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# taz.de -- Die miesen Deals der Deutschen Bank: Nicht nur die üblichen Verdä…
> Bei der Hauptversammlung der skandalgeschüttelten Deutschen Bank dürfte
> es turbulent zugehen. Auch Großanleger sind verstimmt.
Bild: Turbulent geht es derzeit bei der Deutschen Bank zu.
BERLIN taz | Helmut Bertagnolli, Chemieprofessor im Ruhestand, will dem
Vorstand der Deutschen Bank einen Denkzettel verpassen. Nachdem seine Frau
starb, zwang die Bank ihn, ein neues Konto anzulegen – statt das gemeinsame
auf seinen Namen umzuschreiben, wie es andere Banken machen.
Das war ein enormer Aufwand: Der Freiburger musste das neue Konto zig
Stellen melden, Daueraufträge und anderes ändern. „Dass die Deutsche Bank
das verlangt, ist symptomatisch für ihren Umgang mit Privatkunden“, sagt
der Pensionär, der zugleich Kleinaktionär bei der Deutschen Bank ist. Er
hat die Nicht-Entlastung des Vorstands bei der Hauptversammlung am
Donnerstag beantragt.
Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften sind eine Art
Eigentümerparlament. Viel mehr als ein Petitionsrecht haben die Investoren
allerdings nicht. Sie können Anträge stellen, Reden halten und wählen den
Aufsichtsrat, über dessen Entlastung sie ebenso entscheiden wie über die
des Vorstands.
Selbst wenn sie wollten, könnten die Aktionäre den Vorstand mit der
Doppelspitze Jürgen Fitschen und Anshu Jain nicht abwählen. Das kann nur
der Aufsichtsrat. Trotzdem wird die Abstimmung über die Entlastung des
Vorstands mit Spannung erwartet.
Vor Kurzem haben Fitschen und Jain die neue Strategie für die Bank
präsentiert: Sie bringen die erst 2010 übernommene Tochter Postbank an die
Börse, schließen fast ein Viertel der Filialen in Deutschland und streichen
eine noch nicht bekannte Zahl an Jobs. Gleichzeitig wollen sie die
Vermögensberatung für Superreiche ausbauen und die Investmentsparte
stärken.
Die Aktionäre überzeugt das nicht. Das ist nicht der Neuanfang, den sie
sich wünschen. Viele Anteilseigner haben genug von Rechtsbrüchen, Skandalen
und Rekordstrafen rund um die Deutsche Bank. Menschenrechtler und
Umweltschützer haben die Bank schon lange im Visier. Seit Jahren versuchen
sie mit Anträgen bei Hauptversammlungen als kritische Aktionäre auf miese
Geschäfte mit Rüstungsfirmen oder Umweltzerstörern hinzuweisen.
## Skandale schaden der Rendite
Doch diesmal sind es nicht nur die üblichen Verdächtigen, die aufbegehren.
Auch die Großanleger, die sogenannten institutionellen Investoren wie
Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter oder Versicherer, sind verstimmt.
Die vielen Skandale schaden auch der Rendite, der Aktienkurs ist auf dem
Nivieau von vor 20 Jahren. Erstmals haben mehrere einflussreiche
Aktionärsberatungshäuser wie ISS, Class Lewis oder Ivox Investoren
aufgefordert, den Vorstand nicht zu entlasten.
„Das Ausmaß der Skandale ist zu groß“, sagt Analystin Anke Zschorn von
Aktionärsberater Ivox. Die permanenten Regelverletzungen kosten richtig
viel Geld. Seit Amtsantritt von Fitschen und Jain 2012 hat die Deutsche
Bank 8,7 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten und Strafen ausgegeben,
zum Beispiel für Zinsmanipulationen.
Die Anteilseigner hätten dieses Geld lieber als Dividende ausgeschüttet
bekommen. Fitschen steht zurzeit in München wegen Prozessbetrugs gemeinsam
mit seinen Vorgängern vor Gericht. Schon diese Tatsache ist für
US-Aktionärsberater Grund genug, eine Nichtentlastung des Vorstands zu
empfehlen.
## Angst vor Kursverluste
Dass es wirklich dazu kommt, erwartet aber niemand. Zur Hauptversammlung
kommen nur etwa ein Drittel der Anteilseigner. Stimmen die drei größten
Aktionäre – der US-Vermögensverwalter BlackRock, das Emirat Katar und die
Deutsche Bank selbst – wie erwartet für die Entlastung, sind das über 40
Prozent. Die meisten Aktien befinden sich im Streubesitz, verteilen sich
also auf zahlreiche Eigentümer.
Viele fürchten um den Wert ihrer eigenen Aktie, wenn sie dem Vorstand eins
überbraten. Trotzdem ist das Abstimmungsergebnis nicht irrelevant. „Es geht
um die Signalwirkung“, sagt Analystin Zschorn.
Je schlechter das Ergebnis, desto größer ist der Handlungsdruck für den
Aufsichtsrat. In Deutschland gelten Entlastungen auf Hauptversammlungen mit
weniger als 90 Prozent der Stimmen als Ohrfeige. Schon 2014 haben die
Aktionäre mit einem Ergebnis von 86 Prozent ein Misstrauensvotum abgegeben
– Folgen hatte das aber nicht.
## Viele Ziele nicht erreicht
Vor der Hauptversammlung haben Fitschen und Jain große Investoren besucht
und für sich geworben. Jain war etwa bei Union Investment, der
Kapitalanlagegesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Sie ist mit
einem Anteil von 1 Prozent einer der 20 größten Aktionäre. „Wie wir
abstimmen, geben wir im Vorfeld nicht bekannt“, sagt ein Sprecher. Aber:
„Die Deutsche Bank hat viele Ziele nicht erreicht“. Die Rendite sei nicht
hoch genug.
Doch die Bank macht Gewinn: 2014 nach Abzug der Steuern 1,7 Milliarden
Euro. Union Investment erwartet, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Paul
Achleitner den Vorstand umbaut, aber an Fitschen und Jain festhält. „Herr
Achleitner hat unser Vertrauen“, sagt der Sprecher.
Kleinaktionär Bertagnolli hat kein Vertrauen mehr. Als Kunde hat er der
Bank den Rücken zugewandt. Weil sein persönlicher Betreuer bei der
Beerdigung seiner Frau war, behielt er ein Konto bei der Deutschen Bank.
Pro forma: „Ich bin jetzt bei der Sparkasse.“
20 May 2015
## AUTOREN
Anja Krüger
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