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# taz.de -- Krise beim 1. FC Nürnberg: Herzeleid in Franken
> Auf der Mitgliederversammlung des Zweitligisten 1. FC Nürnberg rettet
> sich Sportdirektor Bader gerade noch ins Ziel. Sportlich läuft es
> schlecht.
Bild: Eine vereinsinterne Opposition will in Nürnberg nicht mehr mitansehen, w…
NÜRNBERG taz | Über 2.000 Menschen sind am Dienstagabend ins Nürnberger
Messezentrum gekommen, viele von ihnen harrten aus bis um halb drei Uhr
morgens. Da wurde dann darüber debattiert, ob man Club-Mitgliedern künftig
schon ab 16 Jahren ein Stimmrecht gewähren solle. Keine Frage, der
Zweitligist ist das, was viele Redner einen „Traditionsverein“ nannten.
Es gibt im Fränkischen Dörfer, in denen in fast jedem Garten die Club-Fahne
weht. Wenn es gut läuft, fahren 5.000 Fans nach Niedersachsen, um dort ihr
Team zu unterstützen. Wenn es schlecht läuft, wird ein alter Spruch
referiert: „Der Club is a Depp!“ Den höre er in letzter Zeit ständig, kla…
ein Rentner aus Fürth, der sagt: „Der Club ist mein Herz. Ich habe sogar
schon einen Herzinfarkt gehabt wegen dem Club.“
Derzeit muss sich seine Familie wieder um den Herzkranken sorgen: Der FCN
dümpelt auf Platz 13 der zweiten Liga herum und hat beim glücklichen
3:2-Sieg gegen den FCK am Montag erst den dritten Saisonsieg gelandet. Dem
stehen fünf Niederlagen gegenüber, in denen man nach Ansicht der Nürnberger
Nachrichten spielte „[1][wie ein Bezirksligist nach einer Kabinenfeier]“.
Beim Erzrivalen aus Fürth geriet man gar mit 1:5 unter die Räder. Längst
ist das Saisonziel, den Aufstieg zu schaffen, nach unten korrigiert worden.
Und Trainer Valérien Ismaël ist vielleicht nur deshalb noch im Amt, weil
der Aufsichtsrat als höchstes Vereinsgremium derzeit nicht beschlussfähig
ist.
Dass so viele Mitglieder erschienen sind, liegt nicht nur an der
sportlichen Malaise und an der Neubesetzung von drei Aufsichtsratsposten.
Längst hat sich eine vereinsinterne Opposition gebildet, die nicht mehr
ansehen will, wie sich Sportdirektor Martin Bader von Trainerwechsel zu
Trainerwechsel hangelt und Jahr für Jahr bei der Kaderplanung danebenliegt.
So sieht es zumindest Marc Oechler, ein ehemaliger Clubprofi, der sich bei
seiner Vorstellungsrede traut, Position zu beziehen und sich damit von zwei
Dritteln der Mitkonkurrenten unterscheidet: „Wer ist dafür verantwortlich,
dass Augsburg, Freiburg und andere uns überholt haben, obwohl sie
schlechtere Voraussetzungen haben? Warum hinken wir in der Nachwuchsarbeit
den Fürthern hinterher, obwohl wir dreimal so viel Geld ausgeben?“, fragt
Oechler, der damit Bader meint. Gewählt wird Oechler als Aufsichtsrat
jedoch nicht, knapp 500 Stimmen reichen nicht.
## „Herz wie ein Bergwerk“
Doch damit schneidet er besser ab als der Mann, der sich im Vorfeld zum
Oppositionsführer gegen den aktuellen Vorstand aufgeschwungen hat.
Hanns-Thomas Schamel, ein Meerrettichfabrikant aus dem nahen Baiersdorf,
hat dem Vernehmen nach ein „Herz wie ein Bergwerk“ (ohne Infarkt) für den
Club und greift Bader frontal an. Wie die drei anderen Mitglieder seiner
Initiative „Club 2020“ kann aber auch er nicht erklären, was er anders
machen würde. Stattdessen ist immer wieder von „Leitbild“ des Vereins die
Rede.
Als Schamel seine Rede halten will, wird er von Buhrufen und Gejohle aus
dem Hallen-Sektor unterbrochen, in dem auch die Ultras sitzen. Die haben
sich pro Bader positioniert und das im lesenswerten Blog „[2][Ya basta]“
sachlich begründet – jetzt setzen einige von ihnen eher auf Lautstärke. Bei
der Abstimmung fallen auch zwei Bader-Getreue durch. Gewählt werden dafür
drei Vertreter, die sich keinem Lager eindeutig zuordnen ließen.
Ein harmonisches Ende einer Versammlung, die mit einer Posse begonnen
hatte: Über eine Dreiviertelstunde lang hatte die Halle über einen
Bayern-Schal diskutiert, den Aufsichtsrat Günther Koch bei einem Interview
getragen hatte. Die Wellen der Empörung schlagen hoch, der Einwand, der
Club mache sich in dieser Diskussion „bundesweit zum Gespött“, obsiegt aber
letztlich.
Koch, der ebenfalls als Exponent der Opposition gegen Martin Bader galt,
hatte den Abwahlantrag überstanden. Und sah morgens um drei genauso
erleichtert aus wie sein Konkurrent. Martin Bader dürfte mit Schlimmerem
gerechnet haben.
1 Oct 2014
## LINKS
[1] http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/nn-sport/fcn-wie-ein-bezir…
[2] http://yabasta.blogsport.de/
## AUTOREN
Christoph Ruf
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