# taz.de -- Kommentar zu griechischen Schulden: Das ist kein Theaterstück | |
> Die Beteiligten im Griechenland-Streit riskieren mit ihren taktischen | |
> Spielchen ein Desaster. Das gefährdet die Zukunft von Millionen von | |
> Menschen. | |
Bild: Was nun? Grafitti in Athen. | |
Wäre der griechische Schuldenstreit eine Theaterinszenierung, die Zuschauer | |
hätten den Saal längst frustriert verlassen. Die ständige Wiederholung | |
vermeintlicher dramatischer Höhepunkte, in denen regelmäßig von einer | |
„letzten Chance“ die Rede ist, wirken unrealistisch und gestellt. Die | |
gewaltige Überlänge übertrifft einerseits jede Wagner-Aufführung, was sich | |
andererseits aber nur in ausufernder Langeweile manifestiert. | |
Unglücklicherweise können wir diese Inszenierung nicht verlassen, weil | |
dieser Theatersaal aus ganz Europa besteht. | |
Akzeptiert Griechenland nun doch das eine Prozent beim Primärüberschuss, | |
wie am Montag gemeldet? Wird im Gegenzug die Mehrwertsteuererhöhung etwas | |
kleiner ausfallen? Antworten auf diese Fragen sind müßig, weil sich die | |
Protagonisten aus Brüssel, Berlin und Athen als Schauspieler verkleidet | |
haben, deren Äußerungen taktisch motiviert sind und die sich nicht in ihre | |
Skripts schauen lassen. Je länger das Stück andauert, desto mehr befürchten | |
sie und wir dessen Ende. Dann, erst dann wird es noch einmal spannend. | |
Hier findet nämlich kein Theaterstück statt. Es geht um die Zukunft von | |
Millionen Menschen. Von einer Einigung könnte es abhängig sein, ob die | |
Griechen demnächst noch Geld für Medikamente übrig haben und ob in | |
Deutschland die Arbeitslosigkeit steigt, ob Europa als Ganzes bestehen | |
bleibt oder sich politisch zerlegt. | |
Einstweilen aber ist den Protagonisten dieses Trauerspiels nur eines | |
wichtig: dass der jeweils andere die Schuld trägt, sollte es keine Einigung | |
geben. Diese vorweggenommen Schuldzuweisungen lassen befürchten, dass den | |
Teilnehmern die Verteidigung der eigenen Unschuld wichtiger wird als ein | |
positives Ergebnis. Anders gesagt: Sie alle riskieren mit ihren taktischen | |
Spielchen ein Desaster. | |
15 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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