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# taz.de -- Razzia bei Rechtsextremen in Thüringen: Party, Politik und Busines…
> Die Polizei durchsuchte eine rechte Gaststätte bei einem Kader in Kloster
> Veßra. Der ist gut vernetzt und lässt sich nicht einschüchtern.
Bild: Glatzen sind bei Rechten gar nicht mehr so häufig – Krawatte, Anzug, P…
Hamburg taz | „Anmelden +++ Spaß Haben +++ Gewinnen“. Ab 18 Uhr startet am
Samstag das Chilli-Wettessen im „Goldenen Löwen“. Der Betreiber des
Gasthauses in Kloster Veßra, Tommy Frenck, scheint von den letzten
Polizeimaßnahmen wenig beeindruckt. Am Mittwoch wurde bekannt, dass das
Landeskriminalamt (LKA) das Haus in der thüringischen Gemeinde durchsuchte
und elektronische Speichermedien sicherstellte. Dass der Termin nicht
abgesagt wurde, wundert Stefan Heerdegen nicht. Der Mitarbeiter von Mobit
(Mobile Beratung in Thüringen Für Demokratie – Gegen Rechtsextremismus)
betont: „Er ist eine der zentralen Figuren der Szene in Süd-Thüringen“.
Die Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft Meiningen wegen Verdachts auf
Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angeordnet.
Frenck, der für das rechtsextreme „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ im
Kreistag sitzt, soll auf Facebook Hakenkreuzbilder gepostet haben. Seine
Einstellung hat der 27-jährge ehemalige NPD-Aktivist bisher auch kaum
verschleiert.
Der gelernte Koch betreibt neben der Gaststätte den Internetversand
„Druck18.de“. Die Zahl dürfte kein Zufall sein, steht sie doch als
Szenecode für A und H – Adolf Hitler. Im Angebot finden sich nicht nur ein
rosa Baby-Bodie „Kleine Germanin“, ein Frauen-Top „I love NS“ oder ein
T-Shirt (im Versand „T-Hemd“ genannt) „Refugees not welcome“. Schon das
angekündigte Wettessen offenbart wie Frenck Party, Politik und
Geschäftemachen vereint. Er sei jemand der Leute gewinnen kann, sie
einbindet und vernetzt, sagt Heerdegen. Im nahen Suhl habe denn auch Frenck
den Pegida-Ableger „Sügida“ maßgeblich mit angeschoben. Bis zu 1.000
vermeintliche Retter des Abendlandes marschierten teilweise auf. Nach dem
neunten Marsch erfolgte die Umbenennung in Thügida, die schon in mehreren
Städten demonstrierte.
Im Dezember vergangenen Jahres konnte Frenck den „Goldenen Löwen“ in der
300-Einwohner großen Gemeinde erwerben – für 80.000 Euro. Schnell wurde die
einzige Gaststätte in dem Ort zu einem der Szenetreffs.
Kameradschaftsanhänger und Rechtsrockmusiker kehrten dort ein, die Partei
„Die Rechte“ richtetet eine Saalveranstaltung aus, Openair– und
Livekonzerte fanden statt. Einer der Stars des Szene der Sänger der
verbotenen Band „Landser“, Michael Regener trat mit seiner neuen Band „Die
Lunikoff-Verschwörung“ auf.
Der Landkreis Hildburghausen versuchte, die Gaststätte zu schließen, weil
die Sickergrube für das Abwasser nicht den gesetzlichen Vorgaben
entsprechen würde. Vor dem Verwaltungsgericht Meinigen konnte Frenck im
August aber einen Vergleich erzielen. Die Gaststätte darf er weiter
betreiben. Nur für das Abwasser musste er zusichern, einen mindestens zwölf
Kubikmeter fassenden Sammelbehälter aufzustellen.
Der Preis bei dem Chilli-Wettessen: Ein 100 Euro Gutschein für eine
Szenemodemarke.
18 Sep 2015
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Thüringen
Razzia
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Bodo Ramelow
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