# taz.de -- Linke Szene in Berlin: Sie strömen weiter | |
> Die linke Szene in Berlin ordnet sich neu. Nun löst sich auch die Gruppe | |
> Fels auf. Die rund 120 Aktivisten treten der Interventionistischen Linken | |
> bei. | |
Bild: Die Szene bleibt aktiv, aber unter anderem Namen: Bild vom 1. Mai in Kreu… | |
BERLIN taz | Die Neuordnung der linksradikalen Szene Berlins steht vor | |
ihrem vorläufigen Abschluss. Unter der dialektischen Überschrift „Aufhören, | |
um weiterzumachen“ hat am Donnerstag die Gruppe Fels („Für eine linke | |
Strömung“) ihre Auflösung zugunsten einer größeren Organisierung verkünd… | |
Die etwa 120 Aktiven treten dem bundesweiten Zusammenschluss | |
Interventionistische Linke (IL) bei. Die Organisation mit mehr als 20 | |
Ortsgruppen war zuletzt maßgeblich an den Blockupy-Protesten in Frankfurt | |
am Main beteiligt. | |
Die Entscheidung für die Fusion in einer gemeinsamen Berliner IL-Gruppe | |
hatten im vergangenen Herbst bereits Avanti und Teile der | |
Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) getroffen. Der mit dem Beitritt von | |
Fels vollendete Zusammenschluss der drei ehemaligen Szenegrößen soll dabei | |
keineswegs als Ausdruck der Schwäche verstanden werden; vielmehr wollen die | |
Beteiligten durch die Bündelung der Kräfte eine für die radikale Linke | |
bislang unerreichte gesellschaftliche Relevanz erlangen. | |
Etwa 200 Personen werden sich künftig in die Berliner IL einbringen, in | |
wöchentlichen Plena, Arbeitsgruppen- und Bündnistreffen. Die Aktivisten | |
entwickeln damit eine deutlich größere Handlungsfähigkeit als etwa Attac | |
Berlin. Dort sind zwar mehr als 1.500 Mitglieder eingetragen, der Großteil | |
davon ist aber passiv. | |
Für die Gruppe Fels ist der Schritt logische Konsequenz ihres | |
Politikansatzes. Schon bei ihrer Gründung 1991 formulierte sie den | |
Anspruch, „eine mindestens bundesweit organisierte radikale Linke zu | |
initiieren“. Mit der 2005 als loses Bündnis ins Leben gerufenen IL, die | |
seit vergangenem Jahr den Weg der Umwandlung zu einer festen Organisation | |
eingeschlagen hat, sieht man diese Möglichkeit gekommen. | |
## Ein Auffangbecken | |
Schon in den letzten Jahren hatte sich Fels im Rahmen der IL an Aktionen | |
wie „Dresden Nazifrei“ oder Blockupy beteiligt. Auf Berliner Ebene | |
engagierten sich die Mitglieder etwa beim Volksbegehren für die | |
Rekommunalisierung der Energieversorgung und hatten einige Jahre die | |
Mayday-Paraden der prekär Beschäftigten am 1. Mai mitveranstaltet. | |
Die Aktiven aus dem Spektrum der IL, die sich selbst gern als postautonom | |
beschreiben, entsprechen keineswegs dem Bild von den jungen, schwarz | |
gekleideten Radikalen. Ausgehend von einer Kritik an Selbstbezogenheit und | |
Kampagnenhopping der Autonomen, verbindet dieses Spektrum der Anspruch an | |
grundlegende Verschiebungen der Kräfteverhältnisse. Dazu wird eine | |
Scharnierfunktion eingenommen und versucht, unterschiedliche Akteure für | |
die Durchführung von Aktionen zu gewinnen. Der Berliner Verfassungsschutz | |
spricht in diesem Zusammenhang von der Verbindung von „Autonomen über | |
soziale Bewegungen, zivilgesellschaftliche Organisationen bis zu Parteien | |
und Gewerkschaften“. | |
Nicht alle linksradikalen Aktivisten in Berlin tragen diesen | |
spektrenübergreifenden Ansatz mit. Ein Auffangbecken für die Verfechter | |
klassischer autonomer Politik, vor allem ehemaliger Mitglieder von ALB und | |
ARAB, bildet seit Anfang des Jahres die neu gegründete Gruppe Radikale | |
Linke Berlin (RLB). | |
Schon unmittelbar nach ihrer Gründung hatte sich der Verfassungsschutz in | |
einer Stellungnahme mit der RLB beschäftigt und als gemeinsames Element der | |
Beteiligten „Militanz“ ausgemacht. Vor dem 1. Mai hatte diese Gruppe ein | |
soziales Zentrum gefordert. Der Versuch, am Rande der Revolutionären | |
1.-Mai-Demo ein ehemaliges Kaufhaus zu besetzen, scheiterte allerdings | |
mangels Bereitschaft der Demonstrationsteilnehmer. | |
21 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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