# taz.de -- Streit mit Stiftung Warentest: Wann darf Sonnencreme verbrennen? | |
> Eine Bio-Sonnenmilch bekommt von den Testern ein „Mangelhaft“. Der | |
> Hersteller wirft der Stiftung nun vor, ein falsches Verfahren verwendet | |
> zu haben. | |
Bild: Sollte eigentlich helfen, bei guter Laune zu bleiben: Sonnencreme im Eins… | |
BERLIN taz | | Nach dem verlorenen Rechtsstreit mit Ritter Sport im | |
vergangenen Jahr droht der Stiftung Warentest jetzt erneut Ärger. Diesmal | |
geht es um den soeben veröffentlichten Sonnenschutz-Test, bei dem 19 | |
Produkte mit den Lichtschutzfaktoren 30 und 50 getestet wurden. Viele, | |
darunter auch sehr günstige, Produkte haben dabei „gut“ abgeschnitten. | |
Ausgerechnet ein biologisch wirksames Fabrikat wurde jedoch als | |
„mangelhaft“ bewertet. | |
Die Beanstandung: Der Hersteller Eco Cosmetics gewährleiste keinen | |
ausreichenden UVA-Schutz. | |
Ein Vorwurf, den das Unternehmen aus dem niedersächsischen Laatzen nicht | |
akzeptiert. „Das Hauptproblem der Untersuchung“, sagt Dieter Sorge, | |
Geschäftsführer von Eco Cosmetics, sei die spezifische Methodik, bei der | |
die Sonnenmilch „extrem erhitzt“ werde. | |
„Unsere Produkte müssen dabei durchfallen, denn sie haben keine versteckten | |
synthetischen Lichtschutzfilter, sondern bestehen ausschließlich aus | |
natürlichen Inhaltsstoffen, die bei höheren Temperaturen schlicht | |
verbrennen.“ | |
Sorge bezeichnet es deshalb als „manipulativ“, dass seine Produkte unter | |
diesen Bedingungen geprüft wurden. Nicht ohne Grund sei „der angewandte | |
UVA-In Vitro-Test nur in Europa zugelassen“. Weltweit seien die damit | |
erreichten Testergebnisse „nicht zulässig“. Eco Cosmetics hat deshalb einen | |
sogenannten In-Vivo-Test in Auftrag gegeben, der direkt an 20 Menschen | |
durchgeführt wird. | |
## Wie zulässig sind die Testergebnisse? | |
Geschäftsführer Dieter Sorge ist überzeugt: „Das gegen Ende des Jahres | |
vorliegende Ergebnis wird die Stiftung Warentest mit Sicherheit unter Druck | |
bringen.“ Das Unternehmen hat das Ergebnis der ersten drei Probanden | |
bereits veröffentlicht. Der darin erzielte Wert übertreffe laut dem Eco | |
Cosmetics-Chef die offizielle EU-Empfehlung. | |
Fakt ist jedoch: Beide Testmethoden sind von der Internationalen | |
Organisation für Normierung (ISO) zugelassen. Entsprechend unaufgeregt | |
zeigt man sich bei der Stiftung Warentest: „Wir verwenden für unsere | |
Sonnenschutz-Tests ein international anerkanntes State of the Art | |
Laborverfahren. Der Vorwurf, wir würden „manipulativ“ vorgehen, ist daher | |
völlig unbegründet“, sagt Ursula Loggen, wissenschaftliche Leiterin für den | |
Bereich Ernährung, Kosmetik und Gesundheit auf taz-Nachfrage. | |
Der Test mache zudem „keine Einschränkung hinsichtlich der Gültigkeit für | |
bestimmte Darreichungsformen oder Zusammensetzungen“ und sei daher die | |
„aktuelle Methode der Wahl.“ Darüber hinaus wundert sich Loggen, warum sich | |
Eco Cosmetics weder vor noch nach dem Test an die Stiftung gewandt habe, | |
schließlich sei man „grundsätzlich offen für einen direkten Dialog“. | |
Stattdessen finde nur eine „rein medial geführte Debatte“ statt. | |
Einen ganz anderen Aspekt stellt dagegen Jürgen Steinert vom | |
Verbrauchermagazin Ökotest in den Vordergrund. Er kritisiert das | |
In-Vivo-Testverfahren, „weil dabei Versuchspersonen so lange bestrahlt | |
werden, bis sie einen leichten Sonnenbrand haben.“ | |
31 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Daniel Segal | |
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