# taz.de -- Spaniens Probleme: Herabgestuft und zerstritten | |
> Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit beteuern spanische Politiker, | |
> dass das Land besser dastehe als Griechenland. Premier Zapatero hat die | |
> Krise aus wahltaktischen Gründen lange geleugnet. | |
Bild: Spaniens Premier Zapatero. | |
MADRID taz | Es war ein Schlag ins Gesicht: Nur wenige Stunden nachdem der | |
spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero im Parlament von | |
einer bevorstehenden "Erholung der Wirtschaft" gesprochen hatte, stufte die | |
Ratingagentur Standard & Poors am Mittwochabend sein Land von "AA+" auf | |
"AA" herunter. | |
"Spanien ist nicht Griechenland", beteuert seither die spanische Regierung. | |
Tatsächlich hat Spanien im vorigen Jahr mit 11,2 Prozent ein | |
Haushaltsdefizit eingefahren, das in der EU nur von Großbritannien (11,5) | |
Griechenland (13,6) und Irland (14,3) übertroffen wird. Dafür ist die | |
Staatsverschuldung mit 53,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts viel geringer | |
als im ebenfalls krisengeschüttelten Nachbarn Portugal (76,8) und sogar | |
geringer als in Deutschland (73,2). | |
Das Problem Spaniens ist ein anderes. Zu lange hat Zapatero aus | |
wahltaktischen Gründen die Krise geleugnet. Während Ende 2007 überall in | |
Europa zur Sparsamkeit gemahnt wurde, rief Zapatero seine Spanier zum | |
Konsumieren auf und verteilte Steuergeschenke. Erst nach den Wahlen im März | |
2008 rückte er langsam mit der Wahrheit heraus. Immer wieder wurden | |
Wirtschaftsprognosen seither nach unten korrigiert. | |
Die Krise in Spanien ist nicht nur Folge der internationalen Krise, sondern | |
zu einem guten Teil hausgemacht. Zehn Jahre lang wuchs Spanien unaufhörlich | |
dank eines Baubooms. Nach dem Ende der Spekulationsblase ist das Bild | |
verheerend: Die Steuereinnahmen gehen zurück, die Sozialausgaben und Kosten | |
für Stimmulierungspakete steigen. Zugleich haben Unternehmen und Familien | |
bei den Banken Schulden angehäuft, die das BIP ums Doppelte übertreffen. | |
Immer mehr Banken vermelden hohe Kreditausfälle. Hunderttausende Wohnungen | |
finden keine Abnehmer. Und die Hypotheken der überteuerten Wohnungen lasten | |
schwer bei einer Arbeitslosigkeit von 20 Prozent. | |
Die Prognosen zum Wirtschaftswachstum - von 0,6 Prozent geht S & P aus - | |
lägen "ganz klar unter denen der meisten internationalen Experten", | |
versuchte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums zu beruhigen. Aber | |
während in Portugal kurz nach der Herabstufung durch S & P auf "A-" | |
Regierung und Opposition gemeinsam die geplanten Steuererhöhungen und | |
Einsparungen verteidigten, streiten sich in Spanien Zapateros Sozialisten | |
und die Konservativen weiterhin. | |
Die Regierung habe jegliche Glaubwürdigkeit verloren, erklärt die | |
Opposition und blockiert im Parlament alle Maßnahmen, die sie nur | |
blockieren kann. Die Konservativen würden Spanien schlechtreden, hält die | |
Regierung dagegen. Die Verhandlungen um einem Sozialpakt zur Ankurbelung | |
der Wirtschaft wurden abermals vertagt. Immerhin: Die Börse in Madrid | |
beruhigt sich wieder. Nachdem der Aktienindex Ibex in nur zwei Tagen um 7 | |
Prozent gefallen war, lag er am Donnerstag kurz vor Schluss bei einem Plus | |
von 2,6 Prozent. | |
29 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
R. Wandler | |
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