| # taz.de -- Kommentar Finanzierung Atomausstieg: Unnötige Verzögerung | |
| > Statt zu handeln, setzt die Regierung eine Kommission ein, um über die | |
| > Kosten der Rückstellung zu beraten. Neue Ideen wird das nicht bringen. | |
| Bild: Wer finanziert es, wenn die mal abgerissen werden sollen? Darüber berät… | |
| Eigentlich liegen alle Fakten auf dem Tisch: Schon wenn alles nach Plan | |
| läuft, ist unsicher, ob die Energiekonzerne die Kosten für ihre atomaren | |
| Hinterlassenschaften tragen können. Zwar hat [1][ein Gutachten gerade | |
| ergeben], dass das Vermögen der Unternehmen derzeit groß genug ist, um den | |
| Abriss der AKWs und die Endlagerung des Atommülls zu bezahlen. Doch zum | |
| einen weiß niemand, ob diese Kosten am Ende nicht viel höher sind als | |
| angenommen. | |
| Noch größer ist das Risiko, dass das Vermögen der Energiekonzerne mit jedem | |
| Jahr schrumpft und sie eines Tages in die Insolvenz rutschen. Oder dass die | |
| Haftungsmasse durch Umstrukturierungen absichtlich verkleinert wird. Den | |
| einfachsten und dreistesten Weg, die AKWs einfach in eine neue | |
| Tochtergesellschaft auszulagern, verbaut die Regierung jetzt mit einem | |
| neuen Gesetz. Doch gegen andere Umgestaltungen hilft es nicht. Und eine | |
| schlechte Geschäftspolitik – etwa Investitionen in neue Kohlekraftwerke, | |
| die keine langfristige Perspektive haben – lässt sich ohnehin nicht per | |
| Gesetz verbieten. | |
| Darum ist es dringend geboten, die Rückstellungen der Konzerne schrittweise | |
| in einen insolvenzsicheren, öffentlich-rechtlichen Fonds zu überführen. Nur | |
| so lässt sich sicherstellen, dass das Geld noch zur Verfügung steht, wenn | |
| es in vielen Jahrzehnten gebraucht wird. Das weiß man auch in den | |
| zuständigen Ministerien. | |
| Doch statt zu handeln, setzt die Bundesregierung auf Druck der Union | |
| zunächst eine weitere Kommission ein. Deren Zusammensetzung deutet trotz | |
| des Kovorsitzenden Jürgen Trittin nicht darauf hin, dass hier revolutionäre | |
| neue Ideen entstehen werden. | |
| Sondern eher auf einen Versuch, die notwendigen Schritte weiter zu | |
| verzögern oder sogar zu verhindern. Das wäre eine schlechte Nachricht für | |
| die SteuerzahlerInnen. Denn sie sind es, die die Rechnung übernehmen | |
| müssen, wenn ein Konzern pleitegeht, ohne dass die Rückstellungen gesichert | |
| sind. | |
| 15 Oct 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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