Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sicherheitskontrolle an NRW-Airports: Abzocke beim Abflug
> Kritik von Verdi: Aus den Securitychecks an den NRW- Flughäfen soll eine
> Firma ein windiges Geschäft machen – zu Lasten der Allgemeinheit.
Bild: Eine Branche, in der sich Weiterbildung, etwas anders als gedacht, auszuz…
Berlin taz | Ein lukratives Geschäftsmodell: Die Securityfirma Kötter soll
Mitarbeiter für Sicherheitskontrollen an Flughäfen auf Kosten der
Arbeitsagenturen in der firmeneigenen Akademie ausbilden – und sie dann nur
befristet einstellen, um Nachschub für die Lehrgänge zu sichern.
Diesen schwer wiegenden Vorwurf erhebt die Gewerkschaft Verdi gegen die
Einstellungspraxis der zweitgrößten deutsche Sicherheitsfirma an den
Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. „Die Firma Kötter missbraucht die
Förderung der Arbeitsagenturen“, sagt Özay Tarim,
Verdi-Gewerkschaftssekretär in Düsseldorf, der taz. Das Unternehmen
schweigt zu den Vorwürfen.
Im Herbst vergangenen Jahres hatte Kötter die Ausschreibung für den
Sicherheitsdienst an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn im Auftrag
der Bundespolizei gewonnen. Ende des Jahres korrigierten die Flughäfen die
erwarteten Passagierzahlen nach oben. Kötter sagte zu, entsprechend mehr
Personal einzustellen.
Doch das ist nicht geschehen. In den Sommerferien gab es deshalb erhebliche
Störungen, Passagiere mussten stundenlang an den Kontrollen warten. Anfang
Juli zitierte der Bundespolizeipräsident Vertreter der Firma Kötter zu
einem Krisentreffen nach Berlin. Doch auch danach stellte Kötter kaum neue
Leute ein. In den Spitzenzeiten fehlen nach Schätzungen von Verdi-Sekretär
Tarim in Düsseldorf 100 Leute, in Köln 60.
Das ist möglicherweise eine Folge der veränderten Weiterbildungsförderung
der Arbeitsagenturen. Einstellungsvoraussetzung ist ein erfolgreich
absolvierter Lehrgang. Kötter stellt vorwiegend Leute ein, die arbeitslos
sind und einen Anspruch auf Bildungsgutscheine der Arbeitsagenturen haben,
sagt Tarim. „Kötter bildet seine Leute nicht auf eigene Kosten aus“, sagt
er.
## „Drehtüreffekt“ unter den Mitarbeitern
Das Unternehmen hat eine eigene Akademie. Die Lehrgangskosten von knapp
4.000 Euro übernehmen viele Arbeitsagenturen, wenn der Teilnehmer dadurch
einen Job bekommt – auch wenn die Stelle wie bei Kötter befristet ist. Für
die Abschlussprüfung ist die Bundespolizei zuständig. „Rund 40 Prozent der
Lehrgangsteilnehmer fallen durch“, schätzt Tarim. Deshalb seien Bewerber
nicht bereit, die hohe Summe selbst zu zahlen. Interessierte ohne Förderung
bilde Kötter nach Verdi-Angaben für 1.200 Euro deutlich billiger aus.
Der Gewerkschaftssekretär hat unter den Mitarbeitern lange einen
„Drehtüreffekt“ beobachtet. „Die befristet eingestellten Kollegen mussten
bisher gehen und die auf Kosten der Arbeitsagentur ausgebildeten kamen“,
sagt er. Aufgrund des Personalmangels ist der Austausch zurzeit nicht mehr
einfach möglich.
Tarim fordert, dass Kötter die Ausbildung seiner Beschäftigten künftig
selbst zahlt. „Eine Möglichkeit wäre, dass die Mitarbeiter sich im Gegenzug
verpflichten, eine bestimmte Zeit im Unternehmen zu bleiben.“
Statt zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, verweist Kötter auf die
Bundespolizei. Die bestätigt, dass Personalengpässe an den Flughäfen
Düsseldorf und Köln/Bonn bestehen. „Die Bundespolizei stimmt sich permanent
mit allen Beteiligten ab, um die Passagierprozesse stets zu optimieren“,
heißt es. Zu den Vereinbarungen mit Kötter will sie sich nicht äußern.
8 Sep 2015
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Sicherheitskontrolle
Verdi
NRW
Flughafen
Verdi
Flughafen Frankfurt
Frankfurt
Gewerkschaft
Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Unterlassungsklage gegen Verdi-Sekretär: Gewerkschafter vor Gericht gezerrt
Kampf um bessere Arbeitsbedingungen: Die Sicherheitsfirma Kötter will die
Gewerkschaft Verdi zum Schweigen bringen.
Kommentar Flughafensicherheit: Vorweihnachtlicher Alarm
Eine EU-Studie konstatiert Schwachpunkte auf dem Frankfurter Flughafen. Das
klingt zwar erstmal bedrohlich, entpuppt sich aber als Nullmeldung.
Streik am Frankfurter Flughafen: Keine Arbeit, kein Verkehr
Dutzende Flüge sind durch einen Warnstreik am Frankfurter Flughafen
annulliert worden und wurde weitgehend gesperrt. Verdi will höhere Löhne
durchsetzen.
Tarifabschluss bei Flughafensicherheit: Ein bisschen mehr Niedriglohn
Die Streiks des Sicherheitspersonals auf den Flughäfen sind beigelegt.
Erstmals gelingt es, mehr Gehalt in einer schlecht bezahlten Branche zu
erstreiten.
Flughafensicherheit in Israel: Profiling statt Nacktscanner
An Israels Flughäfen und Checkpoints werden strikte Maßnahmen angewendet:
Reisende werden je nach Nationalität und Religion unterschiedlich
kontrolliert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.