# taz.de -- Rettungsschiff für Flüchtlinge: Ein Boot für Hunderttausende | |
> Die „Sea-Watch“ ist auf Lampedusa eingetroffen. Die erste Rettungsfahrt | |
> für Flüchtlinge, die von Libyen kommen, soll in knapp einer Woche | |
> beginnen. | |
Bild: Hier noch auf der Südelbe bei Hamburg, jetzt schon im Mittelmeer. | |
HAMBURG dpa | Nach knapp acht Wochen auf See hat der für eine | |
Flüchtlings-Hilfsaktion umgebaute Fischkutter „Sea Watch“ in der Nacht zum | |
Freitag die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa erreicht. Mit dem Schiff | |
will eine private Initiative Hilfe im Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer | |
leisten. Das Schiff war am 19. April in Hamburg gestartet. Die „Sea Watch“ | |
soll zwischen Libyen und Lampedusa kreuzen und Bootsflüchtlinge in Seenot | |
der Küstenwache melden. | |
„In den nächsten Tagen werden wir das Boot noch etwas umbauen“, sagte | |
Initiator Harald Höppner der Deutschen Presse-Agentur. “So soll eine | |
Seilwinde für ein neues Beiboot und eine Meerwasser-Entsalzungsanlage | |
eingebaut werden.“ Danach sollen Notsituationen wie “Mann über Bord“ ge�… | |
werden. Vermutlich am Donnerstag nächster Woche werde die erste | |
Rettungsfahrt beginnen. | |
Die „Sea-Watch“ soll nicht selbst Bootsflüchtlinge an Bord nehmen. “Daf�… | |
ist das 21 Meter lange und gut fünf Meter breite Schiff zu klein“, sagte | |
Höppner. Vielmehr soll die Besatzung nach Flüchtlingen in Not Ausschau | |
halten und dann die Küstenwache verständigen. An Bord sind vier Mann | |
Besatzung, drei Mediziner und ein Journalist. Das Basiscamp ist auf | |
Lampedusa. Die Insel ist die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge aus Libyen. | |
Die Entfernung zwischen Libyen und Lampedusa beträgt um die 300 Kilometer. | |
Die Initiative aus Brandenburg finanziert sich durch eigenes Geld und | |
Spenden. „Inzwischen kommen genügend Spenden, dass wir nicht mehr nur | |
eigenes Geld aufwenden müssen“, sagte Höppner. Der Einsatz sei aber | |
kostspielig. “Eine Tankladung Diesel – 1,60 Euro pro Liter – kostet allein | |
schon etwa 6000 Euro.“ | |
## Mehr Flüchtlinge im Sommer | |
„Fast jeden Tag kommen hier Flüchtlinge an“, hat Höppner beobachtet. “I… | |
glaube, jetzt im Sommer werden es vielleicht noch mehr werden, wenn die See | |
ruhig ist.“ Seenotrettung allein werde das Problem nicht lösen können. | |
“Wichtig ist, legale Wege nach Europa zu eröffnen.“ | |
Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Internationalen Organisation für | |
Migration (IOM) mehr als 102.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa | |
geflohen. Im gesamten vergangenen Jahr waren es mehr als 170.000. Auf dem | |
gesamten Mittelmeer verloren im vergangenen Jahr 3.500 Flüchtlinge ihr | |
Leben, schätzen die Vereinten Nationen. | |
Die Initiative will mit der Aktion Flüchtlinge retten, aber auch die | |
Öffentlichkeit aufrütteln. Im April hatte Höppner als Gast der Talk-Show | |
„Günther Jauch“ den Moderator, die Gäste und die Zuschauer dazu gebracht, | |
vor laufender Kamera eine Schweigeminute für die vielen Opfer einzulegen. | |
12 Jun 2015 | |
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