# taz.de -- Kontra: Die Umbenennung wäre falsch | |
> Straßennamen sind das historische Gedächtnis der Stadt. Das gilt auch für | |
> Treitschke, einem der unappetitlichsten deutschen Historiker. Soll man | |
> eine Straße, die seinen Namen trägt, deshalb umbenennen? Nein. | |
Bild: Soll nun aus dem Stadtbild verschwinden: Adolf Lüderitz | |
Die Clara-Zetkin-Straße heißt jetzt Dorotheenstraße. Das ist Mist. Keiner | |
der Bundestagsfrischlinge erfährt mehr, wie sich die DDR bis auf die | |
Straßennamen herunterbuchstabiert hat. Umso mehr wissen wir nun vom | |
friderizianischen Berlin - als ob es davon nicht genug gäbe. | |
Straßennamen sind das kulturelle und historische Gedächtnis der Stadt. Das | |
gilt nicht nur für Dorothea, die zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten, und | |
die Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Es gilt auch für Heinrich von | |
Treitschke, einem der unappetitlichsten deutschen Historiker. Soll man eine | |
Straße, die seinen Namen trägt, deshalb umbenennen? | |
Nein. Auch in Steglitz muss man dem Geist der Zeit nachspüren dürfen. Sonst | |
gerät in Vergessenheit, was die Stadtväter 1906 bewogen hatte, nicht nur | |
den Historiker von Treitschke zu würdigen, sondern auch den Antisemiten, | |
von dem der fatale Spruch stammt: "Die Juden sind unser Unglück." | |
Straßennamen sind deshalb auch ein Hinweis auf die Gegenwart. Mit den | |
verschiedenen Schichten unserer Erinnerungskultur halten wir uns selbst | |
einen Spiegel vor. Und geben der Nachwelt die Botschaft weiter, dass sich | |
Geschichte nicht einfach entsorgen lässt. Auch das Olympiastadion reißen | |
wir schließlich nicht ab. | |
21 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
Uwe Rada | |
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Umbenennung | |
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geändert. | |
Pro: Die Umbenennung wäre ein Signal | |
Das unrühmliche Treitschke-Zitat "Die Juden sind unser Unglück" gehört | |
ebenso auf die Gedenkstele wie der Hinweis, dass die Nazis es Jahrzehnte | |
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eins: die Umbenennung. | |
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