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# taz.de -- Hauptversammlung der Deutschen Bank: Bosse unter Beschuss
> Auf der Hauptversammlung des Instituts hagelt es Kritik von Seiten der
> Aktionäre. Das Geldhaus will das Investmentgeschäft stärken.
Bild: Die Buhmänner: Deutsche-Bank-Chefs Jain (links) und Fitschen.
HAMBURG taz | Kritik prasselt von vielen Seiten auf die Führung der
Deutschen Bank hernieder. Den morgendlichen Auftakt zur Hautversammlung in
Frankfurt bildete eine Demonstration von sich geprellt fühlenden
Immobilienkunden vor dem Landgericht München. Dort sind der Co-Vorsitzende
Jürgen Fitschen und seine Amtsvorgänger wegen Prozessbetrugs angeklagt. Für
Rechtsanwalt Reiner Fuellmich ist Deutschlands Nummer eins „eine kriminelle
Vereinigung, die sich in den letzten Jahren nur noch mühsam als seriöse
Bank getarnt hat“.
Auf der Hauptversammlung warf der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen
und Aktionäre der Bank vor, weiterhin Klimasünder und ein drohendes
Umweltdesaster in Bangladesch zu finanzieren. Und die internationale
Aktionärsvereinigung Institutional Shareholder Services verweigerte
Fitschen und dem anderen Co-Chef Anshu Jainain am Donnerstag die
Entlastung.
43 Prozent des Grundkapitals gehören laut Angaben der Deutschen Bank
ausländischen Aktionären. Prozesse wie in München, milliardenschwere
Vergleichszahlungen an Aufsichtsbehörden in aller Welt, der schleppende
Geschäftsgang und ein strategisches Hickhack haben dem Image der
Doppelspitze und des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner geschadet.
Im Mittelpunkt des Aktionärstreffens stand daher der Umbau des Vorstandes.
Privatkunden-Chef Rainer Neske, der die Trennung von der Postbank
vergeblich verhindern wollte, verlässt seinen Posten. 200 der 700 Filialen
sollen geschlossen werden. Wenige Stunden vor Beginn des Aktionärstreffens
hatte der Aufsichtsrat überraschend einen weitreichenden Umbau des
Topmanagements beschlossen: Co-Chef Anshu Jain bekommt mehr Macht.
## Strategie bisher keine reine Erfolgsgeschichte
Damit befindet sich die bisher breit aufgestellte Universalbank, die damit
gut durch die Finanzkrise kam, auf dem Weg zu einer risikofreudigen
Investmentbank nach angelsächsischem Muster. Davon versprechen sich auch
viele Aktionäre wieder höhere Gewinne und einen steigenden Börsenkurs. Die
Aktie ist seit Jahren auf Talfahrt. Mit einem Börsenwert von 40 Milliarden
Euro ist der Global Player international nur noch ein Leichtgewicht – so
wird die britische HSBC mit über 160 Milliarden Euro notiert.
Jain und der zweite Co-Chef Jürgen Fitschen räumten vor den mehreren
tausend Aktionären ein, dass ihre „Strategie 2020“ bisher keine reine
Erfolgsgeschichte war. Der Abbau von Altlasten sei teurer und dauere länger
als gedacht. „Wir liefern Ihnen noch nicht die Renditen, die Sie erwarten
und verdienen“, rief Fitschen den teilweise erbosten Aktionären zu. Aber:
„Wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Dem widerspricht Finanzmarktexperte Rudolf Hickel: Mit dem „erzwungenen
Ausscheiden“ von Rainer Neske habe sich die Deutsche Bank wieder für das
Investmentgeschäft und damit „für die Krisen- und Korruptionsanfälligkeit�…
entschieden. Der versprochene Kulturwandel werde so zur Sprechblase eines
„Weiter so“. Neue Vorstände „mit weißer Weste“ sollten mit einem
zukunftsfähigen Bankkonzept den Neuanfang probieren, forderte Hickel
stattdessen.
21 May 2015
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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Deutsche Bank
Investmentbanking
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