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# taz.de -- Kommentar Energieausweis: Angriff der Immobilienlobby
> Der Verband der Hausbesitzer will den Energieausweis sturmreif schießen,
> um einem Wertverfall bei den Immobilien vorzubeugen.
Bild: Die Größe einer Wohnung lässt sich leicht messen. Aber wie steht es mi…
Eine so platte Strategie hätte man Haus & Grund nicht ohne weiteres
zugetraut; für einen Verband, der auf Seriosität Wert legt, ist sie
schlicht unwürdig. Wir erinnern uns: Die Lobby der Hauseigentümer hat sich
in den vergangenen Jahren stets dafür stark gemacht, dass bei der
Erstellung von Energieausweisen für Gebäude neben dem Bedarfsausweis, der
sich an der faktischen Qualität der Bausubstanz bemisst, auch der
minderwertige Verbrauchsausweis zulässig ist. Dieser orientiert sich am
individuellen Verbrauch der Bewohner, womit er keine objektiven Werte
angibt, weil jeder bekanntlich anders heizt.
Dass sich nun bei der parallelen Existenz von zwei grundverschiedenen
Berechnungsverfahren unterschiedliche energetische Kennwerte für ein und
dasselbe Wohngebäude ergeben, verwundert nicht. Haus & Grund kreidet diesen
Zustand zurecht an, verschweigt aber - und das ist das Perfide - , dass der
Verband an dieser Beliebigkeit der Rechenverfahren erhebliche Mitschuld
trägt.
Aber das hat System: Ziel der Immobilienlobby ist es nämlich, den
Energieausweis generell sturmreif zu schießen. Denn an der Transparenz, die
der Ausweis im Markt schaffen soll, haben die Eigentümer zumeist wenig
Interesse. Schließlich erzielen schlecht gedämmte Häuser und Wohnungen beim
Verkauf oder bei der Vermietung mitunter Preisabschläge, sobald der
Energieausweis ins Spiel kommt. Und von solchen energiefressenden Objekten
gibt es mehr als genug. So überrascht es nicht, dass der Verband nun
vorschlägt, die „Bedeutung von Energieausweisen für den Wohnimmobilienmarkt
zu beschränken.“
Angesichts dieser Hintergründe ist zu wünschen, dass der Schuss der
Immobilienlobby nach hinten los geht – und die Politik das Chaos von
unterschiedlichen Ausweistypen endlich beendet. Konkret: Der unsägliche
Verbrauchsausweis gehört in die Tonne getreten, die Zukunft muss dem
Bedarfsausweis gehören.
20 Oct 2015
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Sozialer Wohnungsbau
Immobilienmarkt
Energiewende
Deutsche Umwelthilfe
Immobilien
Heizkosten
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