# taz.de -- Veränderungssperre für Gorleben: Atomkraftgegner gehen in Berufung | |
> Muss Gorleben als Endlagerkandidat gesichert werden? Greenpeace und die | |
> Grundbesitzer kämpfen trotz einer Niederlage vor Gericht weiter. | |
Bild: Da muss die Polizei schon mal mit einem Kran kommen: Atomkraftgegner in G… | |
Göttingen taz | Umweltschützer stecken auch nach einer neuerlichen | |
Niederlage im juristischen Kampf gegen den Bau eines Atommüllendlagers in | |
Gorleben nicht auf. „Wir gehen auf jeden Fall in Berufung“, sagte | |
Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler zur taz. | |
Das Verwaltungsgericht Lüneburg hatte jüngst Klagen der | |
Umweltschutzorganisation und des Lüchow-Dannenberger Waldbesitzers Fried | |
Graf von Bernstorff gegen die sogenannte Veränderungssperre für den | |
Gorlebener Salzstock als unzulässig verworfen. Zuvor waren die Kläger in | |
Lüneburg in derselben Sache bereits in einem Eilverfahren unterlegen. | |
Die Veränderungssperre war 2005 erstmals vom Bund erlassen worden. Sie | |
untersagt im Salzstock unterhalb einer Tiefe von 50 Metern „die | |
Standorterkundung erschwerende Veränderungen im Untergrund“ – also | |
Nutzungen wie zum Beispiel die Förderung von Bodenschätzen, die einer | |
weiteren Untersuchung entgegenstehen und mit dem Bau eines Endlagers | |
unvereinbar sind. | |
Die Sperre war im August dieses Jahres ausgelaufen. Die Regierung in Berlin | |
hatte im Frühjahr zunächst eine Verlängerung der Verordnung für weitere | |
zehn Jahre beschlossen. Der Bundesrat stimmte unter der Bedingung zu, dass | |
die Veränderungssperre zunächst nur bis März 2017 verlängert wird. Weil sie | |
nur für den Salzstock im Wendland, nicht aber für andere potentielle | |
Standorte gilt, sehen die Umweltschützer Gorleben ungeachtet des | |
proklamierten Neustarts der Endlagersuche weiter in der Favoritenrolle für | |
die geplante Atommüllagerstätte. | |
## Das Gericht sieht kein Rechtsverhältnis | |
Bernstorff und Greenpeace, die Grundstücke über dem Salzstock besitzen und | |
nach eigener Rechtsauffassung deshalb als Betroffene gelten, wollten mit | |
ihrer Klage erzwingen, dass die Veränderungssperre aufgehoben wird. Nach | |
Ansicht des Verwaltungsgerichts besteht zwischen der Bundesrepublik | |
Deutschland als Gesetzgeber und den Klägern in diesem Fall aber kein | |
feststellungsfähiges Rechtsverhältnis. Auf die in der Sache strittige | |
Frage, ob für den Standort Gorleben noch das erforderliche | |
Sicherungsbedürfnis bestehe, komme es daher nicht an. | |
Greenpeace-Mann Edler kritisiert, dass sich das Gericht nicht inhaltlich | |
mit der Veränderungssperre auseinander gesetzt hat. Von dem | |
Berufungsverfahren beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg erhofft er sich | |
bessere Chance. „Aus unserer Sicht bleibt die Veränderungssperre das Symbol | |
dafür, dass Gorleben bei der Endlagersuche bevorzugt wird“, sagt er. | |
Schützenhilfe erhalten die Kläger vom Land Niedersachsen. „Wir lehnen eine | |
isolierte Regelung zum Nachteil Gorlebens ab“, hat Umweltminister Stefan | |
Wenzel (Grüne) kürzlich erklärt. Das Bundesland setze sich für eine | |
Gleichbehandlung aller in Frage kommenden Endlagerstandorte ein, eine | |
Veränderungssperre allein für Gorleben sei überflüssig und „Gift für den | |
weiteren Verhandlungsprozess und die Vertrauensbildung vor Ort.“ | |
Auch eine Arbeitsgruppe der vom Bundestag eingesetzten Endlager-Kommission | |
hat sich schon mit der Veränderungssperre befasst. Einen Beschluss gab es | |
zunächst nicht, auch weil die Kommission und ihre Untergruppen mehr oder | |
weniger paritätisch mit Befürwortern und Gegnern eines Endlagers in | |
Gorleben zusammengesetzt sind. Angeregt wurde stattdessen eine Änderung des | |
Bundesberggesetzes. Die Novelle solle Gorleben einerseits als möglichen | |
Endlagerstandort sichern, zum anderen aber eine Gleichbehandlung mit | |
anderen Standorten ermöglichen. | |
9 Oct 2015 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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