# taz.de -- Pro: Die Umbenennung wäre ein Signal | |
> Das unrühmliche Treitschke-Zitat "Die Juden sind unser Unglück" gehört | |
> ebenso auf die Gedenkstele wie der Hinweis, dass die Nazis es Jahrzehnte | |
> später für ihre Propaganda genutzt haben. Fehlt dieser Mut, hilft nur | |
> noch eins: die Umbenennung. | |
Bild: Wollen die Grünen weg haben: die Treitschkestraße. | |
Straßennamen dienen der Orientierung. Sie helfen, sich zurechtzufinden - | |
räumlich und in der nicht unproblematischen Geschichte der Stadt. Umso mehr | |
ist es zu begrüßen, wenn ein Straßenname in Steglitz-Zehlendorf eine | |
Diskussion über den Umgang mit unserer Vergangenheit auslöst. Das Ergebnis | |
dieser Debatte um die Treitschkestraße allerdings ist mau. | |
Nun kann es nicht bloß darum gehen, problematische Namen vom Stadtplan zu | |
streichen. Die Idee, einen Platz an der Treitschkestraße nach einem seiner | |
Widersacher und Opfer zu benennen, hat durchaus ihren Reiz. Straßenecken | |
können der spannungsgeladenen Geschichte Berlins gerecht werden - wie etwa | |
die Kreuzung Axel-Springer-/ Rudi-Dutschke-Straße zeigt. | |
Das aber funktioniert nur, wenn man diese Spannung auch aushält. Und ihre | |
Probleme nicht verschweigt. Dann aber gehört nicht nur das unrühmliche | |
Treitschke-Zitat "Die Juden sind unser Unglück" auf die Gedenkstele, sonder | |
auch der Hinweis, dass die Nazis es später für ihre Propaganda genutzt | |
haben. | |
Fehlt dieser Mut, hilft nur noch eins: die Umbenennung der Treitschkestraße | |
- als klares Signal für den Umgang mit der deutschen Geschichte. Der jetzt | |
vorgestellte Stelentext jedoch ist ein unakzeptabler Kompromiss. | |
21 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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geändert. | |
Kontra: Die Umbenennung wäre falsch | |
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