# taz.de -- Erhöhung der Haftpflichtprämie: Viele freie Hebammen geben Job auf | |
> Ab 1. Juli steigt die Haftpflichtprämie für freiberufliche | |
> Geburtshelferinnen. Ihr Streit mit den Krankenkassen um Ausgleich dauert | |
> jedoch an. | |
Bild: Die Geburtshelferin sei dafür ausgebildet, einen problematischen Schwang… | |
BERLIN taz | Die freiberuflichen Hebammen in der Geburtshilfe stehen weiter | |
unter Druck. Die Haftpflichtprämie steigt ab 1. Juli auf 6.274 Euro im | |
Jahr. Bereits im Juni hatten daher rund 150 Hebammen beim Deutschen | |
Hebammenverband (DHV) ihre Haftpflicht gekündigt, sie geben damit die | |
freiberufliche Geburtshilfe auf. Dies erklärte Katharina Jeschke vom DHV. | |
Die Zahl der freiberuflichen Geburtshelferinnen sinkt stetig. Nur noch | |
2.348 freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe leisten, sind im Deutschen | |
Hebammenverband haftpflichtversichert. | |
Zwar müssten die Krankenkassen die gestiegenen Haftpflichtprämien | |
eigentlich durch höhere Honorare ausgleichen, über die genaueren | |
Modalitäten dieses Ausgleichs gibt es jedoch Streit zwischen Hebammen und | |
dem Spitzenverband der Krankenkassen. Der GKV verhandelte darüber mit den | |
Hebammen, aber es konnte noch keine Einigung erzielt werden. Stattdessen | |
wurde jetzt eine Schiedsstelle eingeschaltet, deren Entscheidung nicht vor | |
Ende Juli erwartet wird – auch daher kommt der Engpass bei den Hebammen. | |
Die Krankenkassen hatten vorgeschlagen, den Ausgleich für die höhere | |
Haftpflichtprämie auf zweierlei Weise zu gewähren: Einmal sollte das | |
Honorar pro Geburt steigen. Zum zweiten sollten aber Hebammen, die nur | |
wenige Geburten im Jahr haben, einen sogenannten Sicherstellungszuschlag | |
bekommen, heißt es in einer Mitteilung der GKV. Damit sollte auch die | |
Existenz dieser Hebammen gesichert werden, denn sie müssen die gleiche | |
Haftpflichtprämie zahlen wie Hebammen mit mehr Geburten. Diese Kombination | |
hätte allerdings zur Folge gehabt, das Hebammen mit mehr Geburten | |
schlechter gestellt würden als bisher. Der Hebammenverband lehnte diesen | |
Vorschlag ab. | |
Die Kassen wollen bei Hausgeburten zudem Qualitätskriterien einführen, die | |
der Gesetzgeber gefordert hat. Danach soll eine Schwangere vor einer | |
Hausgeburt einen Frauenarzt konsultieren und einen Ultraschall machen | |
lassen müssen, wenn der errechnete Geburtstermin um drei Tage überschritten | |
ist, erklärte GKV-Sprecher Florian Lanz. Diese Kriterien gelten bereits für | |
Geburtshäuser, sagte er. | |
Der Hebammenverband wirft den Krankenkassen aber vor, damit neue | |
Ausschlusskriterien für Hausgeburten einzuführen. Die bisherige Praxis in | |
den Geburtshäusern habe den Willen der Frau und die Entscheidung der | |
Hebamme mit einbezogen. Eine Gefährdung sei bei den derzeit vorliegenden | |
Ausschlusskriterien nicht wissenschaftlich beweisbar. Eine Überschreitung | |
des errechneten Entbindungstermins käme sehr häufig vor, würde aber nicht | |
automatisch eine Gefährdung für Mutter und Kind bedeuten, erklärte Jeschke. | |
Die Hebamme sei dafür ausgebildet und befähigt, zu erkennen, wann eine | |
Schwangerschaft problematisch verlaufe. | |
30 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Hebamme | |
Geburt | |
Versicherung | |
Hebamme | |
Hebammen | |
Hebammen | |
Bundesministerium für Gesundheit | |
Streitfrage | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Männliche Geburtshilfe: Er ist Hebamme | |
In Berlin gibt es nur einen Mann, der Babys ins Leben begleitet. Nicht alle | |
Frauen begeistert die Idee, sich von ihm helfen zu lassen. | |
Neues Gesetz für Geburtshilfe: Hebammen weiter unter Druck | |
Die neue Beschränkung der Haftpflicht für Fehler in der Geburtshilfe soll | |
die Hebammen entlasten. Ob sie greifen wird, ist fraglich. | |
Medizinethiker über Hebammen: „Geburt braucht Raum“ | |
Keine Hebamme kann eine Garantie für eine problemlose Geburt geben, sagt | |
Giovanni Maio. Der Medizinethiker findet aber: Das müssen sie auch nicht. | |
Hebammen und Politik: Wer haftet für das Risiko Geburt? | |
Der Beruf der Hebamme ist gefährdet. Die Politik sucht nach Lösungen. Die | |
wichtigste Frage ist, wer zahlt, wenn etwas schiefläuft. | |
Die Streitfrage: Geburt zu Hause oder in der Klinik? | |
Absurd hohe Versicherungskosten für Hebammen machen Hausgeburten fast | |
unmöglich. Aber ist eine Geburt in der Klinik nicht eh' besser? |