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# taz.de -- Umweltschäden in Ecuador: Schlappe für Ölmulti Chevron
> Indigene und Kleinbauern können in Kanada vor Gericht ziehen.
> Entschädigungszahlungen des Konzerns sind nun wahrscheinlicher.
Bild: Der Rechtsstreit zieht sich schon lange hin. Hier protestieren Ecuadorian…
Buenos Aires taz | Aufatmen in Ecuador, Niederlage für Chevron: Ein
kanadisches Berufungsgericht hat die Ansprüche von Indigenen und
Kleinbauern aus Ecuador gegen den US-Ölmulti anerkannt. Damit ist der Weg
vor ein kanadisches Gericht frei, um die Vermögenswerte von Chevron in
Kanada zur Begleichung einer Entschädigungssumme in Höhe von 9,5 Milliarden
Dollar heranzuziehen. Am Freitag bestätigten die Richter in Ontario die
Verantwortung des Unternehmens für gravierende Umweltschäden bei der
Ausbeutung von Ölvorkommen in Ecuador.
Der Oberste Gerichtshof Ecuadors hatte Chevron schon vor Jahren zu einer
Geldstrafe von mehreren Milliarden Dollar verurteilt – doch der Konzern
weigerte sich zu zahlen. Die Betroffenen zogen in den USA, Kanada,
Brasilien und Argentinien vor Gericht, wo der Konzern jeweils
Vermögenswerte besitzt. Doch in New York hatte ein Bundesrichter 2014
geurteilt, dass Chevron die Strafe nicht bezahlen muss.
„Nach 22 Jahren können wir das Urteil gegen Chevron umsetzen und mit der
Wiedergutmachung unseres Territoriums beginnen,“ zeigte sich Humberto
Piaguaje von der Vereinigung der Texaco-Betroffenen (Unión de Afectados por
Texaco, UDAPT) nun hoffnungsfroh. Das Vermögen von Chevron in Kanada wird
auf 15 Milliarden Dollar geschätzt. Für Pablo Fajardo, Anwalt der klagenden
Indigenen und Kleinbauern, geht das Urteil einen Schritt in die richtige
Richtung: „In einer globalisierten Welt haben die Gerichte die Pflicht, die
Vollstreckung von Strafen zu ermöglichen.“
Das juristische Tauziehen hatte 1993 mit einer Klage von 76 Betroffenen
gegen den US-Ölkonzern Texaco vor einem New Yorker Gericht begonnen. Von
1964 bis 1990 hatte ein durch Texaco geführtes Konsortium in dem
betroffenen Gebiet Öl gefördert. Die Fläche ist bis heute durch
Ölrückstände verseucht. Texaco wurde im Jahr 2001 von der Chevron
Corporation übernommen, weshalb die ecuadorianische Justiz Chevron in der
Verantwortung sieht. Im selben Jahr erklärte sich der zuständige New Yorker
Richter jedoch für nicht zuständig.
## Sammelklage von rund 30.000 Betroffenen
Daraufhin reichten 2003 zunächst 48 Betroffene eine gemeinsame Klage beim
Provinzgericht von Sucumbíos ein. Bei Prozessbeginn lag dem zuständigen
Richter Nicolás Zambrano eine Sammelklage von rund 30.000 Betroffenen vor.
Im Februar 2011 verurteilte er Chevron zu einer Schadensersatzsumme von 19
Milliarden Dollar. Im November 2013 bestätigte der Oberste Gerichtshof
Ecuadors das Urteil, reduzierte aber die Strafe auf 9,5 Milliarden Dollar.
Für den US-Multi ist das alles ein „krasses Beispiel für die politische
Schieflage und die Korruptheit der ecuadorianischen Justiz“. Nach
Auffassung des Konzerns ist die ganze Angelegenheit zum einen durch Texaco
verursacht und zum anderen mit einer 40 Millionen Dollar teuren
Säuberungsaktion bereits im Jahr 1998 erledigt worden.
Chevron-Berater James Craig kommentierte nach der aktuellen Entscheidung,
die kanadischen Richter hätten lediglich ihre Zuständigkeit anerkannt. „Die
jetzige Entscheidung sagt nichts aus über die Rechtmäßigkeit oder die
Gültigkeit des betrügerischen ecuadorianischen Richterspruchs“, so Craig.
Ob die kanadische Justiz tatsächlich zum Eintreiben der Geldstrafe führt,
ist unsicher. Bereits Ende 2012 waren in Argentinien die Vermögenswerte von
Chevron beschlagnahmt worden. Rund 2 Milliarden Dollar wurden damals auf
Betreiben der ecuadorianischen Kläger zeitweise eingefroren. Wenig später
wurden sie jedoch wieder freigegeben. Chevron ist der wichtigste Partner
der staatlichen argentinischen Ölgesellschaft YPF.
8 Sep 2015
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Ecuador
Chevron
Ölförderung
Landrechte
Yasuní
Chevron
Ölkonzern
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