Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Erster Pluto-Besuch einer irdischen Sonde: „Wir haben es geschaff…
> Nach mehr als neun Jahren und fünf Milliarden Kilometern erreicht die
> „New Horizons“  den Zwergplaneten Pluto. Die ForscherInnen sind außer
> sich.
Bild: Noch unscharf, aber immerhin: Der zum Zwergplaneten herabgestufte Pluto
Washington dpa | Bemüht gelassen spult Alice Bowman ihre Fragen ab. Wie
geht es der Sonde? Und wie den wissenschaftlichen Instrumenten an Bord?
Sind Daten gesammelt worden? „Nominal“, bekommt sie immer wieder durch ihre
Kopfhörer als Antwort zu hören. Alles in bester Ordnung. Der kleinen
grauhaarigen Frau schießen Freudentränen in die Augen, als sie sich im
Nasa-Kontrollzentrum im US-Bundesstaat Maryland schließlich an ihr Team
wendet. „Wir haben ein gesundes Raumschiff.“
Spontan springen ihre Kollegen von den Stühlen auf, klatschen und jubeln.
Mit einer kleinen US-Fahne in der Hand kommt Nasa-Manager Allen Stern ins
Kontrollzentrum gerannt und springt Bowman in den Arm.
„Wir haben es geschafft“, jubelt er kurz darauf bei einer Feier für das
Team. „Es war ein kleiner Schritt für ‚New Horizons‘, aber ein gigantisc…
für die Menschheit.“ Die Sonde ist am Zwergplaneten Pluto vorbeigeflogen –
nach einer Reise von mehr als neun Jahren und fünf Milliarden Kilometern
und als erster irdischer Flugkörper überhaupt. „Pluto hatte gerade seinen
ersten Besucher“, jubelt US-Präsident Barack Obama bei Twitter. Ein
sichtlich ergriffener Nasa-Chef Charles Bolden schwärmt von einem
„phänomenalen Tag“ und einem „historischen Meilenstein“.
Der eigentliche Höhepunkt der rund 700 Millionen Dollar teuren Mission
geschah bereits am Dienstagmittag gegen 13:49 Uhr MESZ. Da raste die etwa
Klavier-große und rund 500 Kilogramm schwere Sonde „New Horizons“ (Neue
Horizonte) mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde in etwa 12.000 Kilometern
Entfernung am Pluto vorbei und untersuchte ihn währenddessen mit sieben
wissenschaftlichen Instrumenten. Weil sie aber mit Datensammeln schon
völlig ausgelastet war, setzte die Nasa das Bestätigungssignal erst für
rund sieben Stunden später an.
„Ich bin völlig ausgerastet und war total gestresst, während wir auf das
Signal gewartet haben“, gesteht Missions-Leiterin Bowman später. „Aber die
Sonde ist glücklich, und die Daten sind gesammelt. Für mich ist damit ein
Kindheitstraum wahr geworden, das ist unbeschreiblich.“
Noch aber sind nur ein paar technische Basisdaten über den Zustand der
Sonde zur Erde geschickt worden. Zuvor [1][veröffentlichte die Nasa]
bereits ein kurz vor dem Vorbeiflug aufgenommenes Foto vom Pluto in bislang
unerreichter Auflösung. Hunderttausende Menschen kommentierten das Bild im
Internet – und entdeckten auf der [2][Oberfläche des Zwergplaneten die Form
eines Herzens].
Das „New Horizons“-Team, das unter anderem Disney-Pluto-Plüschhunde als
Glücksbringer im Kontrollzentrum dabei hatte, lässt sich nach dem
erlösenden Signal in der Nacht zum Mittwoch erstmal feiern. Schon am
Mittwoch soll die Arbeit dann aber so richtig losgehen. In einem ersten
Sendefenster erwarten die Forscher zahlreiche Daten über den etwa minus 230
Grad kalten Pluto, der mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern
kleiner als der Erdenmond (3500 Kilometer) ist.
Mehrere Monate lang sollen die beim Vorbeiflug gesammelten Daten und Fotos
nun zur Erde geschickt und ausgewertet werden. „Noch haben wir gar nichts
gesehen, das war erst der Anfang“, sagt Nasa-Manager John Grunsfeld. „Die
Sonde ist voller Bilder – wir können es gar nicht erwarten.“
15 Jul 2015
## LINKS
[1] https://www.nasa.gov/mission_pages/newhorizons/main/index.html
[2] https://twitter.com/NASA
## TAGS
Astronomie
Pluto
Raumsonde
Weltraum
Nasa
Mars
Pluto
Roboter
Radioaktiv
Raketen
Raumsonde
## ARTIKEL ZUM THEMA
Astronomie und Schokoriegel: Unser Universum ist süß und klebrig
Mars, Orion, Milky Way: Warum werden Schokoriegel eigentlich so oft nach
Sternen und Co. benannt? Hier einige mögliche Antworten.
„New Horizons“ fotografiert Zwergplanet: Es ist ... Pluto!
Kraternarbiges Gestein und eine sepiafarbene Ebene, in deren Umrissen man
ein Herz erkennen könnte: Das ist Pluto.
Roboter auf Weltraummission: Menschenähnliche Maschinen
Roboter sollen fremde Planeten erkunden und Astronauten auf einer
Raumstation unterstützen. Dafür müssen sie noch selbstständiger werden.
Energieprobleme bei der Nasa: Mit Plutonium ins Weltall
Die Nasa besitzt noch 35 Kilogramm Plutonium-238, um ihre Weltraummissionen
in Schwung zu halten. Damit kommt sie nicht weit.
Datentransfer im Weltraum: Flieger, grüß mir die Sonne
Zwei Telekommunikationssatelliten wurden vom europäischen Weltraumbahnhof
in Französisch-Guyana ins All geschossen. Eine Ariane-5-Rakete
transportierte sie.
Musik aus dem Weltraum: So klingt das All
Domenico Vicinanza komponiert anhand von Messdaten der Voyager Raumsonden
ein Musikstück. Der Physiker macht so damit die Stille des Weltalls hörbar.
Kommentar Marssonde: Leben im Weltall
Der Mars beflügelt Träume vom Leben abseits der Erde. Die Wissenschaft
braucht aber keine teure bemannte Raumfahrt. Roboter können das besser.
Neuer Pluto-Mond entdeckt: P5 ruft die Erde
Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat einen fünften Pluto-Mond entdeckt. Er
könnte weitere Hinweise zur Genese des Zwergplaneten liefern, den eine
NASA-Sonde 2015 erreichen soll.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.