# taz.de -- Politologin über Familienarbeitszeit: „Die Idee ist ein wenig le… | |
> Die Grünen wollen Eltern mit einem Kontomodell mehr Zeit mit ihren | |
> Kindern ermöglichen. Nichts für Geringverdiener, sagt Barbara König. | |
Bild: Mehr Zeit für viele grüne Mittelstandskinder. | |
taz: Frau König, die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt [1][hat | |
Arbeitszeitkonten für junge Leute vorgeschlagen]: rechtzeitig mehr arbeiten | |
und später die angesammelten Stunden abbummeln, um die Kinder zu betreuen. | |
Klingt charmant. | |
Barbara König: Solche Langzeitarbeitskonten gibt es bereits. Manche | |
Großunternehmen bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, über | |
Jahre hinweg mehr zu arbeiten, um später eine Auszeit nehmen zu können. | |
Dieses Modell ist nicht weit verbreitet, weil es Risiken birgt. | |
Welche? | |
Das Unternehmen könnte pleitegehen, dann ist das Arbeitszeitkonto futsch. | |
Unklar ist auch, was passiert, wenn man den Betrieb wechselt, und der neue | |
hat gar kein Zeitkonto. | |
Diese Risiken birgt auch das grüne Modell? | |
Ja. Unabhängig davon tragen die Beschäftigten die Kosten für die Auszeit | |
selbst. | |
Das können sich also nur Gutverdienende leisten? | |
Die wenigen Beschäftigten, die die Konten bislang nutzen, sind | |
hauptsächlich besserverdienende Männer. Möglicherweise haben die Grünen sie | |
als Zielgruppe im Blick. Es sollte aber darum gehen, dass alle Eltern von | |
Zeitmodellen profitieren, also auch Geringverdienende. | |
Die Grünen debattieren noch weitere Modelle: zum Beispiel wie man | |
Vollzeitjobs flexibler gestalten kann, ein Bafög für Weiterbildungsphasen | |
und ein Pflegezeitmodul. | |
Das ist richtig, denn die Idee des Arbeitszeitkontos ist ein wenig | |
lebensfern. Die Umsetzung dürfte schon an ganz praktischen Fragen | |
scheitern: Wann sollen die jungen Menschen die Zeit denn ansparen? Wenn sie | |
in den Beruf einsteigen und ohnehin schon viel arbeiten, zeitgleich aber | |
auf Partnersuche sind oder eine Familie gründen wollen? | |
Katrin Göring-Eckardt hat vorgeschlagen, dass sich der Staat finanziell | |
beteiligen soll. | |
Das wiederum ist eine wichtige und richtige Forderung. Trotzdem sollte man | |
genau überlegen, welche Arbeitszeitreduzierungen wirklich sinnvoll sind und | |
wie diese von der Gesellschaft getragen werden könnten. Sollten in erster | |
Linie Kindererziehungszeiten gefördert werden? Oder eher Pflegephasen? Oder | |
doch lieber die Weiterbildung? Darüber brauchen wir eine Debatte. | |
Sie haben jeden Tag mit Familien zu tun. Welche Modelle präferieren sie? | |
Eltern wünschen sich vor allem Modelle, die partnerschaftlich orientiert | |
sind, also bei denen beide Elternteile gleichermaßen arbeiten und die | |
Kinder betreuen. | |
Wie die 32-Stunden-Woche für Eltern, die Familienministerin Schwesig | |
favorisiert? | |
Das wäre eine gute Möglichkeit. | |
Manuela Schwesig hat vorgeschlagen, Vätern, die ihre Arbeitszeit | |
reduzieren, einen Verdienstausfall zu zahlen. Warum muss man Männer | |
eigentlich immer mit Geld locken? | |
Offensichtlich denken Männer hauptsächlich ökonomisch. Das kann man gut am | |
Elterngeld beobachten. Als es das noch nicht gab, haben 4 Prozent der | |
Männer Elternzeit genommen. Jetzt sind es ungefähr 30 Prozent. Unabhängig | |
davon steigt ja, wenn Vater und Mutter arbeiten, das Familieneinkommen. Und | |
davon haben beide etwas. | |
26 May 2015 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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