# taz.de -- Griechenland und Portugal: Volkswirtschaften am Abgrund | |
> Die Bank von Portugal sieht schwarz, Ratingagenturen werteten das Land | |
> ab. Griechenland braucht allein bis Mai 23 Milliarden Euro, um | |
> auslaufende Anleihen zu bedienen. | |
Bild: Vila Nova de Milfontes, Odemira, Portugal. | |
Portugals Wirtschaft kommt nicht in Schwung. Der gestern veröffentlichte | |
Frühjahrsbericht der Zentralbank in Lissabon korrigiert die zum | |
Jahresbeginn abgegebenen Prognosen nach unten. 2010 wird das Wachstum nur | |
0,4 Prozent betragen, nicht wie im Januar vorhergesagt 0,7 Prozent. 2011 | |
werden es nur 0,8 Prozent statt bisher angenommener 1,4 Prozent sein. | |
Verantwortlich dafür ist ein stärkerer Rückgang der öffentlichen | |
Investitionen und Ausgaben. Dies ist eine Folge des Programmes der | |
Regierung zur Sanierung des Staatshaushalts. | |
Portugal ist neben Griechenland, Italien und Spanien eines der Sorgenkinder | |
der Europäischen Union. Das Haushaltsdefizit liegt derzeit bei 9,3 Prozent | |
des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Staatsverschuldung dürfte in diesem | |
Jahr von 76,6 Prozent des BIP auf über 85 Prozent steigen. Jeder zehnte | |
Portugiese ist arbeitslos. | |
Erst vergangene Woche hatte die amerikanische Rating-Agentur Fitch das Land | |
auf der Iberischen Halbinsel von AA auf AA- heruntergestuft. "Die | |
Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung sind schlechter als in der | |
restlichen Eurozone", hieß es zur Begründung. Dies werde den Staatshaushalt | |
mittelfristig unter Druck setzen. Die Konkurrenz von Standard & Poor | |
behielt die AA-Bewertung bei. Portugal sei durchaus in der Lage, sich aus | |
der Krise herauszuwirtschaften. "Die von Lissabon vorgelegten | |
Sanierungspläne werden voraussichtlich positive Effekte haben", begründete | |
S&P seine Entscheidung. Portugals Staatsanleihen liegen 139 Punkte über | |
denen Deutschlands. | |
Der portugiesische Ministerpräsident José Sócrates hatte nur einen Tag vor | |
dieser Bewertung einen Sparplan durchs Parlament gebracht. Das Ziel ist es, | |
das Haushaltsdefizit bis 2013 von derzeit 9,3 Prozent auf 2,8 Prozent zu | |
senken. Der Plan des Sozialisten Sócrates sieht dazu kräftige Einschnitte | |
vor. Die Gehälter von Beamten und öffentlichen Angestellten werden 2010 | |
eingefroren. Ab nächstem Jahr sollen sie dann weniger als die | |
Inflationsrate wachsen. Die Personalkosten sollen von bisher 11 Prozent des | |
BIP auf 10 Prozent gesenkt werden. | |
Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von 100 Millionen Euro. | |
Außerdem sollen Sozialausgaben gekürzt und die Steuern für | |
Besserverdienende angehoben werden. Ein umfangreiches | |
Privatisierungsprogramm sieht den Verkauf von Staatsbetrieben vor. Dies | |
wird nach Angaben der Regierung 6 Milliarden Euro einbringen. Der Bau der | |
Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke ins benachbarte Spanien wird um zwei Jahre | |
verschoben. | |
Unterdessen hat sich Griechenland bei der Aufstockung einer 20-jährigen | |
Anleihe weitere 390 Millionen Euro am Kapitalmarkt geliehen. Wie die | |
Schuldenagentur des Landes am Dienstag mitteilte, verkaufte das Land | |
Papiere mit einer Laufzeit bis Oktober 2022 und einem Kupon von 5,9 | |
Prozent. Ursprünglich wollte die Behörde dabei bis zu 1 Milliarde Euro | |
einnehmen. | |
Das hochverschuldete Land hatte schon am Montag mit einer Anleihe 5 | |
Milliarden Euro eingesammelt und sich damit wenige Tage nach der Einigung | |
der Euroländer auf einen Notfallplan auf dem Kapitalmarkt zurückgemeldet. | |
Allerdings hatte sich die Kauflaune in Grenzen gehalten: Die Nachfrage war | |
deutlich geringer als bei der jüngsten Emission einer zehnjährigen Anleihe | |
vor wenigen Wochen. Griechenland braucht dringend frisches Geld, um eine | |
Staatspleite abzuwenden. Allein bis Ende Mai braucht die Regierung 23 | |
Milliarden Euro, um auslaufende Anleihen bedienen zu können. | |
31 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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