| # taz.de -- Flüchtlingspolitik: Heilmann gibt den Harten | |
| > Der CDU-Justizsenator und seine Verwaltung fordern in einem umfangreichen | |
| > Maßnahmenkatalog weitreichende Verschärfungen des Asylrechts. | |
| Bild: Flüchtlinge protestieren gegen ihre monatelange Unterbringung in Zelten | |
| Von Flüchtlingsorganisationen wurden die Vereinbarungen zur Verschärfung | |
| des Asylrechts, die Bund und Länder in der letzten Woche auf einem | |
| gemeinsamen Gipfel beschlossen, scharf kritisiert – dem Berliner | |
| Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) gehen sie offenbar nicht weit genug: | |
| Wie jetzt bekannt wurde, hatte die Justizverwaltung schon im Vorfeld dieses | |
| Gipfels einen eigenen, 20-seitigen Maßnahmenkatalog erarbeitet, dessen | |
| Vorschläge zum Teil weit über das hinausgehen, was auf dem Gipfel | |
| verabredet wurde. Der Katalog, der der taz in Auszügen vorliegt, war Teil | |
| einer Stellungnahme, die die Senatskanzlei im Vorfeld der Länderkonferenz | |
| von den Verwaltungen eingefordert hatte. | |
| Dieser „Maßnahmenkatalog für vereinfachtes Asylverfahrensrecht“ soll laut | |
| Justizverwaltung „praktische Probleme lösen sowie deutlich machen, dass | |
| Deutschland bedrohte Flüchtlinge nicht nur aufnimmt, sondern gut behandelt | |
| und gleichzeitig Menschen ohne berechtigte Asyl-Gründe schnell, aber fair | |
| zurückweist“. Vorgeschlagen wird unter anderem, das Prinzip der sicheren | |
| Herkunftsstaaten auf alle Abschiebehinderungsgründe auszuweiten, also etwa | |
| pauschal festzulegen, ob in einem bestimmten Staat eine ausreichende | |
| gesundheitliche Versorgung gewährleistet ist. Einzelfallentscheidungen | |
| darüber, ob einem Asylbewerber mit gesundheitlichen Problemen die | |
| Abschiebung in sein Heimatland zuzumuten ist, gäbe es dann nicht mehr. | |
| Die Senatsverwaltung schlägt außerdem vor, dass Rechtsstreitigkeiten über | |
| Asylfragen von der Abschiebung bis zum Asylbewerberleistungsgesetz künftig | |
| immer vor den Verwaltungsgerichten geklärt werden sollen statt wie bisher | |
| von verschiedenen Gerichten. | |
| ## Keine Leistungen mehr | |
| Besonders brisant ist der Vorschlag, dass abgelehnte Asylbewerber, die | |
| „vollziehbar ausreisepflichtig“ sind, keinerlei Leistungen mehr erhalten | |
| sollen – der Bund-Länder-Gipfel hatte hier eine Kürzung beschlossen. | |
| „Vorsichtshalber könnte man das mit einer Grundgesetz-Ergänzung absichern�… | |
| steht als Vermerk zu diesem Vorschlag in dem Maßnahmenkatalog. Abschließend | |
| fordert die Verwaltung die „zentrale Unterbringung von Asylbewerbern aus | |
| sicheren Herkunftsstaaten, am sinnvollsten in großen Bundeswehrstandorten“. | |
| Was genau nun nach dem Gipfel mit den Vorschlägen passiert, ist laut | |
| Senatssprecherin Daniela Augenstein bisher noch nicht klar. „Grundsätzlich | |
| geht die Diskussion natürlich auch nach der Ministerpräsidentenkonferenz | |
| weiter“, sagte sie am Montag. Gleichwohl müssten aber alle Vorschläge mit | |
| allen Senatsverwaltungen abgestimmt werden – insbesondere die Einschätzung | |
| der für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zuständige | |
| Senatsverwaltung für Soziales sei hier wichtig. Für eine kurzfristige | |
| Stellungnahme war diese am Montag jedoch nicht zu erreichen. | |
| 28 Sep 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Malene Gürgen | |
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