# taz.de -- Freipruch für Chevron: Keine Entschädigung für die Ölpest | |
> Chevron sollte für Umweltverschmutzung in Ecuador 9 Milliarden Dollar | |
> Schadenersatz zahlen. Nun wurde die Firma von einem US-Gericht | |
> freigesprochen. | |
Bild: Der Protest hat nicht gereicht: Chevron-Gegner in den USA. | |
BUENOS AIRES taz | Es war ein Heimspiel für den US-Ölkonzern Chevron, und | |
Chevron hat es gewonnen. Ein Bundesrichter in New York bestätigte dem | |
US-Multi, dass er eine 9,5 Milliarden US-Dollar hohe Strafe nicht bezahlen | |
muss, die in Ecuador wegen massiver Umweltverschmutzungen gegen ihn | |
verhängt wurde. | |
Zwar bestätigte US-Richter Lewis Kaplan, dass Chevron „eine gewisse | |
Verantwortung haben könnte“, das Urteil der ecuadorianischen Justiz sei | |
jedoch durch „korrupte Handlungen“ zustande gekommen. „Die Kläger dürfen | |
deshalb auf keinen Fall davon profitieren“, so Kaplan und folgte damit der | |
Strategie des Ölmultis, der immer auf das Argument setzte, die Prozesse in | |
Ecuador seinen rechtlich alles anders als sauber abgelaufen. | |
Für Chevron ist der Richterspruch ein „bedeutender Sieg“, der bestätige, | |
dass das Urteil in Ecuador „ein Betrug und das Ergebnis einer kriminellen | |
Organisation ist“, so der Konzern in einer Stellungnahme vom Dienstag. | |
Entsprechend empört zeigte sich Klägeranwalt Juan Pablo Sáenz. „Kaplans | |
Arroganz ließ ihn glauben, er sei dazu berechtigte und qualifiziert, das | |
ecuadorianische Recht und die Entscheidungen seiner Richter in Frage zu | |
stellen“, sagte Sáenz und kündigte eine Berufungsklage beim Obersten | |
US-Gericht an. | |
Mit dem Urteil endet eine weitere Etappe in dem seit über 20 Jahren | |
andauernden Rechtsstreit. Der Prozess hatte 1993 zunächst mit einer Klage | |
von 76 Betroffenen gegen den US-Ölkonzern Texaco vor einem New Yorker | |
Gericht begonnen. Von 1964 bis 1990 förderte ein durch Texaco geführtes | |
Konsortium in dem betroffenen Gebiet Öl. 1992 hatte die Firma das Land | |
verlassen. Texaco wurde im Jahr 2001 von der Chevron Corporation | |
übernommen, weshalb für die ecuadorianische Justiz Chevron in der | |
Verantwortung steht. Im selben Jahr erklärte sich der zuständige New Yorker | |
Richter jedoch für nicht zuständig. | |
## Tote Gewässer zurückgelassen | |
Daraufhin reichten 2003 zunächst 48 Betroffene eine gemeinsame Klage beim | |
Provinzgericht von Sucumbíos ein. Bei Prozessbeginn lag dem zuständigen | |
Richter Nicolás Zambrano eine Sammelklage von rund 30.000 betroffenen | |
Menschen vor, darunter zahlreichen Angehörigen indigener Völker. Im Februar | |
2011 verurteilte er Chevron zu einer Schadensersatzsumme von 19 Milliarden | |
Dollar. Im November 2013 bestätigte der Oberste Gerichtshof Ecuadors das | |
Urteil, senkte die Strafe allerdings auf 9,5 Milliarden Dollar ab. | |
Das von der damaligen US-Ölfirma Texaco geführte Konsortium hatte 1964 die | |
Konzession erhalten, in der Provinz Sucumbíos Öl zu fördern. Es geht um | |
rund 500.000 Hektar Regenwald. Das Konsortium hinterließ vergiftetes | |
Trinkwasser, tote Flüsse und Lagunen. Mehr als 114 Milliarden Liter giftige | |
Abwässer und Rohöl sickerten im Zeitraum von 1972 bis 1993 in den Boden. | |
Die Katastrophe sei 85-mal so schlimm wie die der British Petroleum im Golf | |
von Mexiko und 18-mal so schlimm wie die Folgen der Havarie der „Exxon | |
Valdéz“ vor der Küste von Alaska, sagte Ecuadors Präsident Correa im | |
vergangenen Jahr. | |
Da sich Chevron jedoch weiterhin weigerte zu zahlen, gingen die Betroffenen | |
in den Ländern zur Justiz, in denen der Konzern Vermögenswerte besitzt: | |
USA, Kanada, Brasilien und Argentinien. Kaplans Richterspruch gilt nur für | |
die USA. Die Klagen in den übrigen Ländern sind allerdings weiter anhängig. | |
So hatte zuletzt im Dezember 2013 das Berufungsgericht in Ontario das Recht | |
der Kläger bestätigt, in Kanada Schadensersatzansprüche geltend zu machen. | |
5 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## TAGS | |
Chevron | |
Ölkonzern | |
Umweltverschmutzung | |
Ecuador | |
Entschädigung | |
Ecuador | |
Rafael Correa | |
Öl | |
Nordsee | |
Ölkonzern | |
Ecuador | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Umweltschäden in Ecuador: Schlappe für Ölmulti Chevron | |
Indigene und Kleinbauern können in Kanada vor Gericht ziehen. | |
Entschädigungszahlungen des Konzerns sind nun wahrscheinlicher. | |
Kupferabbau im Regenwald von Ecuador: Geteiltes Leid, gespaltene Gemeinde | |
Jahrelang wehrt sich ein Dorf gegen den Kupferabbau. Dann schickt die linke | |
Regierung Ecuadors die Polizei. Und manche heißen das sogar gut. | |
Leck in Gronau: Verunsicherung nach Ölfunden | |
Wie kam das Rohöl ins Naturschutzgebiet? Im Münsterland sind nach der | |
Entdeckung noch viele Fragen offen. Zu viele, finden Umweltschützer. | |
Umwelt-Gefahr: Zeitbombe Nordsee-Öl | |
Das Risiko einer Katastrophe bei der Ölförderung wächst, warnt eine Studie. | |
Grund dafür sei die alternde Infrastruktur. | |
Ecuador verurteilt Ölkonzern: Rekordstrafe gegen Chevron | |
Es ist die bislang höchste Strafe im Umweltrecht: Ein ecuadorianisches | |
Gericht fordert von Chevron fast zehn Milliarden Dollar – wegen | |
Verschmutzung des Regenwalds. | |
Entschädigung für Umweltschäden: Chevron-Geld beschlagnahmt | |
Ein argentinisches Gericht beschlagnahmt das Vermögen des Ölkonzerns | |
Chevron. Dieser hatte die Entschädigung für eine Katastrophe in Ecuador | |
verweigert. | |
Urteil Ecuador vs. Chevron: Ein Urteil, vielleicht mit Folgen | |
Der US-Ölmulti Chevron ist wegen Umweltvergehen im Amazonasgebiet zu einer | |
hohen Strafe verurteilt worden. Ob der Konzern zahlen wird, ist ungewiss. |