# taz.de -- Kommentar Spanien: Zapateros Prophezeiungen | |
> Spaniens Zahlen sind gar nicht so schlecht. Doch die Zurückstufung durch | |
> Standard&Poor's trifft das Land hart. Zapatero will die Erneuerbaren | |
> Energien beschneiden – der falsche Weg. | |
Spanien hat ein Problem. Die Zahlen sind so schlecht nicht, und dennoch | |
wurde das Land von Stabdard & Poors (S & P) einmal mehr zurückgestuft. Das | |
liegt nicht zuletzt daran, dass Regierungschef Zapatero den Ernst der Lage | |
immer wieder beschönigt und sich damit unglaubwürdig macht. | |
Vor mehr als einem Jahr redete er von "grünen Sprossen" der Wirtschaft - | |
prompt straften ihn die Zahlen der spanischen Staatsbank Lügen. Im Jahr | |
2009 prognostizierte die Regierung ein Haushaltsdefizit von 5,2 Prozent, | |
korrigierte auf 9,5 Prozent, schließlich waren es 11,2 Prozent. Immer | |
wieder erklärt Zapatero, die Arbeitslosigkeit werde nicht weiter steigen, | |
bis dann auch hier die neuen Zahlen vorliegen. Mittlerweile ist jeder | |
Fünfte ohne Arbeit, Tendenz steigend. Zuletzt prophezeite Zapatero nur | |
wenige Stunden vor der Rückstufung durch S & P eine Erholung der | |
Wirtschaft. Eine solche Politik schafft kein Vertrauen. | |
Spanien hat ein strukturelles Problem: Zapatero senkte ebenso wie sein | |
Amtsvorgänger, der konservative José María Aznar, immer wieder die Steuern. | |
Da die Wirtschaft dank der Bauwirtschaft boomte, stiegen die | |
Steuereinnahmen trotzdem. Dann platzte die Blase. Und jetzt müssen im | |
Staatshaushalt dringend 50 Milliarden Euro eingespart werden. Damit soll | |
das Defizit bis 2013 bewältigt werden. | |
Wie das Land wieder in die Wachstumszone kommen soll, auch darauf hat | |
Zapatero keine überzeugende Antwort. Die Bauindustrie als Motor ist | |
Geschichte. Die Dienstleistungen beklagen mangelnde Nachfrage. Industrie | |
gibt es nur wenig. Wenn jetzt die Regierung laut darüber nachdenkt, | |
ausgerechnet bei den erneuerbaren Energien Einschnitte vorzunehmen, um die | |
Energiekosten zu senken, gefährdet sie eine Branche, in der Spanien mit zur | |
Weltspitze gehört. Ein falsches Zeichen mehr. | |
29 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Eurokrise in Spanien: Knappes Votum für Sparpaket | |
Alle Sozialisten im Parlament in Madrid billigen Kürzungsplan. Im Haushalt | |
sollen bis 2013 stolze 65 Milliarden Euro eingespart werden, zuerst | |
Beamtengehälter und Renten. | |
Schuldenkrise in Spanien: "Die Umstände haben uns gezwungen" | |
Beamtengehälter kürzen, Babyprämien streichen: Die Schuldenkrise zwingt | |
Spanien zum Radikalkurs. Präsident Zapatero sagt: "Die Umstände haben uns | |
dazu gezwungen". | |
Ökonom Heiner Flassbeck: "Griechenland ist nicht pleite" | |
Wenn die Euro-Staaten schnell helfen, sei die Krise zu beherrschen, sagt | |
der Ökonom Heiner Flassbeck, "dieses ganze Gerede vom Staatsbankrott ist | |
kompletter und gefährlicher Blödsinn". | |
Jetzt auch Spanien herabgestuft: Griechenland im Teufelskreis | |
Auch mit einem Hilfspaket EU und IWF wird sich die griechische | |
Schuldenkrise nicht lösen lassen. Spanien abgestuft, Portugal ein zweites | |
Mal. | |
Spaniens Probleme: Herabgestuft und zerstritten | |
Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit beteuern spanische Politiker, | |
dass das Land besser dastehe als Griechenland. Premier Zapatero hat die | |
Krise aus wahltaktischen Gründen lange geleugnet. | |
Kommentar Griechenland: Parade der dummen Vorschläge | |
An den Kosten für die Rettungsaktion sollten auch die Besitzer von | |
griechischen Staatsanleihen beteiligt werden. Dieser Vorschlag der SPD | |
erscheint plausibel. | |
Buch "This time is different": Der Was-passiert-dann-Staat | |
Angeblich kümmern wir uns darum, die öffentlichen Schulden zu verringern. | |
Trotzdem steigen sie seit 60 Jahren ungebremst. Griechenland zeigt nun, | |
dass es allmählich eng wird. | |
Griechenland und Portugal: Volkswirtschaften am Abgrund | |
Die Bank von Portugal sieht schwarz, Ratingagenturen werteten das Land ab. | |
Griechenland braucht allein bis Mai 23 Milliarden Euro, um auslaufende | |
Anleihen zu bedienen. | |
Ende des Baubooms in Spanien: Die Jugend kann nur auswandern | |
Seit dem Ende des Baubooms sind hunderttausende Jugendliche arbeitslos. | |
Auch Akademiker von Rezession betroffen: "Mileuristas", die | |
1.000-Euro-Verdiener, werden sie genannt. |