
| Gesetzesvorhaben prüfen soll, in dem Lobbyisten von Großunternehmen sitzen | |
| sollen. Man kann sich vorstellen, welche Interessen die vertreten. Und es | |
| sind ja sehr viele Bereiche betroffen, ob das der Zugriff auf Rohstoffe, | |
| Landwirtschaft oder öffentliche Daseinsvorsorge ist. | |
| Die großen Industrieverbände trommeln für TTIP und verweisen dabei gerade | |
| auf die Vorteile für den Mittelstand … | |
| Der Mittelstand wird sehr stark als Werbeträger für TTIP benutzt. Das stört | |
| mich sehr. Denn die Stimmung in den Unternehmen wurde nicht abgerufen. Auch | |
| die Industrie- und Handelskammern (IHK) positionieren sich sehr stark pro | |
| TTIP – ohne die Risiken zu benennen. Ich frage mich, wo die | |
| Wachstumsperspektiven herkommen sollen, von denen immer die Rede ist. | |
| Deutschland hat bereits sehr gute Handelsbeziehungen in die USA. | |
| Ihre Firma stellt Kleinwasserkraftturbinen her. Haben Sie | |
| US-Geschäftsbeziehungen? | |
| Wir hatten Anfragen aus den Vereinigten Staaten, aber noch hat sich kein | |
| Projekt dort ergeben. Für uns wäre es einfacher, wenn wir die gleichen | |
| Standards hätten wie die USA. Das könnte ein konkreter Vorteil sein, den | |
| TTIP uns bringen würde. Aber dafür würden wir uns auf etwas einlassen | |
| müssen, wovon wir nicht wissen, wie es sich entwickelt. | |
| Fürchten Sie für Ihren Betrieb oder Ihre Branche die Konkurrenz, die durch | |
| TTIP auf den europäischen Markt drängen könnte? | |
| Nein. Gerade im Bereich der Wasserkraft, in dem wir tätig sind, ist das | |
| Potenzial nach wie vor sehr hoch. Auch der deutsche Maschinenbau braucht | |
| die Konkurrenz aus den USA nicht zu fürchten. Die Innovationskraft der | |
| Unternehmen gerade des Mittelstands ist sehr hoch. | |
| Bundeswirtschaftsminister Gabriel versucht die Bedenken der TTIP-Gegner zu | |
| zerstreuen. Was halten Sie davon? | |
| Wenn er einhalten würde, was er sagt, müsste er TTIP stoppen. Ich würde mir | |
| wünschen, dass er Wort hält. | |
| 11 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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