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# taz.de -- Bad Banker: Fragwürdige Geschäfte
> Die HSH Nordbank ruft schon wieder nach staatlicher Hilfe.
> Wirtschaftwissenschaftler Rudolf Hickel empfiehlt, sie einfach
> abzuwickeln.
Bild: Beendet sind die Strafverfahren gegen die HSH-Chefs.
Die HSH Nordbank ist heute mit einer Bilanzsumme von 108 Milliarden Euro
nur noch halb so groß wie vor der Krise. Steckt aber immer noch voller
Risiken. Hamburg und Schleswig-Holstein, denen 85 Prozent der Bank gehören,
stehen bislang mit Garantien von 10 Milliarden Euro gerade. Die Garantien
lassen sich die Länder teuer bezahlen: Insgesamt 2,5 Milliarden Euro hat
die HSH seit ihrer Rettung 2009 dafür überwiesen. Diese Kosten „drücken die
Bank nieder“, klagt die HSH. Zugleich sendet Vorstandschef Constantin von
Oesterreich den nächsten Hilferuf an die Politik: „Wir können die Altlasten
nicht tragen. Wir wollen sie auf unsere Eigentümer übertragen.“
Im Kern geht es darum, die HSH von faulen Schiffskrediten zu befreien. Die
Regierungen beider Länder erwägen offensichtlich, Kredite abzukaufen und in
eine Bad-Bank zu überführen. Dem Vernehmen nach laufen darüber bereits
Verhandlungen mit der EU-Kommission. In einem positiven Szenario könnte die
verbleibende „saubere“ Bank dann verkauft werden. Optimisten in den
Regierungen hoffen, unterm Strich mit einem blauen Auge davonzukommen.
Es scheint sehr lange her: Vor der Finanzkrise 2007 sorgten Landesbanken
für kostengünstige Kreditaufnahme der Länder, stärkten den Sparkassen und
damit dem lokalen Gewerbe den Rücken und finanzierten die Industriepolitik
der Bundesländer. Nun geht es Politikern und Managern scheinbar nur noch um
eine möglichst schmerzfreie Abwicklung der Altlasten.
Das Volumen der faulen Kredite wird von der Unternehmensberatung Bain mit 3
bis 14 Milliarden Euro bewertet. Im Kieler Landtag kursieren noch höhere
Zahlen. Für Aufregung sorgte Norbert Hackbusch, der eine Zahl von 109
Milliarden Euro ins Gespräch brachte. Nach der Lektüre des
Halbjahresberichtes hatte der haushaltspolitische Sprecher der
Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft festgestellt, dass die Bank
ihre „ausfallgefährdeten Risiken“ mit dieser Summe „beschreibt“. Eine
Anfrage an den Senat soll nun endlich Klarheit schaffen.
Die Bank widerspricht. Tatsächlich spiegeln die 109 Milliarden Euro
sämtliche Geschäfte der Bank wider – und jedes Bankgeschäft unterliegt
einem gewissen Risiko. Als wirklich heikel gelten Problemkredite von 15,4
Milliarden Euro. Auch dies sei „viel zu viel“, heißt es in der HSH.
Angestrebt wird eine Halbierung. Sie könnte gelingen, wenn die Länder einen
Teil der „schmutzigen Altlasten“ übernähmen.
Weniger riskant arbeiteten die Vorstände der Nord/LB. In Hannover sieht man
sich als „bodenständig“. Spekulationen mit amerikanischen
Schrottimmobilien, wie sie die HSH machte, lehnt man ab. Dafür ist man
größte deutsche Agrarbank. Obwohl ebenfalls im Schiffsgeschäft tätig,
schneidet die Niedersachsenbank weit besser ab als die HSH. Sie ist mit
einer Bilanzsumme von rund 200 Milliarden Euro doppelt so groß.
Schiffsrisiken fallen da weniger ins Gewicht.
Doch Nord/LB-Finanzierungen gelten in der Geldbranche vor allem als
solider. Profitabel ist auch das Geschäft mit den starken Sparkassen vor
Ort, die zudem Miteigentümer der Nord/LB sind – während die HSH mit der
größten deutschen Sparkasse Haspa einen Konkurrenten vor der Haustür hat.
„Es wird viel geheimgehalten“, warnt Friedrich Thießen, Finanzmarktexperte
von der TU Chemnitz, vor unbekannten Gefahren in den Bilanzen. Er sieht die
Zukunft der Landesbanken skeptisch. Beim Bundesverband öffentlicher Banken
(VÖB) glaubt man dagegen an sie: „Die Geschäftsmodelle sind tragfähig.“
Im Falle der HSH bezweifelt der Bremer Ökonom Rudolf Hickel genau dies:
„Die HSH Nordbank hat kein tragfähiges Geschäftsmodell.“ So zielt die neue
Strategie auf den Mittelstand, der aber auch von vielen anderen Banken
umworben wird. Hickel fordert ein Nachdenken der Politik über „eine
geordnete Auflösung“ der HSH. Sein Vorschlag: Die bisherigen Lasten aus der
Schiffsfinanzierung gehen in eine Bad-Bank. Das normale Bankgeschäft wird
auf die Sparkassen übertragen; die künftige Schiffsfinanzierung
konzentriert sich auf die Nord/LB und die Landesbank Bremen. Solche
Landesbanken, rät Hickel, könnten durchaus sinnvoll sein.
9 Sep 2015
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Finanzen
Bremen
Hamburg
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