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# taz.de -- Randale unter Kurden: HDPler rächen sich an Islamisten
> Heftige Auseinandersetzungen unter kurdischen Parteien fordern im Osten
> der Türkei mehrere Tote. Vorausgegangen war ein Mord.
Bild: Türkische Polizisten patrouillieren am Dienstagabend im Panzerwagen durc…
ISTANBUL taz | Bei schweren Auseinandersetzungen in der kurdischen
Metropole Diyarbakir im Südosten der Türkei sind am Dienstagabend drei
Menschen getötet worden, in anderen Berichten ist sogar von vier Toten die
Rede.
Den Unruhen vorausgegangen war der Mord an dem Vorsitzenden der
islamistischen Hilfsorganisation Ihya-Der, Aytan Baran. Baran wurde vor
seinem Haus erschossen. Die Hilfsorganisation ist ein Ableger der
islamistischen kurdischen Partei Hüda-Par, die in Konkurrenz zur HDP steht,
bei den Wahlen aber nur Stimmen im Promillebereich bekam.
Die Anhänger von Baran warfen der PKK vor, für den Mord verantwortlich zu
sein. Angeblich gab es zuvor Drohungen aus PKK-Kreisen. Am Dienstagabend
folgten dann schwere Auseinandersetzungen zwischen zumeist jugendlichen
Anhängern der PKK und der Hüda-Par.
HDP-Co-Chef Selahattin Demirtas hat die Auseinandersetzungen am Mittwoch
scharf verurteilt und seine Anhänger dazu aufgerufen, ruhig zu bleiben. In
Diyarbakir ist aber sowieso schon eine sehr angespannte Stimmung, seit bei
zwei Bombenanschlägen während einer HDP-Großkundgebung drei Tage vor der
Wahl schon einmal vier Leute getötet wurden.
Die HDP-Führung hat auch jetzt den Verdacht, dass der abgewählten Regierung
von Ahmet Davutoglu und Präsident Tayyip Erdogan Unruhen in den kurdischen
Gebieten sehr gelegen kommen. „Die Polizei unternimmt nichts, um die
Unruhen zu verhindern“, sagte Demirtas. „Offenbar will die AKP zeigen, dass
es ohne sie nur zu Gewalt und Chaos kommt“.
Auf der anderen Seite gibt es unter jugendlichen HDP- und PKK-Anhängern
aber schon länger eine explosive Stimmung. Die Jugendlichen wollen sich von
Polizei, Behörden und Islamisten nichts mehr gefallen lassen. Viele
Beobachter befürchteten, dass die Parteiführung der HDP bei einem Scheitern
an der Zehnprozenthürde viele ihrer Anhänger nicht mehr von gewaltsamen
Aktionen würde abhalten können.
Es ist deshalb nicht ganz von der Hand zu weisen, dass einige PKK-Anhänger
den verfeindeten Islamisten einmal demonstrieren wollten, dass sich die
Machtverhältnisse verändert haben.
10 Jun 2015
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Kurden
Parlamentswahl Türkei 2015
Parlamentswahl Türkei 2015
Recep Tayyip Erdoğan
Schwerpunkt Türkei
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