# taz.de -- Migrationspolitik in Dänemark: Hauptsache unattraktiv | |
> Die neue dänische Regierung bringt ein Gesetz auf den Weg, das | |
> finanzielle Hilfen für Asylsuchende um die Hälfte reduziert. | |
Bild: Unerwünscht: iranische und afghanische Flüchtlinge in Dänemark | |
Stockholm taz | Das ist nur traurig“, meint Morten Østergaard, Chef der | |
linksliberalen dänischen „Radikalen“: „Will eine Mehrheit im Parlament s… | |
und den Dänen wirklich weismachen, dass Menschen, die auf der Flucht vor | |
dem Terror des IS sind und sich von einem Strand in Libyen aus auf die | |
lebensgefährliche Bootsfahrt übers Mittelmeer wagen, nur von einem Wunsch | |
getrieben werden: Dänemarks Sozialsystem auszunutzen?“ | |
Eine Mehrheit im Kopenhagener Folketing scheint das tatsächlich so zu | |
sehen: Der „blaue Block“ aus Rechtsliberalen, Dänischer Volkspartei, | |
Konservativen und Liberaler Allianz, der die Parlamentswahlen Mitte Juni | |
gewonnen hatte, hat sich auf ein Gesetz geeinigt, das unter anderem die | |
finanzielle Unterstützung für Asylsuchende und ihre Familien fast halbieren | |
wird. Ausdrücklicher Zweck der Neuregelung: Dänemark „weniger attraktiv“ | |
für Flüchtlinge zu machen. | |
Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen, der mit seiner rechtsliberalen | |
Minderheitsregierung erst vor einer Woche sein Amt angetreten hatte, konnte | |
es damit offenbar gar nicht schnell genug gehen: Am Freitag lag das Gesetz | |
dem Parlament zur ersten Lesung vor, damit es noch vor den Sommerferien | |
beschlossen werden und zum 1. September in Kraft treten kann. | |
Die „Sofortintervention auf dem Asylsektor“ trägt deutlich die Handschrift | |
der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei. Was Vermutungen bestätigen | |
dürfte, dass dieser ein entscheidender Einfluss auf die Regierungspolitik | |
eingeräumt wird, obwohl sie eine formale Kabinettszugehörigkeit abgelehnt | |
hatte. | |
## Viel weniger Flüchtlinge als Schweden | |
Andreas Kamm, Generalsekretär der Flüchtlingshilfsorganisation Dansk | |
Flygtningehjælp, weist nicht nur darauf hin, dass Dänemark als | |
Flüchtlingsland im EU-Vergleich im Mittelfeld liegt und im Verhältnis zur | |
Einwohnerzahl deutlich weniger Flüchtlinge aufnimmt als Schweden oder | |
Deutschland. | |
Er bezweifelt auch, ob die jetzigen Kürzungen bei Sozialhilfe, Wohnungs- | |
und Kindergeld wirklich dazu führen werden, dass nun weniger Asylsuchende | |
nach Dänemark kommen. Auch stelle sich die Frage, ob so eine | |
Ungleichbehandlung zwischen dänischen und nichtdänischen Empfängern | |
staatlicher Leistungen nicht gegen nationales oder internationales Recht | |
verstoße. | |
Kritik an den Kürzungen kommt auch von anderen | |
Flüchtlingshilfsorganisationen und dem Roten Kreuz: Es gebe keine Belege, | |
dass für Menschen auf der Flucht die Höhe öffentlicher Leistungen Einfluss | |
auf die Wahl ihres Fluchtlands habe, betont Rote-Kreuz-Vorsitzender Anders | |
Ladekarl: „Wir bekommen nicht weniger, aber ärmere Flüchtlinge.“ Das alles | |
werde vor allem auf Kosten der Kinder gehen. | |
3 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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