# taz.de -- Zuspitzung der Krise in Burundi: Hohe Politiker fliehen aus dem Land | |
> Kurz vor der Parlamentswahl bröckelt in Burundi das Lager des | |
> umstrittenen Präsidenten Nkurunziza. Die Gewalt in Bujumbura nimmt zu. | |
Bild: Polizei in der Stadt Jenda in Burundi führt gefesselte Demonstranten ab,… | |
BERLIN taz | Kurz vor Beginn eines Wahlmarathons in Burundi, den die | |
Opposition in dieser Form ablehnt, spitzt sich die Krise des Landes weiter | |
zu. Gervais Rufyikiri, zweiter Vizepräsident von Burundi, setzte sich nach | |
Belgien ab und erklärte am späten Dienstag im Fernsehen, er könne das | |
„verfassungswidrige Bestreben“ des burundischen Präsidenten Pierre | |
Nkurunziza nicht länger unterstützen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch | |
Parlamentspräsident Pie Ntavyohanyuma nach Brüssel geflohen sein soll. | |
Nkurunziza, Führer der ehemaligen Hutu-Guerillabewegung CNDD-FDD | |
(Nationalkomitee/Kräfte zur Verteidigung der Demokratie), will sich bei den | |
Präsidentschaftswahlen dieses Jahr für eine dritte fünfjährige Amtszeit | |
aufstellen, obwohl die Verfassung eine Begrenzung auf zwei Amtszeiten | |
vorsieht. | |
Wochenlange Proteste mit mittlerweile über 70 Toten und einen Putschversuch | |
hat er überstanden und den mehrfach veschobenen Wahltermin nun auf den 15. | |
Juli festgelegt. Bereits am kommenden Montag sollen Parlamentswahlen | |
stattfinden. Der Wahlkampf findet in einem Klima der Einschüchterung durch | |
die Polizei und die CNDD-FDD-Jugendmiliz „Imbonerakure“ statt. Über 100.000 | |
Menschen sind ins Ausland geflohen. | |
Mehrere Regionalorganisationen haben gefordert, die Wahlen zu verschieden, | |
bis Dialog zwischen Regierung und Opposition und eine Entwaffnung von | |
Milizen die Situation entschärft hat. Aber am Dienstag boykottierte die | |
CNDD-FDD das erste Dialogtreffen, das der frisch ernannte | |
UN-Sonderbeauftragte Abdoulaye Bathily in Burundis Hauptstadt Bujumbura | |
einberufen hatte. | |
## „Ein klarer Verfassungsbruch“ | |
Die Regierungspartei sprach von einer „verborgenen Agenda“ und warnte: | |
„Jeder, der versucht, den Wahlprozess aufzuhalten, ob Burunder oder | |
Ausländer, wird von der CNDD-FDD genauso angesehen werden wie diejenigen, | |
die am 13. Mai versuchten, die Staatsmacht wegzuputschen.“ | |
Dies war für Vizepräsident Rufyikiri offenbar zu viel. Der ranghöchste | |
CNDD-FDD-Politiker in Burundi nach dem Präsidenten setzte sich nach Belgien | |
ab, dessen Staatsbürgerschaft er zusätzlich zur burundischen hält, und | |
hinterließ Nkurunziza einen Brief, in dem er ihn zum Amtsverzicht | |
aufforderte: „Stellen Sie die Interessen des burundischen Volkes vor Ihre | |
eigenen und ziehen Sie Ihre Präsidentschaftskandidatur zurück, denn sie | |
bricht die Verfassung.“ | |
Die Flucht des Parlamentspräsidenten Ntavyohanyuma wurde von der Opposition | |
vermeldet, er selbst äußerte sich zunächst nicht. | |
## Bewaffnete Zwischenfälle nehmen zu | |
Derweil wird die Lage in Bujumbura immer prekärer. Bei einer Serie von | |
Granatenanschlägen starben am Mittwoch midnestens drei Menschen; erst am | |
Montag hatten Anschläge in Bujumbura vier Tote gefordert. Journalisten in | |
der Stadt melden jede Nacht Gewehrfeuer. | |
Die Regierung behauptet, nach Ruanda geflohene Oppositionelle würden von | |
dort aus den bewaffneten Kampf organisieren. An der US-Botschaft, vor der | |
seit Wochen oppositionelle Studenten kampieren, weil sie sich dort vor | |
Angriffen der Sicherheitskräfte sicher fühlen, drangen am Mittwoch rund 150 | |
Studenten auf das Botschaftsgelände vor und wurden dort vor der anrückenden | |
Polizei in Sicherheit gebracht. | |
25 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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