# taz.de -- Misere beim 1. FC Nürnberg: Der Club bleibt der Depp | |
> Dass Sportdirektor Martin Bader den Verein verlässt, sehen viele Clubfans | |
> als Befreiung. Die Probleme aber werden bleiben. | |
Bild: Ziehen da dunkle Wolken auf? Das Frankenstadion, das heute nicht mehr so … | |
Fehlende Einsicht konnte man den Nürnbergern auch am Montagabend nicht | |
vorwerfen: „Wir waren von Anfang an nicht richtig auf dem Platz“, sagte | |
Fußball-Abteilungsleiter Wolfgang Wolf nach dem überaus glücklichen 2:2 | |
gegen 1860 München. „Mit der Spielweise kann man nicht zufrieden sein.“ Mit | |
der Spielweise nicht, mit dem Defensivverhalten nicht. Und mit dem | |
Gesamteindruck schon mal gar nicht, wäre zu ergänzen. | |
So viel erst mal zu einem Spiel, das für die 33.000 Clubfans unter den | |
36.500 Zuschauern vor allem deshalb schwer zu ertragen war, weil es | |
zumindest kurzfristig wenig Aussicht auf Besserung gibt. Es scheint, als | |
sei diese Mannschaft einfach nicht besser, als sie derzeit auftritt – eine | |
Feststellung, die jede Menge Fragen aufwirft. Zunächst einmal die nach der | |
Kaderzusammenstellung der letzten beiden Transferperioden. | |
Strittig ist, ob Sportdirektor Martin Bader, dessen angekündigter Rückzug | |
zum 30. September mehrheitlich als Befreiung empfunden wird, auch | |
federführend für die Transfers dieser Spielzeit verantwortlich war. Dass er | |
es im Sommer 2014 war, steht hingegen ebenso fest wie die Tatsache, dass | |
dort gleich mehrere untaugliche Spieler verpflichtet wurden, die in der | |
Summe aus Ablöse und Gehältern so teuer waren, dass der Verein nicht nur in | |
eine finanzielle Schieflage geraten ist, sondern 2015 nicht genug Geld mehr | |
da war, um den Kader in diesem Sommer qualitativ zu verbessern. | |
## Brüchige Abwehr | |
Wenn – wie gegen 1860 – der hochbegabte Alessandro Schöpf einen schlechten | |
Tag erwischt, geht spielerisch kaum etwas. Und vorne sorgt derzeit | |
lediglich Guido Burgstaller für ein wenig Torgefahr. Das alles wäre schon | |
schlimm genug, wenn damit schon der Mannschaftsteil benannt wäre, der das | |
eigentliche Problem der Nürnberger ist: die Abwehr. Zehn Gegentore hat man | |
in den bisherigen drei Ligaspielen kassiert, sechs davon allein beim | |
katastrophalen ersten Auftritt in Freiburg. | |
Auch am Montag dilettierte die Club-Defensive vor sich hin. Dave Bulthuis | |
mag auf der Innenverteidigerposition tatsächlich besser aufgehoben sein als | |
auf der Seite, doch mit seiner Langsamkeit und seinen technischen Defiziten | |
war er auch für die Münchner unschwer als Achillesferse auszumachen. Kaum | |
hatte der Niederländer den Ball, stürzten sich zwei Blaue auf ihn. | |
Da dem Club so nicht ansatzweise so etwas wie eine Spieleröffnung gelang, | |
kamen die Gäste immer wieder überfallartig in den Nürnberger Strafraum, wo | |
sie allerdings nur zweimal durch Kai Bülow (45.) und Daniel Adlung (74.) | |
trafen – Burgstaller (54.) und Niklas Stark (63.) trafen für den Club. | |
Die anhaltenden Fehler in der Defensive führen wiederum die verbliebenen | |
Bader-Freunde im Nürnberger Umfeld als Beleg dafür an, dass auch Trainer | |
René Weiler einen Anteil am Niedergang hat. Der Schweizer hat es seit | |
November in der Tat nicht geschafft, seinem Team die Stabilität zu | |
verleihen, die etwa Ewald Lienen zeitgleich dem FC St. Pauli als Basis für | |
eine fußballerische Weiterentwicklung beibrachte. „Es gibt noch viel zu | |
verbessern“, weiß Weiler, der schon im Sommer Geduld angemahnt hatte und | |
nun hofft, dass bald noch ein, zwei Verstärkungen nachgelegt werden. | |
## Die Ultras und die Autobahnraststätte | |
Ob im Umfeld Ruhe einkehrt, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, welchen | |
Nachfolger für Bader man Anfang September präsentieren kann. Dem | |
langjährigen Funktionär war ja zum Verhängnis geworden, dass er die | |
Mannschaft nach der Niederlage in Freiburg zu einer von den Fans | |
geforderten „Aussprache“ an einer Autobahnraststätte beordert hatte. | |
Die Ultras, die möglicherweise längst nicht so einhellig hinter Bader | |
standen, wie das gern kolportiert wird, ärgern sich nun darüber, dass aus | |
dem Aufsichtsrat Interna nach außen dringen, die Bader weiter schaden. | |
„Ein eingetragener Verein ist ein demokratisches Organ, wenn ein Einzelner | |
seine Meinung über die vereinsrechtlichen Grundsätze stellt, hat das nichts | |
mit Transparenz zu tun, sondern es ist ein rein egoistisches Verhalten, was | |
dem Verein schadet“, heißt es auf der Homepage des Ultra-Organs Ya Basta. | |
Dies ist als Aufforderung an das ganze Gremium zu verstehen. Denn zuletzt | |
war nicht immer klar, wer beim Club wen kontrolliert: der Aufsichtsrat den | |
Vorstand oder der Vorstand den Aufsichtsrat. | |
18 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Christoph Ruf | |
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